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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen
Autoren: Susann Remke
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dass es passend zum Substantiv ›der Sommer‹ auch ein Verb ›sommern‹ gab.
    »Nein«, antwortete Zoe schlicht. »Ich arbeite hier.«
    »Ach, Sie Ärmste.« Die ältere Wachsfigur schien Arbeit ziemlich gewöhnlich zu finden.
    »Die Astors sind beruflich nicht engagiert«, erklärte Kitty augenzwinkernd und wendete sich Binky zu. »Schließlich war deine Mutter Caroline der Meinung, dass Vermögen abkühlen müsse, nicht wahr?
    »Am besten über drei Generationen hinweg und unbefleckt von Arbeit«, bestätigte Binky allen Ernstes. »Erst dann ist es gesellschaftsfähig.«
    »Ich will doch nur arbeiten, bis ich heirate«, schaltete sich Weezie mit einer zaghaften Verteidigung ein.
    Da leuchteten Kittys Augen auf. »Weezie-Darling, weißt du eigentlich, dass mein älterer Sohn Thomas wieder aus London nach Hause zurückgekehrt ist? Ihr habt euch doch schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Zuletzt in einem Sommer auf Beechwood, nicht wahr?«
    Dann soufflierte sie Zoe, die sich reichlich bekloppt vorkam, weil die ganze Konversation am Tisch für sie simultan übersetzt wurde: »Das ist das cottage der Astors in Newport.« Und Zoe konnte sich lebhaft vorstellen, dass dieses »Häuschen« vermutlich neununddreißig Zimmer hatte, einen Ballsaal und weiß der Kuckuck was noch für anderen Schnickschnack.
    Langsam begann sie Kittys Taktik zu durchschauen. Katherine Whitney Fiorino hatte sie hierher ins Four Seasons bestellt, um sie vorzuführen. Um ihr bei Tageslicht und in bester Gesellschaft zu beweisen, dass Zoe das war, was Kitty ihr bei Nacht am Strand schon gesagt hatte: nicht gesellschaftsfähig. Ein Fehler.
    Zoe holte tief Luft, wandte sich Kitty zu und konzentrierte sich darauf, die alte Schachtel zutiefst zu verabscheuen. »Es tut mir leid, meine Liebe. Ich muss jetzt gehen. Ich werde auf einer Beerdigung erwartet«, sagte sie zuckersüß. Und verließ den Pool Room.
     
    *
     
    Als Zoe bei Mimi in der Galerie ankam, war sie noch ziemlich verstört. Sie hatte es doch gewusst, dass Kitty alles in ihrer Macht Stehende tun würde, um sie und Tom auseinanderzubringen. Doch Allegra hatte es ihr ausgeredet. Und Zoe war sich ihres Bauchgefühls auf einmal nicht mehr sicher gewesen. Mimi ging mit ihr sofort nach hinten in das Büro der Galerie, und Zoe berichtete Mimi minutiös vom Ablauf des Lunches. Die holte daraufhin erst einmal eine Flasche Whiskey und schenkte zwei Gläser ein.
    »Lass dich von ihr nicht einschüchtern, Zoe«, riet Mimi, die nicht im Geringsten erstaunt über Kittys Intrigen zu sein schien. »Tom ist ein erwachsener Mann. Er wird sich zwischen seiner Mutter und dir entscheiden müssen. Und wenn er sich für Kitty entscheidet, dann kannst du froh sein, dass du noch einmal die Kurve gekratzt hast.«
    »Ist das nicht ein bisschen sehr pragmatisch gedacht?«, schniefte Zoe, die sich irgendwie mehr Zuspruch erhofft hätte. »Sollte ich ihm nicht erzählen, was seine werte Frau Mama so treibt?
    »Er wird sich für dich entscheiden, Schätzchen. Von ganz alleine. Setz ihn nicht unter Druck.«

 
    Der Privatjet, eine Gulfstream G650 mit Bullaugenfenstern und weißem Lederinterieur, verringerte seine Geschwindigkeit, und irgendwelche Klappen wurden geräuschvoll an den Flügeln ausgefahren.
    »Wir verlassen nun unsere Reiseflughöhe. Bitte legen Sie nach Möglichkeit die Sicherheitsgurte wieder an«, sagte der Pilot über die Sprechanlage. »In zehn Minuten werden wir auf Columbus Island landen.«
    »Columbus Island?«, fragte Zoe, die am Tag nach ihrem Katastrophenlunch regelrecht entführt worden war. Tom hatte sie von der Arbeit abgeholt, in sein Towncar manövriert und war mit ihr zum Teterboro Airport nach New Jersey gefahren, wo die weltweit vermutlich exklusivste Flotte privater Flugzeuge jenseits von Aspen geparkt war. Sogar einen Koffer hatte er für sie gepackt.
    »Columbus Island liegt in den Bahamas«, grinste Tom dieses einzigartige schief-charmante Lächeln und freute sich sichtlich über seine gelungene Überraschung. »Mein Patenonkel hat dort ein Haus, das wir dieses Wochenende ganz für uns alleine haben. Er selbst weilt im Sommer lieber auf Martha’s Vineyard. Genau genommen, gehört ihm die ganze Insel.«
    Zoe hatte bisher kein Wort außer »ganz nett« in Sachen Lunch mit Kitty verloren, worauf Tom mit »Siehst du« geantwortet hatte.
     
    Vom International Airport, wie ein grobes Holzschild an einem sonnengelb gestrichenen Häuschen neben der Landebahn stolz verkündete, bis zur
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