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Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues

Titel: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues
Autoren: Virginia Ironside
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Minuten A pplaus dafür.
    ***
    Als junge Mutter konnte ich mich stundenlang mit anderen Müttern über W indeln und Babynahrung unterhalten. Soll man Fläschchen füttern oder doch besser die Brust geben? Sind W egwerfwindeln sinnvoll oder bloß umweltbelastend? Ich fand diese Themen unheimlich faszinierend.
    Später kam dann ein anderes Thema dazu, das ebenfalls nur junge Mütter wie mich interessierte: die Schule. Begriffe wie »Einzugsgebiet« und »Notendurchschnitt« wirkten auf mich wie Schlüsselreize, ganz zu schweigen von der Diskussion über die V orzüge beziehungsweise Nachteile von öffentlichen Schulen gegenüber privaten.
    Wenn jetzt jemand in meiner Gegenwart die W orte »Windeln« oder »Schule« äußert, buche ich sofort einen Flug nach A rgentinien. Solche Gähnthemen sind nämlich nur für die Betroffenen selbst interessant.
    Dafür habe ich aber ein neues Thema für mich entdeckt, ein herrlich interessantes und unerschöpfliches Thema, das mich garantiert bis an mein (selbstredend baldiges) Lebensende fesseln wird.
    Zipperlein.
    Wehwehchen.
    Alle möglichen Krankheiten.
    Ich meine, die haben wir doch alle, oder? W er behauptet, kerngesund zu sein, sollte zuerst mal überlegen, wann er zuletzt eine Tablette genommen hat. Gestern? V orgestern? Letzte W oche? Letzten Monat? Oder, was am wahrscheinlichsten ist, doch vielleicht erst heute früh?
    Wenn ich jetzt zu einer Party eingeladen bin, frage ich die Leute nicht mehr: » Was machen Sie beruflich?«, sondern: » Und? W as fehlt Ihnen?«
    Ich brauche nur einen alten Herrn zusammengesunken neben seiner Gehstütze in einem Sessel sitzen zu sehen, und schon flitze ich hin und beginne einen gemütlichen Plausch über seinen Gesundheitszustand. Ich frage ihn, was er von Krankenhäusern hält, ob er privat versichert ist oder bei der gesetzlichen Krankenkasse, welche Medikamente er nimmt, und so weiter.
    A m allerinteressantesten ist aber die Frage, ob er kürzlich operiert wurde und wenn ja, bei welchem A rzt und ob der etwas taugt.
    Ich brauche nur das W örtchen »Medikamente« zu hören und schon flitze ich wie der Road Runner im Zeichentrickfilm zu dem Gesprächsgrüppchen hin und stürzte mich in das jeweilige Thema, völlig egal, ob es sich dabei um die V or- und Nachteile von Glucosaminsulfat handelt, um Fischöle oder was auch immer. » Kriegt ihr von eurer Krankenkasse ab sechzig jährlich einen Do-it-yourself-Darmkrebstest? Ich nicht, aber dafür kann ich mich jederzeit kostenlos gegen Grippe impfen lassen…«
    Neulich hat mir eine Bekannte ausführlich von ihren Rückenschmerzen erzählt. Mittendrin hat sie plötzlich innegehalten und erschrocken zu mir gesagt: » Oh, Entschuldigung, ich muss Sie ja fürchterlich langweilen!«
    » Mich langweilen?«, habe ich ihr geantwortet. » Nicht die Spur! W orüber sollten wir uns auch sonst unterhalten? Über die politische Situation im Nahen Osten vielleicht? Oder darüber, dass das Internet womöglich das Ende des Buches, wie wir es kennen, bedeutet? Gähn, nichts könnte mich weniger interessieren. A lso, Sie waren, glaube ich, beim fünften W irbel von oben. Bitte fahren Sie fort, ich bin ganz Ohr.«
    (Apropos… auf Ohren komme ich später noch zu sprechen.)
    Eine Freundin meiner Mutter nannte solche Gespräche immer » Organdurchzählung«, und auch sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen.
    Nachfolgend ein paar Themen, die Sie in Stimmung bringen dürften.
    Verdauung
    Hand hoch, wer nachts schon einmal schweißgebadet wachlag und fürchtete, entweder a) Speiseröhrenkrebs zu haben oder b) eine Herzkrankheit? Ängste, die entweder durch ein Brennen in der Speiseröhre oder der Brust- und Herzgegend ausgelöst wurden?
    Und wie viele von Ihnen haben dann irgendwann herausgefunden, dass es lediglich an einem Klappendefekt liegt? W ill heißen, diese bestimmte Klappe schließt sich nicht mehr richtig, und die Magensäure kann nachts dann in die Speiseröhre eindringen und verursacht dieses Brennen– ein Problem, das sich spielend mit einem Medikament lösen lässt.
    Eine andere Möglichkeit wäre, abends weniger A lkohol zu trinken, aber das kommt, für mich zumindest, überhaupt nicht infrage.
    Füße
    Irgendwann haben wir wohl alle einmal zarte kleine Füßchen gehabt, mit kleinen rosigen Zehen und samtweichen Fußsohlen. W enn man Babyfüßchen betrachtet, scheint es geradezu unvorstellbar, dass sich solch süße Dingerchen, die man einfach immerzu abküssen muss, irgendwann in zwei
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