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neue SF 1

neue SF 1

Titel: neue SF 1
Autoren: Langdon Jones
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Sammlung charakterisiert, ist die Hinwendung zu einem Publikum – die Autoren nehmen eine interessierte Öffentlichkeit an, weil sie daran gewöhnt sind, ihre Werke in Magazinen und Taschenbüchern veröffentlicht zu sehen, die durch gewöhnliche kommerzielle Kanäle vertrieben werden. Sie sind nicht durch die »kleinen literarischen Magazine« emporgekommen, die zwar gutes Material veröffentlichen, aber nur eine begrenzte literarische Kennerschaft erreichen, ihren literarischen Fähigkeiten verdanken sie es aber, wenn ihre Prosa und Lyrik auch von Lesern dieser literarischen Vierteljahresschriften begeistert aufgenommen wurden. Ich halte es deshalb für fair, nicht nur auf die in dieser Sammlung vorgeführten Talente hinzuweisen, sondern auch auf das Können, den Professionalismus, wenn Sie so wollen, der Mehrheit der Autoren (von denen die meisten unter Dreißig, manche sogar erst Anfang Zwanzig sind). Sie haben wenig von der selbst-bezogenen Haltung junger Autoren. Sie haben sich behaupten müssen – weil sie von ihrer Schriftstellerei leben – vor der Leserschaft von Playboy, Nova und Amazing Stories ebenso wie vor den Lesern von Ambit und Transatlantic Review. Sie sind Handwerker, die eine große Ahnung haben von der Kunst, Science Fiction zu schreiben, und sie gehören meiner Meinung nach zu den besten Autoren, die heute überhaupt arbeiten.
    Eine gute Anthologie sollte mehr sein als die Summe ihrer Teile (so ausgezeichnet diese auch sein mögen). Neue SF ergibt etwas erheblich Größeres. Meine einzige Enttäuschung ist, daß Langdon Jones sich selbst in der Sammlung nicht berücksichtigt hat, und ich fühle mich geschmeichelt, um dieses Vorwort gebeten worden zu sein, das den Stories nicht gerecht werden kann, das aber, wie ich hoffe, Ihnen einen Eindruck von dem Klima vermittelt hat, in dem sie geschrieben wurden. Ich glaube nicht, daß ich je zuvor eine bessere Sammlung von literarischen Originalbeiträgen gelesen habe, und wenn es eines Beweises bedürfte, daß ein Großteil der besten modernen Literatur aus dem SF-Bereich stammt, dann müßte dieses Buch der Beweis sein.

Giles Gordon
 
Vierzehn Stationen auf der Northern Line
     
    Vierzehn Männer betrachten meine Frau. Separat, jeder für sich, ohne sich der anderen bewußt zu sein; und sie nimmt keinen einzigen von ihnen wahr. Sie schreitet den Haverstock Hill hinauf, trägt passende Straßenkleidung.
    Ich, ihr Ehemann, betrachte nachdenklich meinen Nabel und tiefer und träume von vierzehn Stationen auf der Northern Line: Totteridge und Whetstone, West Finchley, Finchley Central, East Finchley, Tufnell Park, Clapham North, Clapham Common, Clapham South, Essex Road (sonntags geschlossen, aber heute haben wir Montag), Colliers Wood, Mornington Crescent, Borough, Drayton Park, Mill Hill East. Von allen ist mir Mornington Crescent die liebste Station. Die Edgware-Züge halten erst seit einigen Jahren dort.
    Der erste sieht sie als Knie und die beweglichen Knochen darin, die sich mit der Hin- und Herbewegung ihrer Beine beugen.
    Der zweite, der ein Tittenmann ist, sieht sie als Titten; nicht daß ihre Titten besonders auffällig wären, aber da seine Neigungen nun mal so liegen, sieht er alle Frauen als Titten.
    Der dritte starrt ihr beim Näherkommen in die Augen. Obwohl sie hügelaufwärts geht und er hinab, geht sie schneller als er. Intuitiv zuckt ihr Blick hoch und berührt seinen Blick, ohne sich dessen bewußt zu sein. Er läuft vorbei, unerfüllt.
    Der vierte stellt sich den Raum zwischen ihren Schenkeln vor, von dem er weiß, daß es ihn gibt. Er ist ein erfahrener Mann.
    Der fünfte zieht Blondinen vor.
    Der sechste schaut sie erst an, als er an ihr vorüber ist, dann dreht er sich um, und während er sich hügelabwärts in Richtung Chalk Farm Station (auf der Northern Line) entfernt, nimmt er ihren Umriß, ihre Figur, ihre Maße in sich auf; und sie erinnert ihn an die Karaffe Wein – die greifbare Karaffe –, die er im Bistingo zum Mittagessen auf dem Tisch gehabt hat.
    Der siebente kommt zu dem Schluß, daß sie drei Kinder geboren hat.
    Der achte hat noch keine Frau gehabt, geschweige denn ein Mädchen, und er ist verlegen. Er spürt, daß seine Haare unter den Armen schweißverklebt sind.
    Der neunte hat eine Erektion in seinen Jeans, während er nach dem ersten Blick die neun Schritte zu ihr zurücklegt, sie sozusagen aufspießt und schließlich auf gleicher Höhe mit ihr ist.
    Der zehnte, ein Unschuldiger, mag Miniröcke. Er ist
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