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Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Titel: Neferets Fluch ( House of Night Novelle )
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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Tors finden konnte. Da öffnete sich von selbst das Tor, und Arthur kam heraus, sein Fahrrad neben sich herschiebend.
    Als er mich sah, hielt er inne. In der Dunkelheit erkannte er meine verhüllte Gestalt nicht.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Der Klang seiner vertrauten, gutherzigen Stimme ließ den letzten Rest meiner Selbstbeherrschung zerbröckeln. Ich schüttelte die Kapuze ab und rief mit einer Stimme, die so heiser war, dass ich sie kaum als meine eigene erkannte: »Arthur! Ich bin es! Hilf mir!« Dann ergriff mich ein Hustenanfall, schlimmer als je zuvor, und meine Beine knickten unter mir ein.
    »O Gott! Emily!« Er ließ das Fahrrad fallen und fing mich auf, ehe ich zu Boden sinken konnte. Dabei öffnete sich mein Mantel. Entsetzt keuchte er auf, als er mein zerrissenes Kleid und meinen blutbefleckten, geschundenen Körper sah. »Was ist dir geschehen?«
    »Vater«, schluchzte ich mit Mühe und rang nach Atem. »Das war er!«
    »Nein! Das kann doch nicht –?« Sein Blick glitt von meinem unversehrten Gesicht zu meinen blutenden nackten Brüsten, zu meinem in Fetzen hängenden Rock und meinen blutüberströmten Schenkeln. »Er – er hat sich an dir vergangen!«
    Ich starrte ihm in die blauen Augen, wartete darauf, dass er mich trösten und nach drinnen zu seiner Familie bringen würde, wo ich genesen könnte und man dafür sorgen würde, dass Vater dafür bezahlte, was er getan hatte.
    Doch statt Liebe oder Anteilnahme oder auch nur Gutherzigkeit spiegelten sich Schrecken und Grauen in seinen Augen.
    Ich wand mich in seinen Armen, um meinen Mantel wieder um mich zu ziehen. Er versuchte nicht, mich festzuhalten.
    »Emily«, sagte er mit fremder, unnatürlicher Stimme. »Du bist unzweifelhaft vergewaltigt worden, und ich –«
    Ich werde nie erfahren, was Arthur sagen wollte, denn in diesem Moment trat eine hochgewachsene, elegante Gestalt aus den Schatten und zeigte mit dem langen bleichen Zeigefinger auf mich. »Emily Wheiler! Die Nacht hat dich erwählt. Dein Tod wird deine Geburt sein. Die Nacht ruft dich; höre und gehorche ihrer lieblichen Stimme. Dein Schicksal erwartet dich im House of Night!«
    Auf meiner Stirn flammte blendender Schmerz auf. Ich presste die Hände an den Kopf und wartete heftig zitternd auf den Tod.
    Erstaunlicherweise löste sich bei meinem nächsten Atemzug die Enge in meiner Brust, und ungehindert strömte süße Luft in mich ein. Ich öffnete die Augen. Arthur stand einige Schritte von mir entfernt, als hätte er Anstalten gemacht, wegzurennen. Die dunkle Gestalt war ein hochgewachsener Mann. Das Erste, was ich an ihm bemerkte, waren die saphirfarbenen Ornamente in seinem Gesicht, die mit kühnen Strichen von der Mondsichel zwischen seinen Augenbrauen ausgingen und sich über seine Stirn und Wangen zogen.
    »Mein Gott! Sie sind ein Vampyr!«, stieß Arthur aus.
    »Ja«, gab er zur Antwort, doch ohne Arthur mehr als einen flüchtigen Blick zu widmen. All seine Aufmerksamkeit galt mir. »Verstehst du, was mit dir geschehen ist, Emily?«, fragte er mich.
    »Mein Vater hat mich verprügelt und vergewaltigt.« Während ich es klar und deutlich aussprach, spürte ich, wie auch die letzte Spur Fieber und Schwindel aus mir wichen.
    »Und die Göttin Nyx hat dich als zu ihr gehörig Gezeichnet. Heute Nacht lässt du das Leben unter den Menschen hinter dir. Von nun an bist du nur noch unserer Göttin, dem Hohen Rat und deinem eigenen Gewissen verpflichtet.«
    Ich schüttelte verwirrt den Kopf. »Aber Arthur und ich –«
    »Emily, ich wünsche dir alles Gute, aber das ist viel zu viel für mich. All diese Dinge kann ich nicht – will ich nicht in meinem Leben haben.« Und Arthur Simpton drehte sich um und floh zurück zum Haus seiner Eltern.
    Der Vampyr trat zu mir und hob mich geschmeidig, mit übernatürlicher Kraft, auf seine Arme. »Lass ihn und den Schmerz deines alten Lebens hinter dir, Emily. Im House of Night erwarten dich Heilung und Beistand.«
    Und so komme ich zum Ende dessen, was mir in der heutigen grauenvollen, wunderbaren Nacht zustieß. Der Vampyr trug mich zu einer schwarzen Kutsche, die von vier perfekt aufeinander abgestimmten schwarzen Stuten gezogen wurde. Die Sitze waren mit schwarzem Samt bezogen. Die Kutsche besaß keine Laternen, und ich war froh über die Dunkelheit und fand Trost darin.
    Die Kutsche brachte uns zu einem Palast, der wirklich aus Marmor bestand und nicht aus einer billigen Imitation, wie die Menschen sie für ihre Ausstellung verwendet
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