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Natur

Natur

Titel: Natur
Autoren: Antje Flade
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das Thema des Verhältnisses des Menschen zur Natur. Hintergründe der Grünen-Stadt-Bewegung sind:
    • Immer mehr Menschen leben in Städten
    • Es gibt eine Renaissance der Städte
    • Man möchte in der Stadt leben mit den Gefühlen des Landlebens.
    Die grüne Stadt ist zu einem life style geworden, man wünscht sich sowohl städtisch als auch Natur nah zu leben. Es begann mit den Pflanzen auf dem Balkon und den privaten Kleingärten, inzwischen geht es um den öffentlichen Raum. Man sieht das daran, dass das mediterrane Flair in den nordeuropäischen Städten angekommen ist.
    Doch es kommt noch etwas weiteres dazu und zwar die Ängste der Menschen angesichts einer ungewissen Zukunft, in der es eine Fülle gesellschaftlicher Probleme und kein traditionelles Wachstum mehr gibt. Das hat es schon einmal gegeben und zwar in der Zeit des Biedermeier. In gesellschaftlichen Krisenzeiten zieht man sich zurück in eine harmonische Naturwelt.
    Heute steht die Gesellschaft vor neuen Herausforderungen, bei denen die alten Mittel nicht mehr so recht greifen. Es muss mehr produziert als konsumiert werden. Ein neues Modell ist zum Beispiel, dass Gebäude Energie produzieren statt Energie zu verbrauchen.
    AF: Die Rede ist von einem «Wettstreit der Metropolen». Zum Beispiel möchten sich die Städte mit dem Label «green city» schmücken oder sie bewerben sich darum, eine Gartenschau auszurichten. Was steckt dahinter?
    AK: Es geht um Selbstdarstellung, durch Inszenierungen will man sich von anderen absetzen. Man will sich profilieren, zugleich aber auf der Welle mitschwimmen. Diese neue Welle ist nicht mehr die Ökowelle, die neue grüne Welle hat mit Technologie und Lebensstil zu tun.
    AF: Leuchturmprojekte kosten viel Geld, so dass die Frage ist, ob man nicht lieber in die Verbesserung der alltäglichen Lebensqualität investieren soll, was allerdings dann nicht weiter ins Auge fällt?
    AK: Wir brauchen Leuchtturmprojekte, um im Gespräch zu bleiben. Es geht um die Wahrnehmung. Wir können die Städte selbst nicht tout court umbauen, man kann aber, wie der Philosoph und Psychologe James Hillmann meinte, die Wahrnehmung schärfen, lenken und dadurch die Realität ändern. In Zukunft wird es nicht mehr um neue Planungsideologien gehen, wir müssen stattdessen neue Wahrnehmungsstrategien produzieren. Ein Beispiel ist die Strategie des Bürgermeisters von New York, der seine Stadt «größer und grüner» machen will. Am Times Square tut sich seit Mai 2009 eine neue Dimension des Urbanen auf. Anstelle von Autos stehen jetzt dort Liegestühle. Der Times Square soll zum Vorbild für eine grüne Stadt werden. Diese Aktion lässt sich als ein Baustein eine neuen Wahrnehmungsstrategie auffassen. Es wird nicht mehr geplant, gebaut und umgebaut, sondern der weltweit bekannte Platz wird infolge einer anderen Nutzung neu wahrgenommen.
    Man braucht das Spektakuläre, das im Unterschied zum Alltäglichen keine Lobby hat. Das Alltägliche wird in der Praxis gesichert, es hat eine breite Lobby. Das Spektakuläre stößt dagegen auf Widerstände, nicht zuletzt auf Barrieren in der Verwaltung, die immer am Bisherigen festhalten wird und an alte Methoden gebunden ist.
    AF: Sind urban farms 55 ein tragfähiges Zukunftsmodell? Sie sehen nicht besonders schön aus, denn sie sind ja in erster Linie Nahrungslieferant und nicht vor allem Augenweide.
    AK: Urban farms sind Teil einer Strategie, sie sind eine Vitrine, eine Art Schaufenster, um auszudrücken, dass man die Apfelsine nicht um die Erde fliegen muss, bevor man sie isst. Wenn Obama in Boston urban farms auf einem ehemaligen Fabrikgelände bauen lässt und die Frau des Präsidenten selbst zum Spaten greift, setzt er damit eine Entwicklung in Gang,es entsteht ein neuer Lebensstil. Damit wird zum Ausdruck gebracht: Amerika will in Zukunft friedlicher mit der Natur umgehen. Was das Erscheinungsbild betrifft: Es geht heute nicht mehr um eine ornamentale Natur, sondern um progressive Formen.

    Abbildung 4-14: Spektakuläre Natur (eigenes Foto)
    AF: Bilder sind zu einem unverzichtbaren Medium geworden. Texte werden knapp gehalten. Reichen Bilder aber aus, um komplizierte Sachverhalte zu übermitteln?
    AK: Die Gesellschaft ist heute Bild-orientiert. Wir machen uns ein Image von den realen Dingen und Produkten. Hinzukommt: Pläne, die keiner versteht, sind frustrierend, sie erzeugen Widerstände. Auch deshalb wird die Visualisierung immer wichtiger. Dabei muss das Bild eher einem Wunschtraum
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