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Neptuns Tochter 3

Neptuns Tochter 3

Titel: Neptuns Tochter 3
Autoren: Terry Waiden
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Liebe war. Darum war es ihr auch so schwergefallen herzukommen. Bis zu dem Augenblick, in dem sie auf die Klingel gedrückt hatte, hatte sie noch geschwankt. Erst recht, als Mika sich an sie geschmiegt hatte. Letztlich hatte die Vernunft gesiegt, und die Enttäuschung, weil Mika heiratete. Der Grund war Timea inzwischen egal. Das Ergebnis blieb immer das Gleiche. Es hatte keinen Sinn. Mikas Denken und Handeln unterschied sich zu sehr von Timeas. Bei Mika passierte beides selten gleichzeitig. Sie handelte stets aus dem Bauch heraus. Spontan. Von Herzen kommend. Erst viel später setzte das Denken ein. Dann war es oft schon zu spät.
    Vielleicht würde Timea noch morgen hier stehen, wenn nicht unerwartet Schritte und lautes Gelächter durch das Treppenhaus zu hören gewesen wären.
    »Leb wohl«, flüsterte sie und fuhr mit der Hand langsam die Maserung der Tür entlang.
    »Können wir Ihnen helfen?«, fragte eine ruhige Männerstimme.
    »Nein«, erwiderte Timea. Sie kehrte Mikas Wohnung den Rücken zu, lächelte das Pärchen vor sich freundlich an und eilte die Treppenstufen hinunter.
    Zu Hause angekommen hätte sich Timea am liebsten gleich zurückgezogen, aber sie hatte ihrer Großmutter versprochen, noch bei ihr hereinzuschauen.
    »Hast du alles erledigt, was du erledigen wolltest?«, fragte Adrienn Illay, als Timea das Kaminzimmer betrat.
    »Ja. Habe ich.« Müde setzte Timea sich hin. Sie schloss die Augen. Massierte sich die Schläfen.
    »Und?«
    »Was und?« Timea rieb sich das Gesicht. Einmal. Zweimal.
    »Wie hat sie reagiert?«
    »Sie hat es gewusst«, erklärte Timea. »Ich musste nicht viel sagen.« Sie setzte sich aufrecht hin. »Tja, und dann hat sie mich freundlich aufgefordert, ihre Wohnung zu verlassen.«
    »Was hast du denn erwartet? Dass sie dich noch auf einen Tee einlädt?« Adrienn Illay war richtiggehend sauer auf ihre Enkelin. Der scharfe Tonfall, die heftigen Gesten. Alles deutete darauf hin.
    »Natürlich nicht«, machte Timea klar. Genau genommen hatte Timea keine Ahnung, was sie erwartet hatte. Vielleicht mehr Gegenwehr von Mika. Nicht diese rasche Aufgabe.
    »Du hast ihre Geduld überstrapaziert«, sagte die Großmutter, als hätte sie Timeas Gedanken gelesen. »Irgendwann hat wohl auch Mika keine Kraft mehr, um um dich zu kämpfen.«
    »Mika? Bist du das?«, rief Patrizia David aus dem Wohnzimmer.
    »Ja«, sagte Mika. Sie betrachtete sich im Flurspiegel. Die Augen waren noch etwas gerötet. Ansonsten deutete nichts darauf hin, wie viel sie bis vor einer halben Stunde geweint hatte. Jetzt ging es ihr besser. Nicht gut. Aber besser.
    Plötzlich tauchte das Bild ihrer Mutter im Spiegel hinter ihr auf. »Was ist passiert?«, fragte sie besorgt.
    »Timea Illay hat beschlossen, dass das zwischen uns keinen Sinn hat«, erwiderte Mika tonlos.
    Tröstend legte Patrizia David ihre Hand auf den Rücken ihrer Tochter. »Oh Schatz. Das tut mir so leid«, hauchte sie.
    »Schon gut, Mama«, meinte Mika. Sie drehte sich von ihrem Spiegelbild weg. Konnte den Schmerz darin nicht mehr ertragen. »Ich werde es überleben. Dann habe ich ja jetzt Zeit, mich mit vollem Einsatz dem bevorstehenden Eheleben zu widmen«, sagte sie mit einem verrutschten Grinsen.
    Patrizia David schüttelte den Kopf. »Wieso willst du immer noch heiraten?«
    »Nur weil sie mich nicht liebt – wobei ich das nach wie vor anzweifle – heißt das nicht, dass ich sie nicht mehr liebe. Darum bleibt alles wie gehabt. Mit dem Unterschied, dass . . .« Mika schniefte verstohlen. »Also mit dem Unterschied, dass ich mir die Hoffnung auf ein Happy End abschminken muss.«
    »Du musst nicht so flapsig tun, Schatz«, flüsterte Patrizia David. »Man sieht dir von Weitem an, wie schlecht es dir geht.«
    »Schieb es auf die Panik, die alle Bräute so kurz vor der Eheschließung befällt«, schlug Mika vor. Sie hängte ihre Jacke auf die Garderobe und wollte in ihr Zimmer gehen.
    »Warte noch«, hielt Patrizia David ihre Tochter zurück. »Dein Vater kommt heute Nacht von seiner Geschäftsreise zurück.«
    »Ja, und warum soll mich das interessieren?«, fragte Mika gleichgültig.
    »Ich werde mit ihm reden. Jetzt erst recht. Das solltest du wissen.«
    Mika zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst, Mutter. Sagt mir dann, wie ihr entschieden habt. Ob ich nächsten Samstag als strahlende Braut vor irgendeinem Altar stehen oder mich in dein Kloster einmieten soll. Mir ist alles recht.«

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    D er Tag war schrecklich gewesen. Im Grunde
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