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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger
Autoren: Lisa Hendrix
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damit der neue Lord seine Hände waschen konnte, Brot, Fleisch und Wein zu bringen.
    Nachdem Alaida all das angeordnet hatte, wartete sie, bis Lord Ivo abgelenkt war, und entschlüpfte nach oben in ihre Kemenate, nicht bereit, länger tatenlos herumzustehen, sondern erpicht darauf, das zu packen, was sie mit ins Kloster zu nehmen gedachte.
     
    Ivo hätte nicht genau sagen können, wann sie verschwunden war. Als er von den vor ihm knienden, ihren Treueid leistenden Männern aufblickte, war sie fort. Er runzelte die Stirn, und die Augen des Mannes, der direkt vor ihm kniete, weiteten sich vor Schreck.
    »Habe ich Euch erzürnt, My Lord?«
    »Was? Nein, es hat nichts mit Euch zu tun. Geht nun. Wir bringen das ein anderes Mal zu Ende.« Ivo wandte sich an Brand. »Wo ist sie?«
    »Sie ist oben. Ich habe sie hinaufgehen sehen, als ich hereinkam. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, dachte ich, du hättest es ihr bereits gesagt.«
    »Noch nicht, aber sicher kann sie es sich denken. Ich sollte es lieber so schnell wie möglich hinter mich bringen.«
    »Soll ich hinaufgehen und ihr dieses lächerliche Messer abnehmen? Sie kann dich zwar nicht töten, aber weh tun würde es allemal – obwohl ihre Zunge garantiert schärfer ist. Diese Ritterlein, die wir hinausgeworfen haben, werden nie wieder wie Gockel herumstolzieren.«
    »Sie hat es ihnen ganz schön gezeigt«, sagte Ivo grinsend. »Mich wundert allerdings, warum erst jetzt.«
    »Solche Leute hören nur auf blanke Waffen«, sagte Brand. Dann fügte er mit ernster Miene hinzu: »Eine solch aufgeweckte Frau könnte unser Unternehmen schnell beenden, mein Freund.«
    »Dann endet es eben schnell. Wie auch immer, heirate ich sie nicht, wie William es befohlen hat, ist es vorbei, bevor es überhaupt angefangen hat.«
    »Dann geh hinauf und sprich mit ihr. Ich werde mich hier behaglich am Feuer niederlassen und dafür sorgen, dass unser Freund, der Rabe, dem Wein fernbleibt.«
    »Gut, dass du mich daran erinnerst«, sagte Ivo. Er winkte Oswald und den Haushofmeister Geoffrey herbei und sagte: »Ich werde noch vor Tagesanbruch ausreiten, um meine Ländereien in Augenschein zu nehmen.«
    »Ich werde jemanden zu Eurem Schutz mitgeben, My Lord«, sagte Oswald.
    »Nein«, sagte Ivo ein wenig zu hastig. Er holte tief Luft und erklärte in ruhigerem Ton: »Das ist nicht nötig. Brand ist mir Schutz genug. Zu zweit werden wir schneller vorankommen. Während meiner Abwesenheit wird ein anderer meiner Männer hier sein. Sein Name ist Sir Ari. Er ist meine linke Hand, so wie Sir Brand meine rechte ist, und er wird Seneschall und Haushofmeister der zukünftigen Burg werden. Während Ihr, Geoffrey, mein Steward, hierbleiben werdet. Und merkt Euch: Sir Ari und Sir Brand werden in jeder Hinsicht meine Beauftragten sein. Gehorcht ihnen und erweist ihnen Respekt wie mir selbst und sorgt dafür, dass jeder Mann und jede Frau dieses Gutes dasselbe tut.«
    »Jawohl, My Lord.« Oswald und Geoffrey verbeugten sich vor ihm und Brand, und sie verließen die Halle.
    Ivo stand auf, trank einen letzten Schluck Wein und streckte sich. Dann streckte er sich abermals.
    »Du tust geradezu so, als führten diese Stufen zum Galgen hinauf«, sagte Brand lachend. »Bist du sicher, dass du mit ihr fertig wirst?«
    Ivo schloss die Augen. Er sah Alaida vor sich, wie sie beim Schein der Fackeln neben der Tür gestanden hatte, mit glühenden Wangen und ihrem roten im Feuerschein leuchtenden Haar. Brand hatte recht. Sie schien recht aufgeweckt, möglicherweise mehr, als ihm lieb war. Darüber hinaus war sie weit mehr als hübsch, aber das Entscheidende war: Sie gehörte ihm. Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Vielleicht werde ich niemals mit ihr fertig werden. Aber bei den Göttern, ich will sie haben.«
    Er rannte die Treppe hinauf und nahm zwei Stufen auf einmal. Von unten hörte er Brand leise lachen.

Kapitel 3
    S ie würde nichts mitnehmen, was ihr nicht gehörte.
    Alaida legte das seidene Untergewand zur Seite, das zur Hoftracht ihres Großvaters gehörte, und zog ihr feinstes Unterkleid aus den Tiefen der Truhe hervor. Im Kloster würde sie wohl kaum Verwendung dafür finden, aber sie konnte es den Nonnen als Teil ihrer Rente anbieten. Ihre besten Gewänder und Schmuckstücke dürften wohl reichen, um sich einen Platz in einer der wohlhabenderen Abteien zu sichern. Sie würde nach Durham reisen … oder vielleicht weiter in den Süden. In Helenstowe in Oxfordshire sollte es ebenfalls ein Kloster geben.
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