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Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht
Autoren: Stephen King
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Calvin ist bei mk, praktisch, schweigsam und zuverlässig wie immer, und ich bin sicher, daß wir beide bis Mitte der Woche alle wichtigen Dinge geregelt und die nötigen Lieferungen aus der Stadt arrangiert haben - und daß dann eine Kompanie Reinigungsfrauen anfängt, den Staub aus diesem Haus zu vertreiben!
    Ich werde jetzt schließen; es gibt so vieles, das ich noch nicht gesehen habe, Räume, die noch erforscht werden müssen, und zweifellos tausend scheußliche Möbelstücke, die diese sensiblen Augen noch begutachten müssen. Noch einmal meinen Dank für das Gefühl von Vertrautheit, das Dein Brief mitgebracht hat und für Deine beständige Freundschaft.
    Alles Liebe für Deine Frau und für Dich,
    CHARLES.

    6. Oktober 1850
    Lieber Bones,
    welch ein Ort!
    Er erstaunt mich immer wieder von neuem - genau wie die Reaktionen der Bewohner des nächstgelegenen Dorfes. Es handelt sich um einen seltsamen kleinen Ort mit dem pittoresken Namen Preacher’s Corners. Hier hat Calvin unsere wöchentlichen Vorräte bestellt und gleichzeitig auch den zweiten Auftrag erledigt, sich um einen ausreichenden Vorrat an Klafterholz für den Winter zu kümmern. Cal kehrte jedoch mit düsterer Miene zurück, und als ich ihn fragte, was es denn gäbe, erwiderte er grimmig:
    »Man hält Sie für verrückt, Mr. Boone!«
    Ich lachte und antwortete, daß die Leute möglicherweise von der Gehirnentzündung gehört hätten, an der ich nach dem Tod meiner Sarah gelitten habe - damals habe ich sicher wild genug phantasiert, wie du bezeugen könntest.
    Doch Cal beteuerte, daß niemand etwas von mir wisse, außer über meinen Cousin Stephen, der dort die gleichen Dienste in Auftrag gegeben hatte, wie ich es jetzt getan habe. »Was sie gesagt haben, Sir, war, daß jeder, der in Chapelwaite lebt, entweder verrückt sein muß oder Gefahr läuft, es zu werden.«
    Ich war völlig perplex, wie Du Dir vielleicht vorstellen kannst, und fragte ihn, woher er diese erstaunliche Aussage habe, worauf er mir erklärte, daß sie von einem mürrischen und törichten Holzfäller namens Thompson stamme, der vierhundert Morgen Kiefern-, Birken- und Fichtenbestand besitzt und der zusammen mit seinen fünf Söhnen Holz fällt, um es an die Sägewerke in Portland und die Haushalte in der unmittelbaren Umgebung zu verkaufen.
    Als ihm Cal, der von seinem seltsamen Vorurteil nichts wußte, die Adresse nannte, zu der das Holz gebracht werden sollte, starrte ihn dieser Thompson mit weit offenem Mund an und sagte, daß er seine Söhne mit dem Holz schicken würde, bei hellem Tageslicht und über die Küstenstraße.
    Calvin; der meine Belustigung offensichtlich als Besorgnis auslegte, beeilte sich hinzuzufügen, daß der Mann nach billigem Whisky gerochen habe und daß er danach in irgendwelchen Unsinn über ein verlassenes Dorf und Cousin Stephens Bindungen - und über Würmer verfallen sei! Calvin schloß das Geschäft dann mit einem von Thompsons Söhnen ab, der, wie ich verstanden habe, ziemlich unfreundlich war und dem Geruch nach selbst nicht ganz nüchtern zu sein schien. Offensichtlich ist Cal in Preacher’s Corners selbst auf eine ähnliche Reaktion gestoßen, und zwar in der dortigen Gemischtwarenhandlung, wo er mit dem Ladenbesitzer gesprochen hat, obwohl es sich dabei wohl mehr um Klatsch handelt, wie man ihn sich hinter vorgehaltener Hand erzählt.
    Ich mache mir weiter keine Gedanken darüber; wir wissen ja, wie gern die Landbevölkerung ihr Leben mit dem Geruch nach Skandal und Schauermärchen bereichert, und ich nehme an, daß der arme Stephen und seine Seite der Familie da ein dankbares Opfer waren. Wie ich Cal sagte, wenn ein Mann praktisch von seiner eigenen Veranda zu Tode stürzt, bleibt es natürlich nicht aus, daß die Leute reden.
    Das Haus selbst ist eine ständige Quelle von Überraschungen. Dreiundzwanzig Zimmer, Bones! Die Holztäfelung in den oberen Etagen und die Gemäldegalerie sind zwar vom Schimmel befallen, aber im übrigen stabil. Als ich im Schlafzimmer meines verstorbenen Cousins im oberen Stock stand, konnte ich dahinter die Ratten rumoren hören. Den Geräuschen nach zu schließen, die sie verursachen, müssen es ziemlich große Tiere sein - es hört sich fast so an, als ob dort Menschen gingen.
    Ich möchte keiner im Dunkeln begegnen; übrigens auch nicht im Hellen. Seltsam ist allerdings, daß ich weder Löcher noch Kot bemerkt habe. Wirklich merkwürdig.
    In der oberen Galerie hängen eine Reihe schlechter Portraits in
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