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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise
Autoren: Textausgabe + Lektüreschlüssel
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Residenzstädtchen in unmittelbarer Nähe von Braunschweig, nicht nur finanzielle Sicherheit in Aussicht stellt.
    Die Herzog-August-Bibliothek, der einst Leibniz vorstand, ist eine der größten und bedeutendsten in deutschen Landen. Lessing weiß die Möglichkeiten zu schätzen und schreibt am 27. Juli 1770 an seinen Vater: »Ich kann meine Bücher, die ich verkaufen müssen, nun sehr wohl vergessen.« 26 Nebenher bleibt ihm Zeit, sein Trauerspiel
Emilia Galotti
zu vollenden, das am 13. März 1772 in Braunschweig aufgeführt wird. Mit dem Braunschweiger Prinz Leopold unternimmt er eine achtmonatige Bildungsreise, die über Wien und Venedig bis Rom und Neapel führt. Bei der Rückkehr wird ihm eine Gehaltszulage gewährt; er erhält eine Dienstwohnung in unmittelbarer Nähe des Schlosses und der Bibliothek; und er kann endlich – am 8. Oktober 1776 – heiraten. Seine Frau, Eva König, ist Witwe des Hamburger Seidenhändlers und Tapetenfabrikanten Engelbert König, mit dem Lessing befreundet war und der auf einer Geschäftsreise in Venedig starb. Das ersehnte Glück ist von kurzer Dauer. Am 31. Dezember 1777 schreibt Lessing seinem Freund Theodor Eschenburg: »Ich wollte es auch einmal so gut haben wie andere Menschen! Aber es ist mir schlecht bekommen.« 27 So schließt er den Brief, in dem er mitteilt, dass sein Sohn gestorben ist, der nur vierundzwanzig Stunden lebte. Erschöpft von der Geburt, stirbt die Mutter und Gattin zehn Tage später. Lessing ist wieder allein.
    Beruflich hat Lessing in seiner Wolfenbütteler Zeit einen Streit auszuhalten, der alle Gefechte übertrifft, die er in seinem bisherigen Kritikerleben zu bestehen hatte. Als Bibliothekar hat er die Aufgabe, aus den Schätzen der Bibliothek Werke für eine Veröffentlichung vorzubereiten. Unter dem Titel
Fragmente eines Ungenannten
erscheint eine Reihe von Schriften theologisch-philosophischen Inhalts, die keineswegs aus der Bibliothek stammen, vielmehr von Hermann Samuel Reimarus, dem Hamburger Gelehrten, verfasst waren. Sie werden als Angriff auf die orthodoxe Theologie verstanden. Der Hamburger Hauptpastor Goeze fühlt sich angegriffen, nimmt die Fehde mit Lessing auf und veranlasst den Herzog von Braunschweig, Partei zu ergreifen und Lessing zu disziplinieren. Lessing weicht aus, wechselt den Kampfplatz und sagt in literarischer Form, was er zu sagen hat. Das dramatische Gedicht
Nathan der Weise
ist nicht nur Teil des »Fragmentenstreits«, sondern kann als eine Art letzter Verfügung Lessings angesehen werden.
    Gotthold Ephraim Lessing starb am 15. Februar 1781 in Braunschweig und wurde dort beerdigt.
Das Werk
    Früh wurde Lessings Interesse für das Drama geweckt. In Kamenz hatte er eine Schulaufführung des
Sterbenden Cato
, des bekanntesten Dramas von Johann Christoph Gottsched, gesehen. In Meißen gehörten die lateinischen Dramen von Plautus und Terenz zur Schullektüre. In Leipzig endlich wurden Übersetzungen der französischen Dramen von Racine und Corneille von der Neuberschen Truppe gespielt – dazu auch deutsche Stücke, die nach dem Vorbild der französischen Klassiker gearbeitet waren. Lessing führte, in dieser Weise angeregt, Dramenpläne aus, die er zum Teil aus Meißen mitgebracht hatte, schrieb in der Leipziger Zeit
Damon oder Die wahre Freundschaft
(1747),
Der Misogyn
(1748),
Die alte Jungfer
(1748) und setzte sich zum Ziel, der »deutsche Molière« zu werden. Tatsächlich blieb er zeitlebens dem Theater verhaftet. Die Leipziger Dramen werden heute als »Vorarbeiten, gewissermaßen Übungsarbeiten« 28 angesehen, die, wie die Epigramme und anakreontischen Lieder, die zur gleichen Zeit entstanden, Zeugnis vom literarischen Geschmack der Zeit und der Kultur-Hauptstadt Leipzig geben.
    1747  Der junge Gelehrte. Ein Lustspiel in drei Aufzügen. Erstaufführung: Januar 1748 in Leipzig durch die Neuber’sche Truppe.
    Damis, der junge Gelehrte, ist so sehr von sich eingenommen, dass er nicht nur auf Anton, seinen Diener, herabblickt, sondern auch auf die Theologen, Ärzte und Rechtsgelehrten, die er bisher kennen gelernt hat. Er gibt an, sieben Sprachen zu sprechen, kennt die Regeln der Logik und die Fachsprache der Medizin, verachtet die Frauen und scheint, wie sein Vater vermutet, für ein öffentliches Amt zu ungeschickt. So scheitert der Plan Chrysanders, Damis’ Vater, seinen Sohn mit Juliane, einer vermögenden Waise, zu verkuppeln. Der erstrebte Gelehrtenruhm wird Damis allerdings auch nicht zuteil.
    1749  Die Juden.
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