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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab
Autoren: Helena Reich
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und zog eine Grimasse. »Außerdem war es wirklich ein Arbeitsessen, das möchte ich doch bitte klarstellen. Und ja, es war durchaus kurzweilig, er machte seinem Namen alle Ehre. Aber abgesehen davon ist er überhaupt nicht mein Typ.«
    »Natürlich nicht. Große, dunkle, attraktive Männer waren noch nie dein Ding. Dein Ex ist ja auch ein kleiner, blonder, hässlicher Zwerg.«
    »Na schön, ich geb’s zu, der Kratochvíl ist attraktiv, aber er ist nur ein Kollege.«
    Xenia sah sie schmunzelnd von der Seite an.
    »Herrgott, ich habe ihn nur einmal gesehen!« Magda nahm ihre Handtasche und hängte sie sich über die Schulter.
    »Es soll da auch einen sehr ansehnlichen Kommissar bei der Mordparta geben, habe ich gehört. Wieso heißt das eigentlich Mordparta und nicht Mordkommission wie anderswo auch?«
    »Was weiß ich? Das kannst du diesen attraktiven Kommissar ja bei Gelegenheit fragen. Und überhaupt: Woher weißt du das denn schon wieder?«
    »Hat mir Zorka erzählt. Sie sagte, er komme gelegentlich zu uns ins Lokal.«
    »Na, mir ist da kein so besonders attraktiver Mann aufgefallen. Und wenn schon. Woher weiß Zorka, dass er bei der Mordparta ist?«
    »Du kennst sie doch, sie schwatzt mit Hinz und Kunz. Die Frau ist ein wandelndes Who is Who . Allerdings soll er öfter mit einer hübschen jungen Blondine da gewesen sein.«
    »Fein. Dann entgehe ich wenigstens Zorkas Verkuppelungsversuchen.« Magda lachte.
    »Da wäre ich mir nicht so sicher. Erstens ist er in letzter Zeit wohl immer allein oder mit einem Freund da gewesen, und zweitens meinte sie, das Mädel passe nicht zu ihm.«
    »Wieso?«
    »Zorka meinte, das sei so ein Kälbchen – hübsch, aber hohl.«
    »Na prächtig. Soll sie sich ihn doch selbst anlachen, den hübschen Kommissar. Ich brauche keinen Mann. Ich habe zwei reizende Kinder, ein tolles Lokal, eine göttliche Wohnung und einen nagelneuen Job. Was brauche ich mehr?«
    »Na, ich wüsste da das eine oder andere …« Xenia stand auf, nahm Magdas Hand und zog die Freundin hoch.
    »Vergiss es«, erwiderte Magda fröhlich. »Wir müssen noch packen, und ich will mir auf dem Weg zum Hotel dieses sündhafte Nichts von einem Sommerkleid kaufen, das wir gestern gesehen haben.«
    »Und das brauchst du, damit du dich selbst im Spiegel bewundern kannst, was?«
    Magda versetzte ihr lachend einen Stoß in die Rippen.
    Das Pärchen am Nebentisch ging in die Verlängerung.
     
    Wie alle tschechischen Behörden geizte auch die Metroverwaltung mit Informationen, aber jeden Tag kletterten die Schätzungen für die Höhe der Schäden immer noch ein Stückchen weiter auf der nach oben offenen Schadensskala. Als Larissa eines späten Nachmittags schließlich an ihrem Schreibtisch in der Nachrichtenredaktion der Prague Post saß und ihren eben fertiggestellten Artikel redigierte, klingelte ihr Handy.
    »Hast du vorgestern die MFDnes gelesen?«, fragte Robin Nedopil.
    »Dir auch einen guten Tag«, sagte Larissa fröhlich. »Wieso?«
    »Du hast es nicht von mir, okay.« Er flüsterte. War sonst gar nicht seine Art.
    »Okay, ich hab’s von einem Vögelchen. Schieß los.«
    »Ein kurzer Bericht auf Seite vier, von Dlouhý. Er schrieb, die Feuerwehr habe in der Metro Särge gefunden.«
    »Nein, hab ich nicht gelesen. Warte.« Larissa wühlte in einem Stapel tschechischer Tageszeitungen auf ihrem Schreibtisch. Ihr Herz schlug schneller. Särge in der Metro? Das musste einer von Honzas seltsamen Scherzen sein.
    »Die Ausgabe von vorgestern? Hab ich.« Auf Seite vier fand sie tatsächlich oben rechts einen kurzen Einspalter: Überraschung in der Metro . Sie überflog die Zeilen.
    »Mist, muss ich überlesen haben. Was ist damit?«
    »Erzähle ich dir in einer halben Stunde im Louvre.«
    Larissa starrte ungläubig ihr Handy an. Särge in der Metro. Kein Scherz. Verdammt, wieso hatte sie sich nicht die Zeit genommen, die Zeitungen ordentlich durchzusehen? Sie gehörte zu den wenigen Reportern der Post , die der Landessprache mächtig waren und daher nicht angewiesen auf die Übersetzungsdienste der hauseigenen Dolmetscher. Jeden Morgen nahm sie sich die tschechische Tagespresse vor und suchte nach interessanten Meldungen, so war sie gewöhnlich vor den meisten ihrer Kollegen über die aktuellen Nachrichten informiert. Aber diese Meldung war ihr entgangen.
    Sie nahm die Zeitung vom Tag danach vom Stapel und blätterte sie Seite für Seite durch. Nichts. Kein Folgebericht. Nicht einmal eine kleine Notiz. Auch in der heutigen
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