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Nachtwelt (German Edition)

Nachtwelt (German Edition)

Titel: Nachtwelt (German Edition)
Autoren: Theres Büchner
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schmerzende Seite, kann jedoch weder einen blauen Fleck, noch eine Schwellung erkennen. Mimi zieht Jeans, T-Shirt und eine Strickjacke über. Während sie den kleinen Rucksack und ihr Kleid für die Hochzeit über dem Arm hält, schlüpft sie in ihre Sneakers. Dann zieht sie auch schon die Haustür hinter sich zu. Langsam fängt es an hell zu werden. Die Luft duftet nach Frühling und der Nebel der Nacht weht über den Boden. Die Krokusse sehen aus, als würden sie weiße Schleier tragen. Dieser Tag scheint Petras Hochzeit gewidmet zu sein. Mimi freut sich darauf, ihre Freundin im Brautkleid zu sehen. Nicht einmal ihr hat Petra das Kleid gezeigt. Daher ist Mimi ganz gespannt, was Petra tragen wird.
     
    Mit einem Lappen wischt Mimi schnell die beschlagenen Scheiben ihres Autos sauber und beginnt dann ihre kleine Reise. Sie hat noch nicht richtig Fahrt aufgenommen, als Andy ihr (schon wieder) vor das Auto springt. Diesmal schafft sie es, die Kupplung zu treten.
    Mein Gott, wenn Andy sich das zur Gewohnheit macht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich ihn irgendwann überfahre, denkt Mimi.
     
    Kaum ist sie aus dem Auto gestiegen, fällt ihr Michi um den Hals. „Oh, es ist schön dich zu sehen“, sagt Michi und drückt Mimi fester an sich. Mimi stöhnt vor Schmerz und sofort lockert Michi ihre Umarmung. Plötzlich ist auch Andy neben ihr und stützt sie am Arm. „Alles in Ordnung mit dir?“, will er wissen.
    Die Beiden sind ehrlich besorgt. „Ja. Ihr werdet es nicht glauben, ich bin heute Nacht aus dem Bett gefallen. Dabei muss ich mir die Rippen geprellt haben. Ist nicht schlimm. Tut nur ziemlich weh. Aber was macht ihr in aller Herrgott Frühe hier draußen?!“
    Die Beiden sagen nichts, starren Mimi nur an, bis Andy seine Frau anstößt. „Äh, wir wollten dir für Petra und Ben ein Geschenk mitgeben. Wir haben es die letzte Woche nicht geschafft es dir rüber zu bringen.“ Michi hält ihr einen silbernen Geschenkkarton entgegen.
    Andy und Michi scheinen nicht davon überzeugt, dass Mimis Schmerzen von einer Rippenprellung kommen. „Meinst du es ist gut, wenn du zur Hochzeit fährst?“, fragt Andy. „Die lange Strecke und die Feier. Wäre es nicht besser du würdest zu Hause bleiben? Michi und ich könnten nach dir sehen und……“
    Mimi reißt verständnislos die Augen auf: „Spinnt ihr, auf diesen Tag habe ich siebzehn Jahre gewartet. Das wird einer der schönsten Tage meines Lebens.“
    Sie hat das Geschenk gegriffen und ist bereits auf dem Weg zu ihrem Wagen, als Michi sie nochmals anspricht: „Mimi! Andy und ich freuen uns, dass es dir gut geht. Gib Petra einen dicken Kuss von uns.“
    „Danke, sie wird sich bestimmt über euer Geschenk freuen.“
    „Na“, erwidert Andy, „wenn sie dich sieht, wird ihr das Freude genug sein.“
    Michi und Andy winken. Im Rückspiegel sieht Mimi, wie die Zwei immer kleiner werden. Irgendwann sind sie nur noch winzige Punkte, auf der hinter Mimi liegenden Strasse.
     
    Während sie auf der A7 in Richtung Norden fährt, steigt die aufgehende Sonne immer höher in den Himmel. Der Dunst des Morgens verschwindet und macht einem strahlend blauen Himmel Platz. Nicht ein einziges kleines Wölkchen ist zu sehen. Der perfekte Hochzeitstag.
    Als sie die Autobahn verlässt, um das letzte Stück Strecke auf der Landstrasse zurück zu legen, macht sie das Radio lauter und öffnet das Autofenster. Unrhythmisch, aber fröhlich, klopft sie die Melodie des Liedes mit. Es ist nicht mehr weit bis nach Dagebüll und sie muss nicht befürchten den Fähranleger unpünktlich zu erreichen.
     
    Auf dem vorgelagerten Parkplatz des Fährbetriebes stellt Mimi ihr Auto ab. Den Rucksack geschultert, ihr Kleid über dem Arm, marschiert sie zu den Anlegern. Schon von weitem sieht sie die wartende Gruppe, die mit ihr nach Amrum fahren wird. Einige kennt sie bereits, die anderen wird sie im Laufe des Tages kennen lernen. Sie wird freundlich begrüßt. Petras Vater legt ihr einen Arm um die Schulter und sagt: „Na, Mimi! Alles in Ordnung?“
    „Ja und bei Ihnen? Schon aufgeregt?“
    „Ouch, wie man so aufgeregt ist. Hauptsache das Kind überlegt es sich nicht noch anders.“
    „Das wird sie bestimmt nicht. Und wenn, haben wir wenigstens einen schönen Tagesausflug gemacht.“
    Herr Buschke lacht: „Wenn man es so sieht.“
     
    Die fast sechzig Leute tragen ihre kleinen Reisetaschen und Kleidersäcke auf die Fähre und nehmen einen Teil der Tische in der Cafeteria in Beschlag. Nachdem
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