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Nebel ueber Oxford

Nebel ueber Oxford

Titel: Nebel ueber Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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Schuhen jedoch bemerkte Blake graue Staubspuren und stellte fest, dass die Explosion ihr doch mehr zugesetzt hatte, als sie zugeben mochte. Ihre schmalen Fesseln waren hübsch – schade, dass wir ihre Beine nicht öfter zu sehen bekommen, dachte Blake, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch zuwandte.
    »Ich werde noch heute Nachmittag einen vorläufigen Bericht an Browne schicken. Sie beide möchte ich bitten, sofort das nächste Projekt für die Pharmaleute möglichst konkret auszuarbeiten, damit wir unser Geld bekommen. Der Vorfall mit den Aktivisten kam leider genau zum falschen Zeitpunkt, aber die Amis sollen gar nicht erst in die Versuchung geraten, die Knete zurückzuhalten.«
    Candra kniff angesichts der lockeren Ausdrucksweise missbilligend die Lippen zusammen.
    »Ich meine natürlich die Sponsorengelder«, korrigierte sich Blake, als er ihre Reaktion sah. »Candra, ich weiß, dass Sie eigentlich mehr Zeit benötigen, aber ich brauche so schnell wie möglich ein paar ermutigende Zahlen aus den letzten Versuchsreihen.«
    Candra runzelte die Stirn.
    »Zahlen lügen nie, Blake. Das wissen Sie genau.«
    »Ich habe Ihnen auch keinesfalls nahelegen wollen, dass Sie daran etwas ändern sollten, aber uns ist doch klar, dass es Interpretationsmöglichkeiten gibt. Ich bitte Sie einfach nur, möglichst flexibel zu sein.«
    Candras Gesichtsausdruck ließ nicht auf Flexibilität schließen, doch obwohl ihr Starrsinn Blake manchmal ärgerte, nötigte er ihm auch einen gewissen Respekt ab. In einer idealen Welt hätte er nie und nimmer vorgeschlagen, die Resultate der Versuche optimistisch zu interpretieren, wenn die Ergebnisse nicht ganz eindeutig waren.
    »Und Greg, sobald Sie Candras Zahlen auf dem Tisch haben, entwerfen Sie bitte den Antrag für die nächste Rate.«
    Greg nickte. Er konnte von der gesamten Gruppe am überzeugendsten und diplomatischsten formulieren, daher betraute ihn Blake grundsätzlich mit dieser Aufgabe.
    »Ich weiß, dass die augenblickliche Situation nicht ganz einfach ist. Trotzdem möchte ich, dass Sie diese Aufgaben vorrangig behandeln. Ist es Ihnen möglich, von zu Hause aus zu arbeiten?«
    »Es wäre einfacher, wenn wir an einem der Terminals in den nicht betroffenen Büros arbeiten könnten«, schlug Candra vor.
    »Ich werde mich darum kümmern und Ihnen eine E-Mail schicken«, sagte Blake mit einem Blick auf seine Uhr. »Ich muss jetzt los und mich um meinen eigenen Bericht kümmern.« Er stand auf und verließ den Konferenzsaal.
    Hätte nicht ausgerechnet Candra neben ihm gesessen, hätte Greg jetzt einen Besuch im Pub und einen mindestens doppelstöckigen Brandy vorgeschlagen. Die Statistikerin jedoch wirkte so unnahbar, dass er es nicht wagte.
    Nachdem Greg ebenfalls gegangen war, überlegte Candra, ob sie ihm hätte vorschlagen sollen, ihn mit dem Auto nach Hause zu bringen. Die meisten Mitglieder des Teams kamen mit dem Fahrrad, und Candra spürte, dass man ihr insgeheim die Verschwendung fossiler Brennstoffe vorwarf. Eigentlich hatte sie Greg einen Besuch im Pub vorschlagen wollen, weil sie den Eindruck hatte, dass sie jetzt beide einen Drink bitter nötig hatten, doch der junge Mann war verschwunden, ehe sie ihre Schüchternheit überwinden konnte. Also fuhr sie allein nach Hause.
    Ehe Blake sich an den Computer des fremden Büros setzte, das man ihm zur Verfügung gestellt hatte, kramte er sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer seiner Wohnung. Vielleicht hatte seine Lebensgefährtin Marianne von der Explosion gehört und machte sich Sorgen um seine Sicherheit.
    Nachdem es ein halbes Dutzend Mal geklingelt hatte, meldete sich eine scharfe Frauenstimme. »Hallo? Blake, bist du das? Ich warte schon wer weiß wie lang! Wo zum Teufel treibst du dich herum?«
    »Hallo Marianne. Ist bei dir alles okay?«
    »Nein, absolut nicht, wenn du es genau wissen willst. Und in deinem verdammten Labor nimmt niemand ab. Wo zum Teufel bist du?«
    Blake seufzte. Offenkundig hatte sie noch nichts von dem Anschlag gehört, und wenn sie derart schlecht gelaunt war, würde sie sicher keinerlei Mitleid für ihn haben. Mit sanfter Stimme sagte er: »Im Labor hat es ein paar Unannehmlichkeiten gegeben. Ich sitze jetzt in einem fremden Büro im Institut, um ein sehr wichtiges Dokument fertigzustellen, aber ich denke, dass ich gegen sechs zu Hause sein kann. Ist das in Ordnung? Ich kümmere mich dann um alles, was sonst noch schiefläuft.«
    »Was ist denn bei dir so verdammt
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