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Neptuns Tochter 1

Neptuns Tochter 1

Titel: Neptuns Tochter 1
Autoren: Terry Waiden
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Gegensatz zu dem, was Frau Schneider vorschlug.
    Mika verlegte sich aufs Flehen. »Bitte, das können Sie mir nicht antun. Ich hab doch wirklich alle Jobs versucht, die Sie mir angeboten haben.« Sie schniefte.
    »Und jeden davon spätestens nach fünf Monaten wieder verloren«, stellte Frau Schneider klar. Sie blieb unerbittlich. »Sie gehen da morgen hin. Und wenn ich die Rückmeldung bekomme, dass Sie das Vorstellungsgespräch sabotiert haben, dann wissen Sie, was passiert.« Ihre Augen durchbohrten Mikas. »Als Ihre Sachbearbeiterin darf ich das. Machen Sie sich also keine falschen Hoffnungen.«
    Bevor Mika aus ihrem Trancezustand richtig erwachen konnte, erhielt sie ihr Urteil; und schon stand sie vor der Tür. Schließlich warteten im Flur noch Menschen, die das ernst nahmen mit der Arbeitssuche.
    Als ob Mika das nicht täte. Es war ihr so was von ernst damit. Was konnte sie dafür, dass die ihr keinen passenden Job besorgen konnten? Und der hier – das konnte im Leben nichts werden.
    Auf dem Heimweg überlegte Mika, wie sie mit weniger Geld überleben könnte. Das könnte knapp werden. »Ich muss mich wohl nach irgendwelchen Nebeneinkünften umschauen«, erkannte sie. Dem mürrisch wirkenden Mann, der neben ihr im Bus saß und sie irritiert ansah, lächelte sie freundlich zu. »Keine Sorge«, erklärte sie ihm. »Ich bin ganz harmlos. Ich habe nur gerade meinen Job verloren.«
    »Oh, das tut mir leid«, erwiderte der Mann. Er lächelte zurück. »Wo es heutzutage so schwer ist, etwas Neues zu finden.«
    »Nicht so schlimm«, meinte Mika. »Vielleicht mache ich ja demnächst einen auf Straßenmusikerin?« Das dürfte – sie grinste – allerdings schwierig werden.
    »Ja?« Ihr Sitznachbar sah Mika mit einem offenen Lächeln an. »Welches Instrument spielen Sie?«
    »Keines«, erklärte Mika fröhlich. »Und singen ist auch nicht so meins. Das Krächzen eines Raben klingt bestimmt melodiöser als mein Gesang.«
    Ihre erstaunlich gute Laune hatte inzwischen auch andere Menschen im Bus angesteckt. Von der Frau, die hinter ihr saß, kam der Rat: »Vielleicht zahlen die Leute dann dafür, dass Sie aufhören?«
    Als Mika den Bus verließ, versprach sie den Insassen lachend, diese Alternative im Hinterkopf zu behalten. Für später.
    Zurück in ihrer Zweizimmerwohnung holte Mika eine dicke Mappe aus dem Schrank und setzte sich an den Multifunktionstisch. Ess-, Schreib- und Fernsehtisch in einem. Ein praktisches Teil, wie sie fand.
    »Wer kann am ehesten auf Spendengelder verzichten?«, fragte sie in den Raum hinein und durchforstete die Prospekte, die sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten.
    Warum machte sie es sich so schwer? Es gäbe doch einen Weg. Mika schloss die Mappe. Auf keinen Fall. Sie würde diese Hilfsorganisationen weiterhin unterstützen, und das auf ihre Weise. Entschlossen holte sie den zerknüllten Zettel aus ihrer Hosentasche und faltete ihn so gut es ging auseinander. Es blieb ihr wohl nichts übrig. Sie musste in den sauren Apfel beißen und zu diesem Vorstellungsgespräch. Um ihren guten Willen zu zeigen und Frau Schneider dadurch gnädig zu stimmen.
    Für den Termin am nächsten Tag nahm sich Mika extra viel Zeit bei der Wahl ihres Outfits. Denn am wichtigsten bei solchen Gesprächen war der erste Eindruck. Ihre Lieblingsjeans mit den zahlreichen Flicken schien ihr dafür bestens geeignet. Ein bauchfreies Top, Lederarmbänder, dem kurzen, braunen Haar noch schnell einen verwegenen Look verpasst, und Mika war vorbereitet.
    Ihr wurde dann doch etwas mulmig, als sie vor dieser Villa stand. Hier wohnten stinkreiche Leute. Und die jagten ihr immer etwas Angst ein. Schließlich wusste sie, wozu sie fähig waren. Sie saugten einen aus bis auf den letzten Blutstropfen. Humanität? Fehlanzeige. Okay, sie sollte fair bleiben. Nicht alle waren so. Aber zumindest die meisten von denen, die sie kannte. Warum diese Leute ausgerechnet jemanden vom Jobcenter zu einem Vorstellungsgespräch einluden, war Mika schleierhaft. Die konnten sich doch die besten Mitarbeiter leisten, die man für Geld beschäftigen konnte.
    Mit diesen Überlegungen drückte Mika auf den Klingelknopf. Sie war noch nicht ansatzweise zu einem Ergebnis gekommen, da öffnete eine Frau mittleren Alters die Tür.
    »Sie müssen die Dame sein, die uns das Jobcenter schickt«, sagte sie ohne eine Begrüßung.
    Mika nickte.
    Der Blick, mit dem die Frau Mika musterte, sprach Bände. Aber sie schien zu gut erzogen, um etwas zu sagen. Sie
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