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Neonazis in Nadelstreifen

Neonazis in Nadelstreifen

Titel: Neonazis in Nadelstreifen
Autoren: Andreas Andrea und Speit Roepke
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ihre Kameraden auf der Straße.
    Eine der wichtigsten, aber auch umstrittensten Fragen bezüglich des Rechtsextremismus ist: Woher haben die Neonazis ihr Geld? Andrea Röpke geht in ihrem Beitrag dieser schwierigen Frage nach. Sie erzählt am Beispiel des ebenso bekannten wie berüchtigten NPD -Millionärs Jürgen Rieger aus Hamburg, wie finanzielle Mittel organisiert werden können. Sie nennt biedere Hintermänner und finanzkräftige Sponsoren, belegt, wie Immobilien der politischen Arbeit nutzen, und berichtet über die zweifelhafte Rolle des Staates, wenn Steuergelder in Millionenhöhe in braune Kanäle fließen. Von der Öffentlichkeit wenig beachtet, entwickeln sich aber auch eigene Wirtschaftsnetzwerke, und die NPD unternimmt zunehmend Anstrengungen, durch regionale Stammtische und Wirtschaftsforen Handwerker und mittelständische Unternehmer für sich zu gewinnen.
    Frauen und Mädchen sehen sich als Teil einer nationalistischen Front. Sie wollen nicht mehr nur die Freundin eines Neonazis sein, sondern rechte Politik mitgestalten. Die NPD hat das große Potential interessierter Frauen erkannt und versucht, sie langfristig an die Szene zu binden. Der im Herbst 2006 gegründete Ring Nationaler Frauen soll als rechtes Pendant zu den frauenpolitischen Gruppen etablierter Parteien ausgebaut werden. Dem Spannungsfeld, in das Frauen geraten, die in und bei der Partei selbstbewusst Politik gestalten wollen, gehen Andrea Röpke und Andreas Speit nach. Sie zeigen zudem, wie es rechten Mädchen und Frauen in den Kommunen schneller gelingt, von der Gesellschaft akzeptiert zu werden, und so das Image der Partei in der öffentlichen Wahrnehmung verändern. Doch solche Frauen stoßen auch an Grenzen, die von der männerdominierten Szene gesetzt werden; Aussteigerinnen berichten von Gewalt und Sexismus. Selbst verdiente »Straßenkämpferinnen«, das zeigen Röpke und Speit, werden irgendwann an ihre angebliche »biologische Verpflichtung« als Frau und Mutter erinnert.
    Die NPD geht mit dem harmlos klingenden Begriff »Volksgemeinschaft« auf Wählerfang. Sich am Nationalsozialismus orientierend, sollen im Sinne eines »Lebensbundprinzips« ganze Familien der Kameraden in die politische Arbeit eingebunden werden. Das heißt: 24 Stunden Neonazi sein. In diesen »Sippen« herrschen straffe Hierarchien und militante Erziehungsmethoden. »Jeder, der in der rechten Szene was auf sich hält«, so die Aussteigerin Tanja Privenau, »gibt seine Kinder in die HDJ .« Die Heimattreue Deutsche Jugend ist eine bundesweit agierende Organisation, die seit Jahren im großen Stil, aber äußerst konspirativ Lager und Schulungen für Hunderte von Kindern und Jugendlichen durchführt. Nach dreijähriger, gefährlicher Recherche weist Andrea Röpke auf die Aktivitäten NPD -naher, oftmals vorbestrafter Erzieher hin, die im Stile der verbotenen Wiking-Jugend bislang unbehelligt weiterarbeiten.
    Die Rechtsrock-Experten Christian Dornbusch und Jan Raabe dokumentieren, wie die NPD in den letzten Jahren mit Erfolg den Schulterschluss mit der rechten Musikszene gesucht und vollzogen hat. Mittlerweile nutzt sie nationalistische und rassistische Liedermacher, um ihre politischen Botschaften in ein breiteres Spektrum zu transportieren. Rechtsrock wird nicht zuletzt massiv eingesetzt, um an den Schulen mit Gratis- CD s für die Partei zu werben und rechtes Gedankengut unter die Schüler zu bringen.
    Rechtsextreme Gewalt ist in den letzten Jahren bedrohlich angestiegen. Seit 1990 kamen dabei mehr als 141 Menschen ums Leben. Thomas Niehoff und Andrea Röpke berichten von rechten Gewalttaten, von eigenartigen Reaktionen auf Seiten der Polizeibeamten, ihren Behörden und manchem Bürgermeister. Immer noch müssen Opfer rechter Gewalt selbst auf den politischen Hintergrund des Angriffs hinweisen. Und längst gibt es »Zonen der Angst«, die Jugendliche und Menschen mit Migrationshintergrund meiden. Dieser alltäglichen Gewalt gehen Niehoff und Röpke nach, beleuchten aber auch die szeneinterne Aggression und Brutalität in den Kreisen von NPD , »Freien Kameradschaften« und ihren Gefolgsleuten.
    Die weltweite Empörung über die Vorfälle in Mügeln und Halberstadt, wo ein rechter Mob ausländische Mitbürger bzw. Mitglieder einer Theatergruppe angriff, zwang die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft, sich mit dem Problem Neonazismus erneut auseinanderzusetzen. Gelder wurden bewilligt, neue Präventionsstellen eingerichtet. Doch eine Unterstützung von
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