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Nebelsphäre - haltlos (German Edition)

Nebelsphäre - haltlos (German Edition)

Titel: Nebelsphäre - haltlos (German Edition)
Autoren: Johanna Benden
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Krankenschwester bevorzugte.
    „Ich bin so blöd gewesen. Aber das ist jetzt vorbei!“
    Eine halbe Stunde, nachdem sie an dem fürchterlichen Donnerstag Marks Wohnung verlassen hatte, hatte ihr Handy geklingelt und sie Dussel war auch noch rangegangen.
    Wenn sie jetzt daran dachte, wurde sie richtig wütend.
    Er hatte gesagt, dass das alles ein großes Missverständnis sei und gar nicht so wie es ausgesehen hätte.
    Sie hätte ihm ja so gern geglaubt!
    Als sie gefragt hatte, wie sie es denn verstehen solle, wenn er mit einer anderen ins Bett ginge, hatte er verzweifelt beteuert, wie sehr er sie liebe und dass das ja ein einmaliger Ausrutscher gewesen sei, weil er in den letzten Tagen so allein gewesen war und sie ihm so gefehlt hätte.
    Da hatte sie begriffen, dass er sich nie ändern würde und dass alles nur eine Masche war.
    Sie hatte einfach aufgelegt und das Handy abgestellt.
    Ihre ganze Beziehung zu Mark war eine große Lüge gewesen.
    Sie trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad. „Ich mag ja naiv sein, aber so blöd bin ich nun auch nicht.“
    Das mit Mark war einfach zu schön gewesen, um wahr zu sein. Sie hatte immer den Eindruck gehabt, ein großer Glückspilz zu sein und sich heimlich gewundert, warum Mark gerade sie ausgesucht hatte. Sie sah zwar gut aus – Mark war nicht der erste, der meinte, sie hätte mit ihren braunen Augen und den langen, braunen Haaren eine gewisse Ähnlichkeit mit ihrer Namensvetterin, der Prinzessin Victoria von Schweden – aber irgendwie konnte sie nie das Gefühl loswerden, dass sie nicht genug für Mark war.
    „Und das hat sich gestern ja wohl bewiesen – zweifelsfrei!“
    Jetzt musste sie einfach raus aus der Kleinstadt. Sie hätte es nicht ertragen, Mark über den Weg zu laufen und länger bei ihren Eltern herumsitzen wollte sie auch nicht. Sie war einundzwanzig, aber manchmal vergaß ihre Mutter das. Gestern Abend hatte Giesela sie wieder wie ein kleines Mädchen trösten wollen und das konnte Victoria nun wirklich nicht gebrauchen. Sie war kein kleines Kind mehr und ein «Alles wird wieder gut, mein Spatz!» half ihr jetzt nicht weiter.
    Außerdem, sie wusste selbst, dass auch andere Mütter schöne Söhne hatten.
    Diese interessierten sie nur im Moment überhaupt nicht!
    Sie musste sich ablenken und den Kopf wieder frei kriegen. Und sie wollte wütend sein.
    Richtig stinkend WÜTEND!
    Heute war Freitag und am Montag ging das Semester wieder los. Sie konnte das Wochenende genauso gut in ihrer WG in Kiel verbringen. So hatte sie wenigstens die Zeit, schon mal das eine oder andere einzukaufen, ihre Unterlagen zu sortieren und in Ruhe über Mark zu schimpfen.
    J war bestimmt auch da.
    Sie teilte sich eine Zweizimmerwohnung mit Jan Hendrik Meier. Er wollte Lehrer werden und studierte Politik und Deutsch im vierten Semester. Als sie sich vor knapp eineinhalb Jahren für Mathematik mit Nebenfach Informatik eingeschrieben hatte, hatte sie am Schwarzen Brett seinen Zettel «Zimmer zu vermieten» gesehen und einfach angerufen. Das Zimmer war groß und hell und J sympathisch.
    Mittlerweile waren sie richtig gute Freunde.
    J hatte sie damals auch zu der Party im Minzzo überredet, wo sie Mark kennengelernt hatte.
    „Na, dem werde ich heute aber was erzählen!“
    Natürlich hatte Mark immer wieder angedeutet, dass sie und J mehr als nur Freunde seien – wieso würden sie schließlich sonst zusammen wohnen? Sie hatte das immer für einen Scherz gehalten und geantwortet, dass das stimme: schließlich waren sie und J nicht nur Freunde, sondern viel eher Bruder und Schwester. Insgeheim hatte sie sich über Marks Eifersucht gefreut und gedacht, wie sehr er sie doch lieben musste.
    Sie schnaubte: „Mit Liebe hatte das wohl eher weniger zu tun. Vielmehr mit dem, was er im letzten halben Jahr so nebenher laufen hatte. Logisch! Der Idiot hat von sich auf andere geschlossen. Oh Mann, wie blöd bin ich bloß gewesen?“
    Sie war endlich auf der Autobahn, trat das Gaspedal bis aufs Bodenblech und drehte die Musik voll auf.
    Das tat gut.
    Etwas zumindest.
    Wenigstens konnte sie sich in ein paar Tagen wieder mit ihrer geliebten Mathematik beschäftigen.
    Das half eigentlich immer.
    Egal wie traurig oder niedergeschlagen sie in den letzten zwei Jahren mal gewesen war – das Knobeln an einem richtig schönen Beweis hatte sie immer wieder beruhigt und ihr das Gefühl gegeben, dass sich die Welt noch wie gewohnt drehte und alles seine Ordnung hatte. Wenn sie sich dann nach ein paar
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