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neue SF 1

neue SF 1

Titel: neue SF 1
Autoren: Langdon Jones
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sicher, daß er sie irgendwie kennt oder gekannt hat oder daß sie ihn an jemanden erinnert oder daß sie jemand ist, den er gern kennen würde.
    Der elfte zieht sie aus und sieht die Photos draußen vor dem Embassy-Strip-Club. Er sieht sie als ein ganz bestimmtes Mädchen, jenes dort, und schließlich als Mosaikbild aus vierzehn Mädchen.
    Der zwölfte schaut ihr unter die Haut, stellt sich ihren Duft vor, von ganz nahe. Atmet ihn ein. Der Duft von Schweiß an einem heißen Tag.
    Der dreizehnte würde Selbstmord begehen, wenn er wüßte, daß das einen Sinn hätte. Er gebraucht innerlich den Begriff ›Selbsttötung‹ und nicht ›Selbstmord‹.
    Der vierzehnte … der vierzehnte. Als Romantiker zieht sie der vierzehnte aus und legt sie in Ketten und Leder.
    Und sie, als reife Frau sieht sie in all diesen Männern Kinder.
    Und sie gehen ihrer Wege, zu ihren Frauen, zu ihren Mädchen, ihren Müttern, ihren Mondgöttinnen, zum Masturbieren – wenn sie überhaupt zu Frauen gehen.
     
    Er sieht sie durch das Schaufenster des Buchladens. Er steht drinnen, schaut nach draußen. Sie ist drüben auf der anderen Straßenseite, auf der anderen Hügelseite, geht hangabwärts. Er spricht mit dem Inhaber, nein, dem Geschäftsführer über die Wahrscheinlichkeit, daß der nächste Roman von Soundso besser oder schlechter ausfällt als sein letzter; und sie wiegen die Köpfe.
    »Aber wenn Borges mit so wenigen Worten soviel ausdrückt …« Was einer Aussage in der Form einer angedeuteten Frage gleichkommt, die einem alles oder nichts bedeuten mag.
    Mein Penis welkt dahin. Ich ziehe kräftig an den dünnen Haaren meiner Bälle und befingere dann den beschnittenen Teil, die Ausnahme von der Regel.
    Und einmal habe ich masturbiert (ich bin der dritte hier), mein zwei mal zwei Meter königsgroßes Doppelbett nur von mir und meinen Phantasiegestalten bevölkert, und mein Erguß wird gehemmt, meine Prosa erstickt. Doch noch nicht gleich, erst wenn ich sie verbannt habe.
    Sie war drüben auf der anderen Straßenseite, kam den Hügel herab. Ich sah sie, hatte sie schon zwei oder sogar drei Sekunden lang angeschaut – was einen gewaltigen Unterschied macht, wirklich, einen gewaltigen Unterschied. Von der Erde zum Eros –, ehe ich sie erkannte, ehe ich sie durchschaut hatte. Ich sah sie an, wie ich sie alle ansehe, all die hübschen Mädchen. Da war sie, da war ihr Gesicht, ihre Züge, als sie über die Straße zum Buchladen blickte, in das Schaufenster. Zuerst hat sie vielleicht nur auf die Scheibe geschaut, dort hingen große Poster, und nicht hindurch; dann sah sie durch das Glas und entdeckte mich.
    Es freute mich, daß sie eine oder zwei Sekunden benötigte, um meine Gegenwart auszumachen, um sie zu registrieren, sich Sorgen darüber zu machen (vielleicht hatte sie vergessen, wer ich war, wenn sie es überhaupt wußte), um darüber nachzudenken.
    Sofort wußte ich, was sie jetzt dachte, ich versetzte mich in ihren Körper: sie fragte sich bestimmt, warum ich dort (hier) war, wie ich um diese frühe Stunde dorthin (hierhin) kam, an einem Montag, warum ich mit dem Buchhändler sprach. Ich wußte sehr wenig über ihr Gedankenleben, doch ich war sicher, daß ihr Geist so arbeitete, daß sie sich solche Fragen stellen würde. Auch, daß sie diese Fragen nicht beantworten würde.
    Es war kaum Verkehr auf dem Hügel. Der Morgen war feucht, Dunst hing über dem Teer der Straße. In den Vorgärten starben die frühen Rosen, doch die Sonne warf noch keine Schatten auf das staubige Pflaster oder sonstwohin.
    Er redete weiter, der Geschäftsführer, auf seine Weise, die er vermutlich als vertraulich bezeichnet hätte. Er beklagte sich, daß er vor Antritt seiner Stellung zumindest gern ein persönliches Gespräch geführt hätte, da doch sein Brief wenig über ihn verriete. Was ja genau der Grund war, warum er nicht zu einem Gespräch gebeten wurde, doch ich hatte keine Ahnung, ob er das erkannte. Er ist wahrscheinlich weniger dumm und ekelhaft, als es scheint, aber warum ruft er dann diesen falschen Eindruck hervor – oder macht er sich das nicht klar? Und wenn er es sich nicht klar macht, ist er vielleicht doch so dumm, wie er wirkt? Etcetera.
    Warum stelle ich mir diese Frage? Die Antwort interessiert mich doch gar nicht. Ist mir gleichgültig, was er ist, ganz egal. Es geht mich nichts an.
    Beschreibe ihr Gesicht in allen Einzelheiten, präzise: der Vorderteil des Kopfes einschließlich der Stirn, Augenbrauen, Lider, Augen, Nase,
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