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New York - MERIAN Portraet

Titel: New York - MERIAN Portraet
Autoren: Bettina Winterfeld
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Wenn es nicht gerade stürmt, in Strömen gießt oder schneit, lassen sich viele erst einmal auf den Bänken nieder, um zu reden oder zu rauchen, Dampf abzulassen von der aufregenden Probe oder um sich mit ein paar Gitarrenakkorden in Stimmung zu bringen. Sie stehen in kleinen Grüppchen auf dem Bürgersteig und diskutieren, bevor sie sich auf den Weg zum Hotdog-Stand auf dem
Union Square
40 ( ▶ F 4 ) machen oder sich zum Lernen in das Café des Buchladens
Barnes & Noble
4 ( ▶ F 5 ) zurückziehen.
    Die Kurse sind international zusammengewürfelt, die Schüler kommen aus mehr als 30 Ländern. Einige sind für ein oder zwei Jahre fest eingeschrieben und absolvieren hier ihre Grundausbildung, andere kommen nur für einen vierwöchigen Workshop im »Method Acting« nach New York. Eine Schauspiel-Methode, die auf das innovative Konzept des Moskauer Schauspieltheoretikers
Konstantin Stanislawski
zurückgeht, und die selbst ausgebildeten Darstellern wie dem Frankfurter
Fabian Döring
einen »ganz neuen Zugang« zu ihren Rollen eröffnet. Neben dieser speziellen Technik stehen Fächer wie Tanz, Tai Chi, Ballett, Script-Analyse, Charakterstudie, Dialekte oder Singen, Musical oder Kamera- und Lichttechnik auf dem Stundenplan.
    Lee Strasberg wird am 17 . November 1901 als Israel Lee Strasberg in
Budzanów
geboren. Der Ort gehört damals zur Habsburger-Monarchie
Österreich-Ungarn
und ist heute Teil der Ukraine. Als er acht Jahre alt ist, emigriert seine Familie nach New York, wo Israel und seine drei Geschwister eine hebräische Highschool besuchen. Der Heranwachsende nennt sich bald Lee statt Israel und nimmt Schauspielunterricht beim innovativen
American Laboratory Theatre
.
    DIE STRASBERG-IDEE STAMMT AUS MOSKAU
    Im New York der kulturell boomenden 20 er- und 30 er-Jahre wird frei nach künstlerischen Strömungen aus der ganzen Welt experimentiert. So fällt hier auch die avantgardistische Lehre des russischen Theaterpädagogen Konstantin Stanislawski auf fruchtbaren Boden. Lee Strasberg besucht in New York eine Gastaufführung von Stanislawskis Moskauer Schauspielgruppe und ist von deren Bühnenpräsenz so beeindruckt, dass er die Grundlagen ihrer Technik genau studiert.
    1931 gründet er zusammen mit
Harold Clurman
und
Cheryl Crawford
das
Group Theatre
. Das progressive Schauspielkollektiv macht sich in New York mit kämpferischen Anti-Kriegsstücken und sozialkritischen Produktionen einen Namen. Nach seiner Auflösung ruft der Regisseur
Elia Kazan
1947 mit anderen Kollegen das
The Actors Studio
33 ( ▶ H/J 3 ) ins Leben. Lee Strasberg, der zunächst in der
Carnegie Hall
10 ( ▶ K 4 ) und an der
New School for Social Research
Privatunterricht gibt, übernimmt ab 1951 dessen künstlerische Leitung. Unter seiner Führung gewinnt die Schauspielschule internationales Renommee.
    DAS STRASBERG-PRINZIP: ARBEIT, ARBEIT, ARBEIT
    Strasberg erweitert Stanislawskis Ansatz der Verschmelzung von äußerer Rolle und innerem Empfinden mit den psychoanalytischen Erkenntnissen
Sigmund Freuds
. Sein Credo: »Menschen haben ein Grundbedürfnis nach künstlerischem Ausdruck. Damit meine ich nicht Selbstdarstellung, sondern das Bedürfnis, Dinge zu sagen und zu tun, die man im Alltag nicht vollständig artikulieren kann, die aber gesagt und getan werden müssen.«
    Um eine Rolle gut zu spielen, muss der Schauspieler zunächst alle ihre Aspekte und Motive, ihr Milieu, ihren Charakter, ihre Umgebung genau studieren und analysieren. Gleichzeitig erkundet er durch spezielle Übungen auch seine eigenen Gefühle und Empfindungen. Mit allen fünf Sinnen schöpft er aus dem Reichtum seiner bewussten und unbewussten Erfahrungen, um schließlich alle relevanten körperlichen und geistigen Ausdrucksmöglichkeiten in den schöpferischen Dienst seiner Rolle zu stellen. Dieser Prozess verläuft in vielen Schritten und wird mit Entspannungs- und Imaginationsübungen unterstützt. Strasberg ermuntert seine Schüler vor und nach der Fron: »Wunder passieren nur nach sehr harter Arbeit, selbst ein Heiliger muss hart arbeiten.«
    Lee Strasberg, so rühmt der Regisseur Elia Kazan 1955 in einem Artikel für den »New York Herald Tribune«, sei nicht nur »ein geborener Lehrer«, sondern besitze auch die »außergewöhnliche Gabe«, sich vollkommen auf seine Schüler zu konzentrieren. Das Unterrichten, Ausprobieren, Analysieren, Anleiten, Zuhören, Erklären, Untersuchen, Ermutigen, Wiederholen, Entdecken sei sein Leben.
    Die Liste der Schauspieler, die nach
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