Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Titel: Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit
Autoren: Else Ury
Vom Netzwerk:
klingen, aber man hörte doch einen mißbilligenden Ton aus den Worten der Mutter heraus.
    Nesthäkchen schämte sich ein wenig. Es begrüßte die Freundin nicht ganz so jubelnd wie sonst.
    »Tag, Verachen. Sei froh, daß du keinen Bruder in Berlin hast.«
    »Oh, ich tue serr wünschen, daß Brruder Stani lebt auch hierr in Berlin bei die Onkel und Tante. Wenn er mirr auch noch so serr ärrgern wollte. Czernowitz ist so serr weit!«
    Traurig schaute das junge Mädchen in die Ferne.
    Klaus aber rief lebhaft: »Da siehst du, Annemarie, wie andere Leute über Brüder denken. Wir sind ein sehr begehrter Artikel!« Pfeifend schritt er in sein Zimmer.
    »Ja, um mein Hänschen bange ich mich auch. Da wünschte ich ebenfalls, er studierte in Berlin und nicht in Freiburg«, rief Annemarie lebhaft hinter ihm drein.
    Inzwischen hatte das Hausmädchen eine andere Kaffeedecke aufgelegt und die Ordnung im Zimmer wieder hergestellt. Da ging die Türklingel in kurzen Zwischenräumen hintereinander.
    »Eins ... zwei ... drrei ... vierr ... sie werden kommen, alle auf ein Mal.« Die beiden Freundinnen lauschten hinaus.
    »Es können auch Patienten sein, Vater hat noch Sprechstunde.« Obwohl es der beweglichen Annemarie in den Füßen zuckte, hinauszueilen, um zu sehen, ob die Freundinnen da wären, bezwang sie ihre Ungeduld. Der Vater liebte es nicht, wenn sie sich während der Sprechstunde im Korridor aufhielt. Es waren die Freundinnen. Alle vier zugleich.
    »Tag, Annemie, Tag, Vera ... puh, ist das ein Wetter!« Die Freundinnen brachten einen Hauch von Winterkälte mit in das mollige Zimmer. »Marianne, du hast dir die Füße noch nicht ordentlich auf der Strohmatte draußen abgetreten«, sagte Margot Thielen, die peinlich saubere, und wies vorwurfsvoll auf die schwärzlichen Spuren, die Mariannes Schuhe auf dem hellgrauen Teppich hinterließen.
    »Macht nix ... trocknet wieder«, entschied Annemarie mit der ihr eigenen Sorglosigkeit. »Kommt nur gleich Kaffee trinken, da werdet ihr am schnellsten warm.«
    »Au, Pfannkuchen!« ... »Habt ihr die Mathematikaufgaben schon gemacht?« ... »Na, ich kriege sie nicht raus.« ... »Ach, Kinder, fangt doch bloß nicht gleich mit der dummen Schule an, dazu ist nachher auch noch Zeit«, so schwirrten die Mädchenstimmen lustig durcheinander.
    Minna, das neue Mädchen, brachte den Kaffee. Aber einschenken mußte ihn die junge Wirtin selber. Ob es die Minna nun zu gut gemeint und die Kanne zu voll gefüllt hatte, oder ob Annemaries unachtsames Wesen die Schuld daran trug, genug ... auch die zweite Kaffeedecke mußte dran glauben.
    Aber das störte die fidele Laune durchaus nicht. Man ließ es sich schmecken. Ein edler Wettstreit entspann sich um den zu teilenden Pfannkuchen. Keine wollte einen ganzen essen, jede verzichtete großmütig zugunsten der andern. Der Erfolg davon war, daß sogar noch zwei Pfannkuchen übrigblieben. Um ein Haar wären die auch noch in Klaus' unersättlichen Magen gewandert. Als er im Nebenzimmer den uneigennützigen Wettstreit vernahm, erbot er sich großmütig, sich zu opfern und die zwei übrigen Pfannkuchen ebenfalls noch zu vertilgen.
    »Jawohl, das könnte dir passen, aber daraus wird nichts, mein Söhnchen«, erhob Annemarie lebhaft Einspruch. Sie wurde darin von der Mutter unterstützt, welche die jungen Gäste ihres Töchterchens gerade zu begrüßen kam. Frau Braun schlug vor, eine ehrliche schwesterliche Teilung vorzunehmen, jeder Pfannkuchen in drei Teile. »Nee, aussteinen müßt ihr«, rief Klaus dazwischen. Als Primaner hatte er bereits reges Interesse für studentische Gepflogenheiten.
    »Au ja« ... »Aber du mußt uns sagen, wie man das macht« ... » Los, Klaus!« So bestürmten die Mädchen ihn von allen Seiten. Sie waren gut Freund miteinander und duzten sich noch aus der Kinderzeit her. Nur Annemarie, die ihren Bruder am besten kannte, gab zögernd zu bedenken: »Aber du darfst dich nicht dabei beteiligen, Klaus, sonst betrügst du uns.«
    »Dann macht's doch ohne mich.« Der junge Mann zuckte gleichmütig mit der Achsel und gab sich den Anschein, als ob er das Zimmer verlassen wollte.
    »Hierbleiben« ... »Du sollst uns das Aussteinen zeigen« ... »Natürlich darfst du dich daran beteiligen« ... »Annemie hat ja nur Spaß gemacht«, schwirrte es wie in einem Bienenstock durcheinander.
    Klaus war nicht empfindlich. Er ließ sich bitten.
    »Also paßt auf: Wenn ihr mit der Hand eine Faust macht, das bedeutet einen Stein. Streckt ihr die Hand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher