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Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Lisa Hendrix
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zögerte sie. Sie richtete den Blick auf ihren Arm, drehte seine Hand vorsichtig um und betrachtete die Brandwunde auf seiner Handfläche. »Soweit ich mich erinnere … Kein Wunder, dass Ihr nicht wolltet, dass ich Eure Hand küsse, Monsire. Das hättet Ihr mir ruhig sagen sollen.«
    »Nicht der Rede wert, Mylady.«
    »Dennoch würde ich Euch um nichts in der Welt weiteren Schmerz zufügen wollen. Aber trotzdem möchte ich Euch einen Kuss geben.« Sie schielte auf seine Wange. »Mir scheint, Eure rechte Wange ist unverletzt. Dann gebe ich Euch einen Kuss dorthin.«
    »Euer Dank ist mir genug, Mylady.«
    »Ihr habt mir das Leben gerettet, Sir Gunnar. Ein Kuss ist das Mindeste, was ich Euch schulde.« Sie setzte sich aufrecht hin und zuckte kurz vor Schmerz zusammen. Dann winkte sie ihn mit einem Finger zu sich heran. »Beugt Euch herunter.«
    Unbehaglich trat Gunnar von einem Fuß auf den anderen und drehte sich um zu der Herzogin, die ihm lächelnd zunickte. »Lasst Euch einen Kuss geben, Sir! Ich kenne sie gut genug. Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, und sie wird keine Ruhe geben, bis sie ihn Euch gegeben hat, stur wie sie ist.«
    »Vermutlich habt Ihr recht, Euer Hoheit. So, wie ich sie inmitten der Flammen erlebt habe.« Gunnar drehte sich wieder um zu dem Mädchen im Bett und sagte mit scheltendem Unterton: »Mutig bis hin zu Leichtsinn.«
    »Nicht annähernd so mutig wie Ihr, Monsire. Denn Ihr hattet die Wahl, ganz im Gegensatz zu mir. Ich stand ja bereits inmitten der Flammen.« Lady Eleanors Lächeln erlosch, als sie daran dachte. »Und ich danke Euch für die Wahl, die Ihr getroffen habt. Ihr hättet mich in dem Gang stehen lassen können, aber das tatet Ihr nicht, und darum stehe ich auf ewig in Eurer Schuld. Eure Wange, bitte!«
    »Selbstverständlich, Mylady.« Gunnar beugte sich ein Stück hinab, doch dann merkte er, dass es nicht reichte, und so kroch er halb aufs Bett und beugte sich abermals zu ihr hinunter. Sie roch nach beißendem Rauch, doch als ihre Lippen leicht wie ein Schmetterling seine Wange berührten, musste er angesichts ihres sanften Kusses lächeln. Der Kuss eines Mädchens. Von draußen ertönte ein trister Glockenschlag und rief den Mönchen ins Gedächtnis, Vorbereitungen für das Morgenlob zu treffen. Es wurde Zeit, aufzubrechen.
    »Ihr seid auf ewig mein Held«, flüsterte Lady Eleanor, als er sich wieder aufrichtete, und sein Herz zog sich vor Freude kurz zusammen beim Gedanken daran, der Held einer Jungfer zu sein, selbst wenn sie eine noch so junge Jungfer war. »Ich hätte Euch gern an der morgigen Tafel an meiner Seite.«
    »Es wäre mir eine Ehre, Mylady, aber es ist mir nicht möglich. Ich muss weiterreiten.«
    »Bei diesem Wetter?«, fragte die Herzogin vom anderen Ende des Raums.
    »Aye, Euer Hoheit, und zwar schon bald.«
    »Aber ich würde Euch gern angemessen belohnen.« Lady Eleanor legte die Stirn in Falten, doch dann kam ihr ein Gedanke, und ihre Miene hellte sich auf. »Ich hab’s! Das Frühjahrsturnier auf York Castle. Ihr werdet teilnehmen und meiner Gunst gewiss sein.«
    »Ich …« Ich kann nicht, wollte er sagen, aber sie hatte schon wieder diesen Ton, den Ton, der Gehorsam erwartete. Darüber hinaus verriet ihr Blick, dass sie wieder Schmerzen hatte. Er wollte, dass sie sich ausruhte, und so bot er ihr anstelle der Wahrheit eine Lüge an: »Ich werde es versuchen, Mylady.«
    »Ihr werdet kommen«, sagte sie mit Bestimmtheit und sank zurück in die Kissen. Die Bewegung und ihre Mühe beim Sprechen riefen einen erneuten Hustenanfall hervor. Lucy eilte sogleich herbei, während ihre Herrin in die Kissen sank und Gunnar sich schweigend zurückzog.
    Die Herzogin bedeutete ihm, mit ihr das Zimmer zu verlassen. Nachdem die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte, schüttelte sie den Kopf. »Sie hat viel zu viel Rauch eingeatmet. Ich fürchte, ihre Lungen haben Schaden genommen.«
    Gunnar warf einen Blick zurück zur Tür, hinter der noch immer lautes Husten zu hören war.
    »Sie scheint kräftig genug zu sein«, sagte er und wünschte, dass es so war. Sie durfte nicht sterben, nicht nach all dem.
    »Das ist sie, jedenfalls normalerweise, aber sie hat diesen Winter bereits am Fieber gelitten. Und nun das …« Die Herzogin blieb auf halber Treppe stehen und sah Gunnar in die Augen. »Ich hätte gern ein deutlicheres Versprechen von Euch, dass Ihr nach York kommen werdet, Monsire. Sie braucht etwas, an das sie sich halten kann, um wieder zu Kräften zu kommen.
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