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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen
Autoren: Susann Remke
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über die Metaebene einer solchen Hochzeit Gedanken. Schließlich hatte sie vom Leben nach dem Ja eine ganz genaue Vorstellung.
    »Ich möchte auf jeden Fall mein eigenes Bankkonto behalten«, erklärte sie Tom. »Und du das deine. Und wenn es aus praktischen Gründen sein muss, können wir uns ja noch ein gemeinsames zulegen.«
    »Was?«, fragte Tom und kräuselte die Stirn.
    »Das ist mir wichtig! Damit ich wenigstens ein bisschen das Gefühl der Unabhängigkeit habe.«
    »O-kay«, sagte Tom gedehnt.
    Und dann hatte Zoe noch ein paar weitere Vorstellungen, wie eine moderne Ehe ihrer Meinung nach auszusehen hatte. Oder besser gesagt, nicht auszusehen hatte.
    »Ich will keine Blumen zum Hochzeitstag, Valentinstag und allem anderen, was auf -tag endet. Das ist mir zu staubig.«
    »Weiter.«
    »Ich will keine Spieleabende mit befreundeten Pärchen.«
    »Weiter.«
    »Und ich will samstags auch nicht mit der Ehegattinnen-Hälfte eines befreundeten Pärchens zum Shoppen gehen.«
    »Damit kann ich leben.«
    »Und eines musst du mir ganz hoch und heilig versprechen!«
    »Was denn?«, fragte Tom amüsiert.
    »Dass wir sofort die Scheidung einreichen, wenn wir uns gegenseitig mit Mama und Papa ansprechen und es zulassen, dass der eine von uns am Waschbecken Zähne putzt, während der andere auf dem Klo sitzt.«
    Tom lachte. Zoe vermutete, dass er eine solche Unterhaltung damals mit der werten Vicky nicht geführt hatte.
    »Kein Problem, meine Liebe. Wir haben ohnehin getrennte Badezimmer«, sagte Tom. Dann murmelte er: »Das hat man davon, wenn man eine emanzipierte, perfekt durchorganisierte Deutsche ehelicht.«
     
    »Besteht die alte Hexe eigentlich auf einem Ehevertrag?«, fragte Mimi unverblümt, als sie ihre Lunchbestellung aufgegeben hatten.
    »Natürlich, was dachtest du denn?«, antwortete Zoe.
    »Und was willst du?«
    »Ich will auf keinen Fall den Eindruck erwecken, ich hätte es auf Toms Geld abgesehen.«
    »Du bist so verdammt deutsch, Zoe, da wird mir gleich schlecht.«
    »Das höre ich jetzt schon zum zweiten Mal. Was ist denn daran deutsch, Mimi?«
    »Ihr Deutschen macht euch immer Gedanken darüber, was andere über euch denken.«
    »Stimmt«, schaltete sich Eros ein. »Meine Mutter hat sich gerade ein fabrikneues Auto gekauft statt eines Gebrauchtwagens. Ihre größte Sorge war, was die Nachbarn wohl dazu sagen werden.«
    »Lass Kitty doch denken, was sie will«, meinte Mimi. »Das tut sie ohnehin. Was steht denn drin im prenup ?«
    Zoe verdrehte die Augen. Sie hatte nicht gewusst, ob sie beleidigt sein sollte, als ein Bote ihr unmittelbar nach der Rückkehr von Columbus Island einen fetten Briefumschlag ins Büro gebracht hatte, für dessen Entgegennahme sie unterzeichnen musste wie für ein Einschreiben. »Er bietet mir eine Million Dollar für jedes mit Tom verbrachte Ehejahr, plus das im Trennungsfall alleinige Anrecht auf ein noch zu erwerbendes Apartment oder Townhaus.«
    Eros, der gerade einen Schluck Wasser genommen hatte, spuckte diesen quer über den Tisch. »Was, bitte?«, rief er fassungslos.
    Mimi dagegen meinte nur ganz cool: »Das ist weder großzügig noch kniepig. Und was hast du geantwortet?«
    »Ich habe ihr geschrieben, dass ich keinerlei Interesse an Toms Geld, seinen aktuellen und/oder zukünftigen Immobilien habe und dass Kitty sich ihren Ehevertrag sonst wo hinschieben soll. Ich verzichte auf alles.«
    Eros nickte stolz. » You go, girl . Jetzt hast du es der alten Hexe aber gezeigt.«
    Nun war es Mimi, die entsetzt rief: »Bist du wahnsinnig geworden, Zoe?«
     
    *
     
    »Bist du wahnsinnig geworden, Zoe?«, fragte Tom sichtlich verärgert, als sie im Towncar über die Brooklyn Bridge Richtung Carroll Gardens fuhren.
    Als Chef war Tom kein Schreier, sondern einer der Sorte Vorgesetzte, die rote Flecken am Hals bekamen, wenn sie richtig sauer waren, und immer leiser und deutlicher sprachen, bis jedes Wort so schneidend war wie ein frisch geschliffenes japanisches Kasumi-Messer.
    »Ich habe den Ehevertrag aus Prinzip abgelehnt, Tom«, versuchte Zoe sich zu verteidigen, aber irgendwie kam ihre Entschuldigung kleinlaut heraus.
    »Du gehst mir mit deinen Prinzipien manchmal ganz schön auf die Nerven. Bei dir gibt es immer nur Schwarz oder Weiß«, zischte er.
    »Und du gehst ständig Kompromisse ein, anstatt deinen Mann zu stehen.«
    Zoe und Tom waren auf dem Weg zu einem supper club im Gowanus-Viertel von Brooklyn, der Industriebrache zwischen Carroll Gardens und Park Slope. Organisiert
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