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Neptuns Tochter 2

Neptuns Tochter 2

Titel: Neptuns Tochter 2
Autoren: Terry Waiden
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ihres Charakters. Einfach hineingeworfen. Fast wie nebenbei, wie unbeabsichtigt und dabei so offensichtlich. Das machte die alte Dame seit zwei Tagen. Seit sie Timea wegen Mika ausgefragt hatte. Oder besser gesagt, ihr, Timea, irgendwelche Gefühle einreden wollte.
    Das war doch albern. Sie und Gefühle.
    Timea blieb im Flur stehen, wischte sich über die Stirn. Wenn sie ehrlich war – kalt hatte Mika sie nicht gelassen. Das, was sie mit ihr geteilt hatte. Mikas Leidenschaft, ihre Hemmungslosigkeit, ihr Einfallsreichtum.
    Es gab keine Stelle an Timeas Körper, die sich nicht erinnerte. Sie schloss die Augen und riss sie umgehend wieder auf. Wie zur Hölle war sie von den Andeutungen ihrer Großmutter zu den Bildern der Nacht mit Mika gekommen? Timea lehnte sich an die Wand, um dem Drang zu widerstehen, in ihr Schlafzimmer zu gehen. Die Erinnerungen auskosten, sie fortstreicheln.
    Verlegen schüttelte sie den Kopf. Seit wann war sie so . . . unbeherrscht? Böse Zungen würden vermutlich behaupten . . . sexbesessen. Wieder etwas, das sie Mika zu verdanken hatte.
    Noch einmal fixierte Timea den Weg in Richtung ihres Schlafzimmers, seufzte und ging in ihr Büro.
    Als Erstes riss sie dort das Fenster auf und ließ frische Luft herein. Wenige tiefe Atemzüge später fühlte sie sich bereit und vereinbarte einen Termin für eine Wohnungsbesichtigung. Daran würden allerdings noch zwei andere Interessenten teilnehmen, wurde ihr mitgeteilt. Und das Ganze fand auch schon heute Nachmittag statt.
    Das war wunderbar. Bis dahin dürfte Timea ihre Hormone wieder auf Normalmaß gedrosselt haben. Damit man ihr die Aufregung nicht schon von weitem ansah. Denn jeder einigermaßen aufmerksame Mensch würde die Symptome, die Timea immer noch zeigte, richtig deuten.
    Vielleicht sollte sie doch? Es war doch noch genügend Zeit . . .
    Vergiss es, erklärte sie ihrem Unterleib, der sich daraufhin beleidigt zusammenzog.
    Um die Zeit bis zur Wohnungsbesichtigung sinnvoll zu überbrücken, versuchte Timea, mehr oder weniger erfolgreich, einen Finanzplan aufzustellen. Es blieb beim Versuch, weil ihr Körper ständig mit ihr über das Wort sinnvoll diskutieren wollte.
    Endlich, nach zwei Stunden, gewann ihr Verstand die Oberhand.
    Entsprechend gefasst saß sie jetzt in ihrem Auto, vor dem Haus, in dem sich das etwaige Kaufobjekt befand. Mit kundigem Auge musterte sie die Umgebung und das Gebäude an sich. Dem Preis angemessen, beurteilte sie rasch. Außerdem hatte sie in dieser Gegend schon für die eine oder andere Immobilie einen Käufer oder Mieter gefunden. Daher wusste Timea, dass es sich hier durchaus leben ließ. Jedenfalls waren das Rückmeldungen, die sie von ihren damaligen Kunden erhalten hatte. Noch ein Grund mehr, der für diese Wohnung sprach.
    Im Innenspiegel des Autos überprüfte Timea noch einmal, ob sie einen seriösen Eindruck machte. Die Haare locker zusammengebunden; keine lästige Strähne, die ihr ins Gesicht fiel; der Glanz in ihren Augen konnte inzwischen auch als gesunde Aufregung vor einem Geschäftsabschluss durchgehen. Timea war bereit.
    Selbstbewusst verließ sie ihr Auto, überprüfte noch einmal ihr Outfit – keine unerwünschten Knitter in der Hose, die Hemdbluse zurechtgezogen, der mittlere Knopf des Jacketts geschlossen – und ging auf den Hauseingang zu.
    Noch zwei Minuten.
    Sie wusste, dass der Eingang zur Wohnung im zweiten Stock war. Den Aufzug ignorierte sie, und pünktlich auf die Minute betätigte sie schließlich den Klingelknopf.
    Ein höflicher Mann öffnete die Tür, stellte sich als der zuständige Immobilienmakler vor. Ein wenig Geplauder, Austausch von Höflichkeitsfloskeln, selbstverständlich auch positives In-Szene-Setzen der eigenen Person und schließlich die Aufforderung, sich zuerst selbst ein Bild von der Wohnung zu machen. Alles so, wie Timea es kannte. Allerdings von der anderen Seite.
    Der Makler hatte sich inzwischen mit einem der anderen Interessenten auf die Besichtigung der oberen Etage begeben. Timea blieb unten, konnte so in Ruhe jeden der Räume begutachten. Sie malte sich gerade aus, wie sie und ihre Großmutter hier leben könnten. Zusammen und doch jede für sich. Es würde funktionieren. Zumindest bestätigte das, was sie bisher gesehen hatte, den Eindruck, den sie aus den Bildern gewonnen hatte.
    Es läutete.
    »Ich kann gern für Sie öffnen«, rief Timea nach oben, wartete, hörte ein freundliches »das ist sehr nett von Ihnen, danke« und ging zur
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