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Nebelflut (German Edition)

Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition)
Autoren: Nadine d’Arachart
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Dad, der sie nach Hause holte. Sie hörte einen Schlüssel, der sich drehte, dann öffnete sich die Tür. Doch es war nicht ihr Dad, der ins Zimmer kam. Es war der schwarze Mann.

-5-
    Es nieselte. Brady hatte die Schultern hochgezogen und die Hände in den Jackentaschen vergraben. Sean stand nicht weniger verkrampft neben ihm und fluchte von Zeit zu Zeit leise. Vor ihnen waren Beamte der Spurensicherung zugange und durchkämmten die Umgebung rund um den River Camac nach Hinweisen auf Amy Namara. Sie hatten ein provisorisches Zelt über der Stelle errichtet, an der Sean den nassen Beutel aus dem Wasser gefischt hatte, doch Brady bezweifelte, dass das etwas nützen würde.
    »Dieser Scheißregen verwischt jede Spur«, schimpfte Sean. »Falls es hier überhaupt irgendwo eine gibt.«
    »Ich wüsste zu gerne, wo die Klamotten plötzlich herkamen. Ganz schön seltsame Geschichte.«
    Sean zuckte die Achseln. »War es schon damals. Ein kleines Mädchen verschwindet spurlos aus dem elterlichen Haus und niemand will etwas gemerkt haben. Keine Einbruchsspuren, keine Anzeichen eines Gewaltverbrechens, gar nichts.«
    »Habt ihr die Eltern überprüft?«
    »Natürlich.« Sean warf Brady einen verständnislosen Blick zu. »Die Eltern, den Bruder, die Freundin des Bruders.«
    »Nichts?«
    »Nichts, was wir beweisen könnten.« Er kniff die Brauen zusammen und ließ den Blick über den River Camac wandern.
    Der Regen wurde stärker und Brady drängte sich näher an den Stamm des Baumes, unter dem sie standen. »Und dein Verdacht?«
    »Verdachte zählen nicht, McCarthy.«
    »Ich weiß. Aber wenn du jemanden verdächtigen müsstest?« Brady musterte seinen Partner, dessen Gesicht wie meistens regungslos blieb. Seine Augen waren auf einen imaginären Fleck in der Ferne gerichtet, undurchdringlich und verschlossen.
    »Schwierige Frage. Bei so einem Fall sieht man schnell Gespenster: Die Eltern waren ein bisschen zu überbesorgt, der Bruder ein wenig zu ahnungslos und die Nachbarn zu schockiert. Mit der Zeit sieht man in jedem einen potenziellen Mörder. Aber jetzt …« Sean kratzte sich nachdenklich an der Schläfe. »Nach all den Jahren sehe ich den Fall ein bisschen nüchterner. Es kann jeder gewesen sein und vermutlich werden wir den wahren Täter niemals finden.«
    Brady spürte das dringende Bedürfnis, ihn aufzumuntern, wusste jedoch nicht wie.
    »Auch wenn ich nichts von Vermutungen halte, sag ich dir, was ich über den ganzen Fall denke«, fuhr Sean fort. »Irgendwer, lass es nun die Eltern, andere Verwandte oder einen Fremden gewesen sein, hat die kleine Namara entführt, vergewaltigt und ermordet. Der Täter hat Panik gekriegt und das Mädchen verscharrt. Das Nachthemd und den Teddy hat er mitgenommen, um sich an die Tat zu erinnern oder aus Angst, Spuren zu hinterlassen. Jetzt ist der Mord lange genug her und er wollte den Krempel loswerden, ein für alle Male. Dabei hat er aber nicht mit der schwachen Strömung und unserem wachsamen Jogger gerechnet.«
    »So einfach?«
    »So einfach wie grausam, ja.«
    Brady atmete durch und beobachtete die Männer in ihren weißen Schutzanzügen, die wie Phantome umher schlichen. Sie sprachen nicht, untersuchten konzentriert jeden noch so winzigen Flecken Erde. Einzig das leise Plätschern des Flusses und das Prasseln des Regens im dichten Geäst erinnerten Brady daran, dass dies kein surrealer Traum, sondern die Wirklichkeit war.
    »Vielleicht haben wir trotzdem eine Chance, den Täter zu finden«, brach er das Schweigen. »Jetzt, wo wir die Sachen haben.«
    »Mit viel Glück. Aber wann hat man schon viel Glück?«
    Hinter ihnen waren Motorengeräusche zu hören. Brady wandte sich um und entdeckte einen schwarzen Übertragungswagen, gefolgt von zwei PKW und einem Sprinter.
    »Verfluchtes Pressepack«, zischte Sean. »Die riechen Polizisten zehn Meilen gegen den Wind wie Fliegen die Scheiße.«
    Brady sah zu, wie der Übertragungswagen direkt vor der provisorischen Absperrung hielt, die die Kollegen errichtet hatten, damit die Spurensicherung in Ruhe arbeiten konnte. Ein paar Sekunden später hatten auch die anderen Autos vor dem Flatterband gehalten und ihre Insassen waren dabei, sperrige Kameras und Tonangeln auszuladen.
    »Danke fürs Mitnehmen«, rief eine Blondine in einem roten Kostüm und sprang aus einem der PKW. Sie hielt einen Notizblock in der Hand und drängte sich zwischen ihren Kollegen nach vorne an die Absperrung.
    »Kein Zutritt.« Einer der Streifenbeamten vertrat ihr den
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