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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger
Autoren: Lisa Hendrix
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Neville zu sich heran. Dieser grinste selbstgefällig und trat einen Schritt vor. »Er brachte mir die Kunde, auf Alnwick ginge nicht alles mit rechten Dingen zu. Er beschuldigt Euch der schwarzen Magie. Er sagte, Ihr wäret mit Dämonen im Bunde. Genauer gesagt, behauptet er, Ihr wäret der Teufel selbst.«
    »Das ginge allerdings nicht mit rechten Dingen zu … vorausgesetzt, es wäre etwas Wahres daran.«
    »Neville, welche Lügen habt Ihr Euch dieses Mal einfallen lassen?«, meldete sich Alaida ungebeten zu Wort.
    Neville grinste noch breiter. »Keine, My Lady. Habt Ihr Euch etwa noch nie darüber gewundert, dass Euer Gemahl jeden Tag vor Sonnenaufgang in den Wäldern verschwindet und erst nach Einbruch der Dunkelheit zurückkehrt?«
    Alaida schüttelte den Kopf wie eine Mutter, die nicht glauben konnte, dass ihr Kind etwas angestellt hatte. Sie wandte sich an William und sagte: »Wenn die Liebe zur Jagd als Teufelswerk gilt, Euer Gnaden, dann wären Englands Wälder voll von Teufeln, die sich als Edelleute ausgeben.«
    Gelächter schallte über den Hof, und Neville verzog hämisch das Gesicht. »Euer Gemahl geht nicht auf die Jagd, Lady Alaida. Er ist ein Dämon. Mit der aufgehenden Sonne verwandelt er sich in einen Adler, und wenn die Sonne untergeht, nimmt er seine menschliche Gestalt an. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Es ist Teufelswerk.«
    »Ich verwandele mich also in einen Adler?«, fragte Ivo, der Mühe hatte, sich ein Lächeln abzuringen, als er sein gerade erst zurückgewonnenes Leben bedroht sah. »Solch einen Unsinn werdet Ihr doch wohl nicht glauben, Euer Gnaden.«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, antwortete William. »Aus diesem Grund bin ich hier.«
    Alaida räusperte sich taktvoll und sagte: »Euer Gnaden, ich kann Euch versichern, ob bei Tag oder bei Nacht, mein Gemahl ist voll und ganz ein Mann.«
    Abermals ertönte Gelächter, am lautesten von William selbst. Alaidas scharfe Zunge konnte sich durchaus als Vorteil erweisen, dachte Ivo, froh darüber, dass er nie den Versuch unternommen hatte, sie zu zähmen. Lediglich ihre angespannten Mund- und Augenwinkel ließen erkennen, wie sehr ihr Cwens dunkle Machenschaften zugesetzt hatten.
    William fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, und die Spuren seines Lachens verschwanden. »Wie auch immer, Lady Alaida. Ich werde mich selbst davon überzeugen, ob fitz Hubert die Wahrheit sagt. Die Dämonen im Norden machen mir schon genug Ärger. Da hat mir der Leibhaftige auf einem befestigten Rittersitz gerade noch gefehlt. Aber diese Angelegenheit lässt sich ganz einfach klären.« William sah hinauf zum Himmel. Es wurde heller, während vereinzelte Wolken sich rosa und golden färbten, genau wie Alaida Ivo gesagt hatte. »Bald geht die Sonne auf«, fuhr William fort. »Dann werden wir sehen, was geschieht. Ergreift ihn!«
    Zwei kräftige Ritter traten vor. Sie schoben Alaida zur Seite und packten Ivo an den Armen. Ivo musste gegen das Bedürfnis ankämpfen, sich zur Wehr zu setzen. Er lächelte Alaida aufmunternd zu und sagte an William gerichtet: »Euer Gnaden, meine Frau hat einen anstrengenden Tag und eine noch anstrengendere Nacht hinter sich. Hättet Ihr die Güte, ihr zu gewähren, dass sie sich zurückzieht?«
    William nickte. »Lord Robert, Ihr begleitet Lady Alaida und ihre Tochter hinauf in ihr Gemach!«
    Alaida wich zurück, als de Jeune sich ihr näherte. »Wenn es Euch recht ist, Euer Gnaden, würde ich lieber bleiben. Es wäre äußerst amüsant, Zeugin von Nevilles Niedergang zu werden.«
    »Seid Ihr sicher, My Lady? Es könnte sein, dass Ihr zur Zeugin des Niedergangs Eures Gemahls werdet.«
    »Das wird nicht geschehen, Euer Gnaden. Niemals könnte ich einen Mann lieben, der das Böse in sich trägt.« Alaidas Bestimmtheit stärkte auch Ivos Zuversicht.
    »Das will ich hoffen, My Lady. Kommt her und stellt Euch an meine Seite. Wir werden gemeinsam den Moment der Wahrheit erleben.«
    Das Rosa verblasste, als der Himmel sich hellblau färbte. Das Licht überzog die Kuppen der Hügel in der Ferne. Ivo wappnete sich gegen den Schmerz, so wie er es in den vergangenen zweihundertvierzig Jahren Tag für Tag getan hatte.
    »Haltet Euch bereit!«, befahl William seinen Gefolgsleuten. »Wenn er sich in einen Adler verwandelt, möchte ich nicht, dass er entkommt, bevor die Kirche sich seiner annehmen kann.«
    Neville grinste so breit, dass sein Gesicht zu zerreißen drohte. »Ich hätte Brand nicht aufhalten sollen, als er Euch
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