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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)
Autoren: Patricia Schröder
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erleichtert als vorwurfsvoll.
    Jolin schloss die Tür, und einen Sekundenbruchteil später kam ihre Mutter aus der Küche geschossen. »Wir haben uns schon Sorgen gemacht.«
    Wir?
    Jolin, die gerade ihren Mantel abstreifen wollte, hielt mitten in der Bewegung inne und sah zur Küchentür hinüber. Rouben lehnte im Rahmen, und zwar so, als ob er schon eine Ewigkeit dort gestanden hätte. Sein Gesicht wirkte ernst und verschlossen, doch als er Jolins Blick einfing, lächelte er.
    Anstatt sich zu freuen, hatte Jolin das Gefühl zu ersticken. »Wo kommst du denn jetzt her?«, stieß sie hervor. »Warum bist du gestern nicht hier gewesen und wieso …?« Aus den Augenwinkeln bemerkte sie das Mienenspiel ihrer Eltern, das irgendwo zwischen Betroffenheit und unterdrückter Belustigung lag.
    Jolin presste die Lippen aufeinander, zog den Mantel aus und hängte ihn an die Garderobe.
    »Möchtest du vielleicht einen heißen Tee?«, hörte sie Paula fragen.
    »Nein.«
    »Aber er wird dir guttun. Außerdem musst du mir erzählen, wie es war. Ich mache derweil das Essen noch mal warm und …«
    »Ich habe keinen Hunger, Ma«, sagte Jolin heftig. »Und ich will jetzt auch nichts erzählen. Alles, was ich will …« Sie warf Rouben einen flüchtigen Blick zu, während sie an ihm vorbei auf ihre Zimmertür zuging. Er folgte ihr unmittelbar. Jolin konnte dem Drang, sich aufs Bett zu werfen und das Gesicht in den Kissen zu vergraben, nur mühsam widerstehen, steuerte auf die gegenüberliegende Wand zu, wo ihr Schreibtisch stand, und ließ sich auf den Stuhl sinken.
    Rouben schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen.
    »Was ist los?«, wollte er wissen.
    Jolin schüttelte den Kopf. Sie konnte ihn nicht ansehen, weil sie vor Wut fast überkochte. »Blöde Frage!«
    »Entschuldige bitte, wenn ich etwas falsch gemacht haben sollte …«
    »Ich habe gestern auf dich gewartet«, fuhr sie dazwischen.
    »… dann tut es mir leid«, sagte Rouben sanft.
    Jolin schluckte und kämpfte mit aller Macht gegen die aufsteigenden Tränen an. Sie wollte nicht heulen, nicht jetzt, nicht vor ihm. Rouben sollte nicht sehen, wie sehr sie darunter litt, wenn sie sich von ihm verlassen fühlte.
    »Der Englischkurs war erst um Viertel vor vier zu Ende, weil MrTurner noch ein paar Details «, er verdrehte die Augen, »wegen der Studienfahrt besprechen wollte. Danach musste ich sofort zum Haus, weil die Lieferung der neuen Fenster für gestern Nachmittag angekündigt war. Ich habe bis halb sechs gewartet, dann bin ich in den Baumarkt gefahren, um mich zu erkundigen, wo sie bleiben. Bei der Gelegenheit habe ich gleich noch ein paar Sachen gekauft, die ich für das Wochenende brauche, und als ich damit fertig war, war es fast sieben, und ich hatte noch keinen Strich für die Bioklausur getan.«
    Während Rouben ihr all das erklärte, setzte er sich langsam in Bewegung und blieb erst stehen, als ihre Fußspitzen sich beinahe berührten.
    »Ich bin ein Idiot«, krächzte Jolin.
    »Allerdings«, sagte Rouben.
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. Ihre Augen brannten, und eine einzige dusselige Träne stahl sich aus ihrem Auge, rollte um ihren Nasenflügel herum und landete auf ihrer Unterlippe. Hastig leckte Jolin sie fort. »Und wie war sie … die Bioklausur?«, fragte sie.
    Rouben starrte auf ihre Lippen. Er atmete geräuschvoll ein und aus. Sein Brustkorb hob und senkte sich wie ein Blasebalg. »Du hast ja überhaupt keine Ahnung.«
    »So schlimm?« Jolin brachte ein Lächeln zustande. Es erstaunte sie selbst, wie schnell sie sich wieder gefangen hatte. »Da kann ich ja froh sein, dass dieser Kelch noch mal an mir vorübergegangen ist«, plapperte sie scherzend drauflos.
    »Ich meine nicht die Klausur«, erwiderte Rouben. »Ich meine dich. – Dich und deine Augen … dein Haar … deine Lippen …« Langsam ließ er sich auf die Knie herunter, so dass er nun einen Kopf kleiner war als sie. Er hob den Blick. Seine Augen funkelten wie Honig, der vom Sonnenlicht durchflutet wurde. Jolin konnte nicht anders, sie musste ihn ansehen. »… deine Hände …«
    Ihr stockte der Atem. »Wir waren bei deinem Haus«, flüsterte sie.
    »Unserem …«, flüsterte Rouben zurück, während er sich allmählich ihrem Gesicht näherte.
    »Dein Auto war nicht da.«
    »Es steht unten auf der Straße. Schräg gegenüber.«
    »Aber ich habe dich hinter einem der Fenster gesehen.«
    Rouben schüttelte den Kopf. »Das ist vollkommen un-möglich. Ich bin heute nach
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