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Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Titel: Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim
Autoren: Else Ury
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Segelschiffchen herbei, die er für seine kleinen Freunde gefertigt hatte. Ei, die sollten im nächsten Sommer aber tüchtig auf den Wellen schaukeln!
    Die ganze kleine Gesellschaft nahm nun auf der Ofenbank um den grünen Kachelofen, in dem das Kienfeuer gemütlich prasselte und knackte, Platz. Mutter Antje holte ihren Spinnrocken herbei - denn am Weihnachtsabend spinnt man sich den Segen für das kommende Jahr ins Haus, so berichtet die friesische Sage. Oll Vadder Hinrich stopfte sich seine Pip Tobak. Und nun ging's ans Verteilen (Erzählen). Der Faden des Spinnrädchens schnurrte mit dem Faden der Erzählung der Alten um die Wette.
    Mit heißen Wangen und glänzenden Augen lauschten ihr die Kinder. Sie erzählte ihnen, wie die guten »Onnerbankjes« - so heißen die kleinen Geister, weil sie heimlich unter der Bank hocken und alles im Hause hören und sehen -dem armen Fischer am Weihnachtsabend einen goldenen Fisch ins Netz zauberten, daß er Geld genug hatte, sein Leben lang; der armen Witwe mit den hungrigen Kleinen den Wundertopf schenkten, in dem stets eine gute Weihnachtsgrütze brodelte; dem Kranken einen Trank von vielerlei Heidewurzeln brauten, daß er wieder ganz gesund wurde. Aber auch von Schabernack, von so mancher Strafe wußte die spinnende Alte zu berichten, welche die kleinen Wichtelmännchen den faulen und schlechten Menschen zuteil werden ließen.
    Ängstlich lugte der Peter unter die Ofenbank, auf der er saß. Hockte da auch keiner von den winzigen Gesellen, die ihm übel mitspielen wollten? Denn ein ganz reines Gewissen hatte der Peter eigentlich niemals.
    Aber alles nimmt einmal ein Ende, leider auch der Weihnachtsabend. Durch den verschneiten Garten stapften die Kinderfüße wieder zurück zur Villa. Annemarie Arm in Arm mit ihrer Freundin Gerda. Beide blickten zum sternfunkelnden Himmel empor. Stern an Stern blitzte und flammte da - das war der himmlische Weihnachtsbaum, den der liebe Herrgott für seine Englein dort droben angezündet.

Kinderfest
     
    Die Wellen des Meeres rollten dahin, unaufhörlich, eine nach der anderen. So rollten auch die Tage in dem Wittdüner Kinderheim ab, einer nach dem anderen. Der Winter mit seinen Schneeballschlachten und lustigen Schlittenfahrten durch die frostblinkende Heide ging dahin. Später als im Binnenlande wagte sich der Frühling an die sturmumwehte Meeresküste. Erst nach Ostern lugten im Garten auf den Kinderbeeten die ersten Veilchen und Primeln heraus.
    Ostern brachte manche Veränderung in Villa Daheim. Ein Teil der Zöglinge verließ das liebe Haus -neue kamen. Die Backfische und Ellen, Peter und Lothar, kehrten gekräftigt in ihre Heimat zurück. Allen fiel der Abschied schwer.
    Obwohl der schlimme Peter sich im Laufe der Zeit gebessert hatte, war seine Abreise vorteilhaft für Nesthäkchen. Die jetzt elfjährige Annemarie schloß sich noch inniger an die sanfte Gerda an. Der lange Aufenthalt an der Nordsee hatte bei Gerdas Leiden geradezu Wunder gewirkt. Das Hinken und die Steifheit des Beines hatten sich vollständig gegeben. Wenn das kleine Mädchen sich auch noch schonen mußte und noch nicht umhertollen durfte, konnte man es doch schon als geheilt betrachten. Annemarie war über die Genesung ihrer Freundin fast noch glücklicher als sie selbst.
    Wie erstaunte Nesthäkchen aber, als sie eines Tages unter den neu ankommenden Zöglingen ihren kleinen Rollstuhlfreund Kurt aus Vaters Klinik erkannte. Doktor Braun hatte den Jungen ebenfalls an die Nordsee geschickt, um dort gesund zu werden.
    Kurt erkannte seine kleine Freundin, mit der er damals nur von weitem verkehren durfte, kaum. Was - das sollte das kleine bleiche Mädchen mit den müden Augen sein? Das war ja ein braunrotgebranntes, wie ein Bauernmädel aussehendes Kind!
    »Du wirst hier auch ganz gesund werden wie meine Freundin Gerda! Paß mal auf, wir laufen noch miteinander Wette«, tröstete Annemarie den armen Jungen, der immer nur vom Rollstuhl aus den frohen Spielen der anderen Kinder zuschauen durfte.
    In der Tat, das Befinden des kranken Knaben besserte sich in der reinen, salzhaltigen Sonnenluft von Tag zu Tag. Bald färbte sich auch sein bleiches Gesicht ein wenig rosig. Und als die rotweißen Strandkörbe alle wieder aus dem Seesand emporwuchsen, als die Sommerferien wieder ins Land zogen, konnte er bereits die ersten Gehversuche machen. Freilich noch an Stöcken, aber es war doch immerhin ein Anfang.
    Herr und Frau Eberhard, Gerdas Eltern, kamen über die Sommerferien nach
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