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Nebelsphäre - haltlos (German Edition)

Nebelsphäre - haltlos (German Edition)

Titel: Nebelsphäre - haltlos (German Edition)
Autoren: Johanna Benden
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sich das Leben zu nehmen. Tatsächlich ging es ihr seit der Geometrieübung sogar überraschend gut.
    Das, was ihr die Stimme von Custos Portae gesagt hatte, schien zu stimmen: Das Schlimmste lag hinter ihr und sie war froh, dass es vorbei war. Sie hatte immer noch einen Rest Glücksgefühl im Bauch, welches sich wieder in ein paar quirlige Schmetterlinge verwandelte, wenn sie an den Professor dachte.
    Sie sortierte ihre Sachen aus den Müllsäcken in zwei Haufen. Einen Teil wollte sie mit nach Kiel nehmen und den anderen wollte sie bei ihren Eltern lassen.
    Zu ihrem großen Glück war das Fotoalbum unbeschädigt. Sie blätterte es noch einmal in aller Ruhe durch, bevor sie es in ihr Bücherregal stellte.
    Dann beschloss sie, alle Klamotten, die bei Mark gewesen waren, in die Waschmaschine zu stecken. Damit würde sie am Wochenende auf alle Fälle gut beschäftigt sein.
    Ansonsten durchforstete sie ihr Zimmer nach Dingen, die sie mit nach Kiel nehmen wollte. Sie hatte vor, die Wochenenden jetzt öfter in ihrer Studentenbude zu verbringen. Das würde ihrer Mutter zwar nicht gefallen, aber es war besser so. Sie war einundzwanzig und wollte ihr eigenes Leben leben.
    Ihr Blick fiel auf ihre Digitalkamera. Bevor sie mit Mark zusammengekommen war, hatte sie jede Menge Bilder mit ihrer kleinen Ixus gemacht. Da konnte sie jetzt auch endlich wieder mit anfangen.
    Sie suchte noch weitere Dinge raus und als sie am Sonntagnachmittag in ihr Auto stieg, war es überraschend voll.
    In der Knorrstraße angekommen, fand sie tatsächlich direkt vor dem Haus noch einen Parkplatz. Das machte die Schlepperei einfacher. Sie nahm ein paar Taschen und ging nach oben.
    J war in seinem Zimmer.
    Sie fragte grinsend: „Na alter Mann, wieder am Forschen?“
    „Immer, immer!“ J saß am Schreibtisch und hatte mehrere dicke Bücher aufgeschlagen. Außerdem lief sein Rechner. „Ich kämpfe gerade mit PowerPoint. Muss in zwei Wochen ein Referat in Politik halten… Und wie war dein Wochenende? Hast du den Schock mit den Müllsäcken überwunden?“
    „Ja, es geht schon. Das hat mich wenigstens dazu gebracht, mal alles richtig durchzusortieren. Und siehe da, ich habe beschlossen, auch einiges mit in den hohen Norden zu nehmen. Wenn du mir beim Rauftragen hilfst, koche ich uns heute Abend noch eine Runde Nudeln mit Schinken-Sahne-Sauce.“
    Sofort sprang J eifrig auf. „Das lasse ich mir nicht entgehen! Wo sind die Sachen?!“
    Gemeinsam gingen sie zum Auto und als sie in den Kofferraum ihres alten Polos guckten, meinte J nur trocken: „Wenn ich gewusst hätte, dass du umziehst, hätte ich länger überlegt.“
    Am Montag ging sie mit Kerstin, Sabine, Felix und Falk nach Analysis in die Mensa. Die Menüs waren heute nicht Victorias Fall, also holte sie sich nur einen großen Salat.
    Als sie an den Tisch ihrer Kommilitonen kam, stöhnte Falk mal wieder über Analysis. „Irgendwie verstehe ich den Dieck immer weniger! Naja, aber er ist eben Mathematiker und ein komischer Kauz.“
    „Tja“, sagte Sabine, „aber nicht so komisch wie Professor Custos Portae. Der soll angeblich niemandem die Hand geben und total auf Abstand gehen.“
    Felix nickte. „Das geht wohl nicht nur von ihm aus. Mein Mitbewohner hat erzählt, dass sich kein Student in seine Nähe traut. Jedenfalls kennt er niemanden, der sich freiwillig neben ihn stellt. Fred meinte, der Professor sei einfach total unheimlich... Aber auf mich wirkt er eigentlich so ganz locker.“ Dann grinste er Victoria an und fuhr fort: „Und ich habe bemerkt, dass er auf manche Dame vielleicht sogar sympathisch wirken mag, aber Fred sieht das ganz anders. In einem unbeobachteten Moment wollte er mal einen Blick in die Tasche des Professors werfen.“
    Kerstin lachte ironisch. „Ja, warum macht Fred denn auch so etwas nur?“
    „Da waren angeblich Klausuren drinnen, aber egal, jedenfalls stand Custos Portae plötzlich ganz nah hinter Fred. Er schwört noch heute, dass er in seinem ganzen Leben noch nie solche Angst gehabt hat.“
    „Das glaube ich gern“, sagte Sabine. „Ich würde auch vor Angst sterben, wenn mich ein Prof beim Spionieren erwischt hätte!“
    „Genau das ist eben der Unterschied zwischen dir und Fred“, schaltete sich Falk ein. „Fred regelt so etwas normalerweise mit einem charmanten Lächeln und einer Ausrede, die die Welt noch nicht gehört hat, aber Angst – Angst bekommt er frühestens, wenn er mit einem Schummelzettel in der Abschlussklausur erwischt wird. Und selbst
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