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neue SF 1

neue SF 1

Titel: neue SF 1
Autoren: Langdon Jones
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dumm: er muß die Lösung zu stark angesetzt haben, wahrscheinlich falsche Konzentration. Er hat eine schnelle Erektion und pißt sich in die seidenbesetzte Hose. Nach diesem Fix gibt es keinen Ausweg ins Traumland mehr; sein Vorrat ist erschöpft. Das Rauschgift beginnt in seinen Kopf zu dringen, läßt ein gedämpftes Gefühl der Ruhe erstrahlen, eine selige Stille. Vor seinen Augen hängt nun das Bild eines Mandala, in seinen Augen das Echo eines Duetts zwischen Sitar und Sarod. Er atmet nun schwer. Und beginnt zu weinen, wie ein Kind, eins, zwei, drei, vier Tränen.
    »Hölle, was schluchze ich hier rum wie ein verdammter Idiot?«
    Wie
    wie der Bursche, der erneut das vertraute Zimmer betrat, ein wenig herumhüpfte, als hätte er eine Rolle in einem Fred-Astaire-Ginger-Rogers-Musicalfilm, musterte in stiller Verzweiflung sein Spiegelbild, strich die Haarlocke zurück, die wie immer blöd über seine Stirn hing (warum läßt du dir die Haare nicht schneiden?), und sie fehlt mir, fehlt mir, fehlt mir wie
    wie das Blut in meinem Körper, die Luft in meinen Lungen, die Wollust in meinem Penis, die Welt in meinem Augen
    wie Mister Jay der große Masturbator in seiner Mönchszelle, der mal wieder dabei ist und Schweiß rinnt ihm das Gesicht herab und er atmet schwer und stirbt schließlich, während ihm Blut aus dem Arschloch spritzt, während seine rechte Hand weiter mechanisch den Rhythmus des rituellen eins-zwei-ah, eins-zwei-ah, eins-zwei-ah, eins-zwei-ah vollzieht
    wie man so sagt – da sie jetzt gegangen ist, könnte man doch ein neues Leben beginnen, aber was bedeutet schon das verdammte Leben, das tagtägliche Routineleben, wenn die katatonischen Straßen des trunkenen Amerikas in die berauschte Sternennacht davonfliegen, wo man mühelos die brennenden Galaxien und die Silhouetten der Feuerengel vor dem Hintergrund des verträumten Orion erkennen kann
    wie jener Science-Fiction-Autor, der davon träumte, einen Roman über die revolutionären Taten zu schreiben, über die Berge und die Waffen, er wollte ihn nennen, Hallo, all ihr Helden des wahren Marxismus-Leninismus: Regis Debray, Alejo Carpentier, Juan Rulfo, Mario Vargas Llosa, Alejandro Sabato, Carlos Fuentes, Arrabal, Lew Dawidowitsch Trotzky, Miguel Angel Asturias, Julio Cortazar, gelobt seid all ihr Südamerikaner.
    Jetzt.
    Das Überqueren der Straße
    Koit Kid steht endlich vor der letzten Entscheidung, innerlich weiß er, daß er diesmal nicht überlebt, doch er murmelt etwas vor sich hin, monotone Worte wie ein Gebet … ich werde mich nicht töten … ich werde nicht …
    Vor ihm die böse Unterbewußtseinspolizei, die Kastrationspistolen schußbereit im Gürtel.
    »Das will der Schweinehund also; ich soll mich zeigen!«
    Jetzt.
    Heute das Zimmer. Morgen der Süden, fern von Kanada und seinen Raumfahrtzeitalterausstellungen, im Schnee.
    Morgen das Leben.
    »Ich werde mich nicht töten. Das hätten sie gern, die Muttersäue. Aber die Freude mache ich ihnen nicht.«
    Das Rauschgift ist nun überall in ihm, an seiner Zungenspitze, in seinen Augenwinkeln, als Tropfen, der in seine Hose geht.
    Das blonde amerikanische Mädchen mit dem Brian-Jones-Haarschnitt hat ein seltsam kicherndes Lachen. Die Atemzüge des Formentera-Haschs sind längst Geschichte, als sie unglücklich auf dem roten Sessel in dem grauen Zimmer schlummert, und der seltsame Bursche auf der anderen Seite der Mauer, der mit ihr ins Bett gehen will, aber sie will nicht, weil er ihr irgendwie Angst macht, und es ist sowieso schon einen Monat überfällig.
    Morgen der Süden morgen das Leben.
    Mit wildem Schrei springt Koit Kid aus seinem Versteck hinter dem dunkelroten Samtvorhang und wirft sich der Mauer aus den massigen Körpern der Weißen Masken entgegen. Wenigstens möchte er vor dem Sterben noch ins Freie, auf die Startrampe. Seltsame Kraft einer Kindheitserinnerung.
    Natürlich läßt sich nur schwer verstehen, was er schreit, bei all dem Lärm, der hier im Zimmer herrscht (Eric Clapton im Fillmore-Stadion). Schon ist seine Stimme kaum noch zu hören, aber ich glaube, er sagt:
    »Jimmy Ballard, ich bin bei dir in Shepperton, wo das Gras grün ist in der Endzone der Katastrophen zwischen den weißen verlassenen Bunkern deines Geistes.«
    Und weiter
    »William Burroughs, ich bin bei dir in Tanger wo die scharfe sterilisierte Nadel der Spritze deine Haut durchdringt und du aufschreist, weil es weh tut und Eiter aus deinen Wunden zu rinnen beginnt und sich mit deinem Blut vermengt und
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