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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille
Autoren: Das Vermächtnis
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ihn in den Kamin.
    Ich stand auf, ging in die Küche und goss mir noch einen Kaffee ein, dann trat ich durch die Hintertür hinaus und blieb auf dem Patio stehen. Ich konnte die Lichter des Gästehausessehen, in dem ich früher mit meiner Frau und den Kindern gewohnt hatte. Ich stand eine ganze Weile da, dann ging ich wieder hinein und setzte mich an den Esszimmertisch. Ich hatte nicht gedacht, dass diese Sache einfach werden würde, aber ich hatte mit Sicherheit auch nicht gedacht, dass es so schwer sein würde.
    2
    Ich starrte eine Zeitlang ins Feuer, trank Kaffee mit Cognac und ließ meine Gedanken zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herschweifen.
    Ich bin also teils deswegen im Pförtnerhaus auf dem Stanhope'schen Anwesen, dachte ich, weil Ethel Allard im Zweiten Weltkrieg ein Verhältnis mit Augustus Stanhope hatte, teils aber auch, weil meine Frau ein Verhältnis mit einem Mafia-Don einging. Wie Mr Bellarosa höchstpersönlich sagen würde, wenn er am Leben wäre: »Denken Sie mal nach.«
    Und jetzt war Susan alias Mom nach Aussage von Edward - die von meiner Tochter Carolyn bestätigt wurde - auf der Türschwelle des Yuppiepärchens aufgekreuzt, hatte den beiden ein ungebetenes und vermutlich sensationelles Angebot für ihr Haus gemacht und sie davon überzeugt, dessen bin ich mir sicher, dass sie anderswo glücklicher wären und dass sie, Susan Stanhope Sutter, zu ihren Wurzeln zurückkehren müsse.
    Da ich Susan kenne, bin ich mir sicher, dass die beiden das Gefühl hatten, sie würden rausgeschmissen, weil sie den falschen Innenarchitekten engagiert hatten. Aber vielleicht wussten sie auch, dass Mrs Sutter einen Mafia-Don umgebracht hatte, und dachten, es handle sich um ein Angebot, das sie nicht ausschlagen sollten. Jedenfalls kam das Geschäft zustande, und meine ehemalige Frau war jetzt wieder in unserem ehemaligen Haus innerhalb der Mauern des ehemaligen Stanhope'schen Anwesens und fünf Minuten Fußweg von meiner vorübergehenden Unterkunft entfernt. Es war, als hätte jemand die Uhr um ein Jahrzehnt zurückgedreht und dabei jenen kurzen Moment erwischt, in dem Susan und ich noch in Laufdistanz zueinander wohnten und lediglich ein Anruf, ein Klopfen an der Tür oder eine Nachricht nötig gewesen waren, um zusammenzukommen. Aber diese Zeit war vorbei, und wir beide hatten neue Kapitel zu unserer Geschichte geschrieben.
    Susan zum Beispiel hatte wieder geheiratet. Der Glückliche war Edward zufolge »ein alter Typ«, und mit dem Alter kommt die Geduld, die man braucht, wenn man mit Susan verheiratet ist.
    Edward hatte nämlichen Gentleman auch als »Freund von Opa und richtig langweilig« bezeichnet. Der langweilige alte Typ hieß Dan Hannon, wohnte auf Hilton Head, spielte laut Edward den ganzen Tag Golf und hatte ein bisschen Geld, aber nicht viel. Und Carolyn sagte: »Mom mag ihn, aber sie liebt ihn nicht«, und fügte hinzu: »Sie hat unseren Familiennamen behalten.«
    Meine Kinder dachten offenbar, ich müsste all das wissen, für den Fall, dass ich runter nach Hilton Head fahren, Dan einen Golfschläger über den Kopf ziehen und Susan auf eine einsame Insel entführen wollte.
    Nun ja, bevor ich dazu kam, spielte Dan Hannon seine letzte Runde Golf und fiel tot um, buchstäblich am achtzehnten Loch, als er erfolglos zu einem Puttversuch aus zweieinhalb Metern ansetzte. Edward sagte, dass Mr Hannons Golfpartner für ihn einsprangen, den Ball einlochten und dann einen Krankenwagen riefen. Ich glaube, Edward hat einen Teil davon erfunden.
    Jedenfalls war Susan seit fast einem Jahr verwitwet, und nach Aussage von Carolyn hatten Susan und ihr Gatte einen sehr strengen Ehevertrag, sodass Susan nur etwa eine halbe Million bekam, was für fünf Jahre Ehe gar nicht so schlecht ist, ob langweilig oder nicht. Me in Ehe vertrag mit Susan brachte mir das Hochzeitsalbum ein. Die Stanhopes sind harte Verhandlungspartner.
    Und nun waren wir also wieder hier, und jeder konnte die Lichter vom Haus des anderen sehen und den Rauch, der aus den Kaminen aufstieg. Und ich hatte Susans Auto am Pförtnerhaus vorbei- und durch das große schmiedeeiserne Tor fahren sehen. Sie fuhr einen SUV (diese Dinger scheinen sich während meiner Abwesenheit vermehrt zu haben wie die Heuschrecken); es konnte ein Lexus gewesen sein. Was auch immer, er trug jedenfalls noch die Nummernschilder von South Carolina, und ich wusste, dass Susan ihr Haus auf Hilton Head behalten hatte. Daher plante sie vielleicht, einen Teil des Jahres
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