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Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Titel: Neferets Fluch ( House of Night Novelle )
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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wenig ins Gefängnis werfen lassen, wie er jemanden von uns belangen kann.«
    »Ich will nicht, dass er ins Gefängnis kommt!«, rief ich.
    »Was willst du dann?«
    Fast hätte ich ihr die Wahrheit gesagt, doch ihr ruhiger, ernster Blick und die Aufrichtigkeit in ihrem schönen Gesicht erstickten meine Worte. Noch hatte ich mich nicht endgültig entschieden, doch mein Instinkt riet mir, meine tiefsten Gedanken und Wünsche für mich zu behalten, also tat ich es.
    »Ich will, dass er einsieht, welch ein Ungeheuer er ist, und dass das, was er mir antat, falsch war«, sagte ich stattdessen.
    »Und du glaubst, das würde dir helfen, es zu verwinden?«
    »Ja.«
    »Emily, ich will ganz ehrlich zu dir sein. Ich glaube, dass in dir eine einzigartige Macht schlummert. Das spürte ich schon, als ich dich zum ersten Mal sah. Du könntest eine große Vorkämpferin des Guten werden, gerade weil du so bitter durch das Böse verwundet wurdest, doch dazu musst du dich der Heilung öffnen und das Böse, das dir angetan wurde, gehen lassen. Es gemeinsam mit deinem alten Leben sterben lassen.«
    »Dann wird er niemals dafür zahlen müssen, was er mir antat.«
    Ich hatte es nicht als Frage formuliert, doch sie antwortete mir. »Vielleicht nicht in diesem Leben. Doch das ist nicht mehr deine Sache. Meine Tochter, eines, was ich in den vergangenen zwei Jahrhunderten gelernt habe, ist, dass der Drang nach Rache ein Fluch ist, weil er unmöglich zu stillen ist. Keine zwei Personen, seien es Menschen oder Vampyre, werden je auf ein und dieselbe Art lieben, hassen, leiden oder vergeben. Daher ist der Wunsch, jemand anderen genau deinen Schmerz fühlen zu lassen, ein verheerendes Gift, das dein Leben verpesten und deine Seele vernichten wird.« Sie legte mir die Hand auf den Arm, und ihre Stimme wurde sanfter. »Vielleicht hilft es dir, wenn du dem Beispiel unzähliger Jungvampyre vor dir folgst und als Symbol für den Neubeginn deines Lebens einen neuen Namen annimmst.«
    »Ich werde es mir überlegen«, sagte ich. »Und ich werde versuchen, ihn zu vergessen.«
    Ich musste nicht lange überlegen. Ich wusste bereits, unter welchem Namen ich mein neues Leben führen wollte.
    Ich versuchte auch, ihn zu vergessen. Doch wenn ich im Spiegel die Blutergüsse sehe, die meine weiße Haut verunzieren, erinnere ich mich. Wenn die intimsten Stellen meines Leibes schmerzen und bluten, erinnere ich mich. Wenn ich mit vom Schreien heiserer Stimme aus Albträumen erwache, in denen ich noch einmal durchlebe, was er mir antat, erinnere ich mich.
    Also musste er sterben. Wenn mein Drang nach Rache und Vergeltung ein Fluch sein soll, nun, dann sei es so.

    Ich wartete eine Woche. So lange brauchte mein Körper, um sich zu erholen. Doch ich erholte mich. Erst sieben Tage war ich Gezeichnet, doch schon stärker als jede menschliche Frau. Meine Fingernägel waren härter und länger geworden. Mein Haar war voller, dichter und glänzender als zuvor. Selbst meine smaragdenen Augen veränderten sich. Einmal hörte ich einen der Söhne des Erebos, jener Krieger, die über die weiblichen Vampyre und die Jungvampyre wachen, sagen, meine Augen seien auf dem Weg, zu den faszinierendsten Smaragden zu werden, die er je gesehen habe.
    Mir gefiel, was aus mir wurde, und darum war ich mehr denn je entschlossen, mich von dem zu befreien, was ich einst gewesen war.
    Es war nicht schwer, das House of Night zu verlassen. Ich war keine Gefangene, sondern eine Schülerin, respektiert und geschätzt für ihre Schönheit und das, was Cordelia mein Potential nannte. Uns Schülern stand eine ganze Flotte von Kutschen sowie mehr Fahrräder zur Verfügung, als die gesamte Mitgliedschaft des Hermes Club besaß. Wann immer wir wollten, durften wir den Campus verlassen. Unsere Freiheit kannte kaum Grenzen – unter dem einzigen Vorbehalt, dass wir den Umriss einer Mondsichel, der mitten auf unserer Stirn prangte, zuvor mit einer Abdeckpaste überdeckten und uns bescheiden kleideten, um so wenig wie möglich Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen.
    Ich wählte ein höchst bescheidenes Kleid. Es war zwar aus feinstem Leinen, doch taubengrau, hochgeschlossen und schmucklos. Ohne es zu berühren, würde niemand ahnen, wie kostbar es war – und mir so nahe zu kommen, würde ich niemandem erlauben.
    Problemlos verhüllte mein Kapuzenmantel das einzig Unbescheidene an meiner Erscheinung – Alice Wheilers Perlen. Mein Entschluss, sie wieder auf eine Kette zu ziehen und in jener Nacht zu tragen, war
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