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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg!
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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war Gesa Clasen?

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    Kapitel 59
    Hamburg-St. Pauli, Reeperbahn
    M arga parkte den Wagen in der Talstraße direkt vor der Heilsarmee. Sie würde die Fahrerei für Kalle vermissen. Wahrscheinlich auch Kalle und die Hamburger Luft, obwohl die ostfriesische natürlich um Güteklassen besser war. Guntbert hatte ihnen den Sonntag gestrichen und klargemacht, dass die SOKO Hayenga kurz vor der Auflösung stand. Und damit meinte er nicht die Auflösung des Falles. Die Fahndung nach Gesa Clasen alias Petra Flemming und Sabine Clasen verlief bisher ergebnislos. Auch bei der Hausdurchsuchung hatten sie keine Hinweise mehr auf den Verbleib der beiden gefunden. Vieles an Papieren und Unterlagen war entweder mit ihnen fort oder zu einem kläglichen Rest Asche auf dem Boden eines Kaminofens mit Glasfront verbrannt.
    Jette hatte daraufhin eine uneingeschränkte Bankeinsicht beantragt, und tatsächlich – es war nichts mehr zu holen im Hause Clasen. Das gemeinsame Konto war leer. Ein Sparbuch bis auf fünf Euro geplündert. Kein gutes Zeichen. Guntbert hatte sich aufgebläht wie ein Kugelfisch und wurde genauso giftig. Seine Gurkentruppe bekäme nichts gebacken, während Nick und Thao wieder und wieder zugriffen – und lobend in der Tagespresse erwähnt wurden. Kalle hatte es nur geflüstert, aber Guntbert war nicht blöd. Zumindest nicht auf den Ohren. Er hatte sie losgejagt, Fritz Flemmings Alibi zu checken. Zum ersten Mal hatte er auch Marga angepfiffen. Sie fühlte sich ein bisschen geehrt, endlich ein vollwertiges Teammitglied zu sein.
    *
    Während Marga und Kalle am Sonntagvormittag zu Fuß von der Talstraße zur Reeperbahn unterwegs waren, schliefen Nick und seine Mannen noch den Schlaf der Gerechten. Am Abend zuvor war ein 13 -jähriger Junge bei einer spontanen Fahndung im
Salut
eingesackt worden, und sie hatten den Laden daraufhin hochgenommen. Endlich. Hotte hatte den heißen Tipp gegeben, als einer seiner Schützlinge abgetaucht war. Auch wenn Ruhm und Ehre an Nick gingen und ein Stück des Kuchens mal wieder an Thao, war Marga froh, dass die Minderjährigen geschützt wurden. Wenigstens bis zum nächsten Mal.
    »Und hier gibt’s die besten Hotdogs der Welt.« Kalle grinste und zeigte auf einen klitzekleinen rot-weißen Laden. »Wenn der Schuppen aufhätte, würde ich dich glatt zum Sonntagsessen einladen.«
    Ein grobschlächtiger Typ im braunen Nappaleder-Blouson gab Kalle einen müden Daumenwink und wies auf den Eingang einer Striptease-Bar hinter seinem Rücken. Kalle lehnte dankend ab.
    »Ein Koberer. Und wie der aussah, schon seit gestern Abend im Dienst, denn sonst haben die alten Säcke alles Mögliche an unanständigen Sprüchen drauf, um dich in die Bars zu locken. Ob du es hören willst oder nicht.«
    Marga wollte definitiv nicht. Auf dem Kiez waren die Überbleibsel der Nacht unübersehbar. Müll und Siff und dazwischen Menschen.
    »Was hier alles so rumhängt …«, murmelte Marga.
    Kalle vergrub die Hände in den Hosentaschen. »Alles, was die Nacht in den heiligen Sonntag gespült hat. Treibgut sozusagen. Das steht natürlich in keinem Touristenführer. Wo du hinguckst, Galgenvögel und abgestürzte Gestalten.« Er lächelte, breitete die Arme aus und zwinkerte Marga zu. »Besoffene und Bekiffte, Verirrte und Verwirrte.«
    »Und wir mittendrin.« Marga lächelte zurück. Wie falsch sie Kalle eingeschätzt hatte.
    »Jo, und wir mittendrin. Als des Wahnsinns fette Beute.« Er schien sich trotzdem wohl zu fühlen.
    Das Etablissement, in dem Fritz Flemming so ausgiebig gefeiert haben wollte, lag noch im Schönheitsschlaf. Marga hatte schon viel über den legendären Schuppen gehört. Die üblichen Klischees. Am Kneipentresen versammelten sich hundert Jahre Knast, und im Trainingskeller boxte die halbe Unterwelt. Na dann, Prost. Allerdings öffnete die Kneipe offiziell erst gegen Mittag. Kalle pochte trotzdem laut gegen die Tür. Nichts rührte sich. Kalles Klopfangriff schwoll zu einer Maschinengewehrsalve an, und es erschien ein missmutiger kahler Schädel im Türspalt. Auweia! Marga inspizierte eine Runde ihre Fingernägel.
    »Was?«, motzte der Schädel. Kalle blieb unbeeindruckt und hielt dem Kahlkopf den Dienstausweis vor die Nase.
    »Wir haben noch geschlossen.«
    Kalle rollte mit den Augen. »Nur auf ein Wort.«
    Der Kahlkopf knurrte und ließ sie rein. Der dicke rote Samtvorhang sah puffig aus, und es roch nach Rauch und Schmutz. Die Wände waren tapeziert mit Fotos und Zeitungsausschnitten.
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