Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
kreischenden Heerscharen des Einen leiser werden, doch die Stimmen waren nicht weniger wutentbrannt.
    Kirby Ignis, der seine linke Hand auf die Wunde in seiner Schulter gepresst hatte, wirkte überrascht, und es sprach nicht für ihn, dass er sich noch über irgendetwas wundern konnte, nachdem er das Eine und die Welt gesehen hatte, an der sein Institut maßgeblich beteiligt war. Er hatte die Wunde nicht erwartet, denn obwohl er seinem Bedauern Ausdruck verliehen und eingestanden hatte, zu einer solchen Zukunft dürfe es niemals kommen, empfand er kein Unrechtsbewusstsein. Er war bestürzt über die grässlichen unbeabsichtigten Konsequenzen, aber außerstande, die Verantwortung für das, was passiert war, zu übernehmen.
    Innerhalb der Wände protestierten weiterhin Heerscharen und alle drückten dieselbe wortlose Empörung mit derselben Stimme aus, die neueste Version der gesichtslosen Pöbelhorden in der Weltgeschichte. Das Eine schien mit sich selbst über seinen nächsten Schachzug zu beratschlagen.
    »Bailey, Sie machen einen fürchterlichen Fehler«, sagte Ignis. »Meine Arbeit, unsere Arbeit im Institut, kann alles menschliche Leid lindern. Die Welt lässt sich korrigieren .«
    Bailey dachte daran, wie oft sie nach etwas aussahen, was sie nicht waren. Die Männer rund um Hitler hätten dein reizender Onkel, dein pausbäckiger Cousin, dein Großvater mit der Pfeife, den Pantoffeln und dem fast unablässigen Lächeln gewesen sein können. Albert Speer hatte zeitweilig eine gewisse Ähnlichkeit mit Gregory Peck gehabt, dem Schauspieler, der für die rechtschaffenen Rollen so absolut richtig aussah. Roosevelt nannte Stalin »Uncle Joe«. Onkel Joe und Onkel Ho Chi Minh. Wenn er lächelte, hätte Pol Pot von den kambodschanischen Schlachtfeldern der nette Mann hinter der Theke deiner chemischen Reinigung gewesen sein können.
    Während die Stimmen in den Wänden vor Wut schäumten, wandte sich Ignis an Padmini Bahrati. »Mit Nanomaschinen, die die DNA des Fötus’ im Mutterleib korrigieren, wird nie wieder ein Kind mit Behinderung geboren.«
    »Vielleicht wird aber auch überhaupt nie mehr ein Kind geboren«, sagte sie.
    »Nein, nein. Hören Sie. Hören Sie mir zu. Nanobot-Mikrobivoren, die im Blutkreislauf zirkulieren, könnten Anweisungen zur Erkennung sämtlicher Viren oder Bakterien runterladen und jede Krankheit Hunderte von Malen schneller heilen als Antibiotika.«
    Zeuge trat aus dem Treppenhaus auf den Flur und sagte: »In dieser Zukunft gibt es keine Krankheiten.«
    Ignis sagte: »Vergessen Sie diese Zukunft. Das war nie beabsichtigt .«
    Bailey drängte alle, sich Sparkle und Twyla auf halber Höhe des Flures anzuschließen. Er sah sich nach Zeuge um, der sich entschied, sie nicht zu begleiten, und fragte: »In welchem Jahr sind wir überhaupt?«
    »Nicht in so ferner Zukunft, wie Sie glauben. Das hier ist 2049.«
    Mickey Dime schüttelte lächelnd den Kopf und sagte: »Das habe ich nicht gehört. Darüber will ich nicht nachdenken. Das ist Unsinn.«
    Das »»Pling!« des Aufzugs ertönte, als er aus tiefer gelegenen Reichen im Keller eintraf.
    * * *

Sparkle Sykes
    Hektisch wischte sie Winny die Pampe aus dem Gesicht, da sie befürchtete, der Schwarm könnte sein Fleisch zersetzen, und plötzlich war auch Iris da und half mit. Sie brachte den Mut auf, Körperkontakt mit einem anderen Menschen zu ertragen, und wischte zärtlich Winnys linkes Ohr und seinen Hals ab. Die Nanodinger kribbelten auf Sparkles Händen wie Tausende von Ameisen, aber sie bissen und stachen nicht, und Winnys Gesicht blieb unversehrt. Als sie ihre Hände energisch an ihren Kleidern abwischte, schienen sich die Dinger bereits schwerfälliger zu bewegen.
    * * *

Bailey Hawks
    Als sich alle in der Mitte des Flurs zusammendrängten, bekam der Verputz Sprünge und fiel von der Decke, und Trockenwandschrauben sprangen wie Korken aus den Wänden. Eine Gipsfaserplatte klappte herunter wie eine große Falltür, bestäubte Bailey mit pulverisiertem Gips und traf Tom Tran, der beinah in die Knie ging. Über ihren Köpfen wimmelte es zwischen den Deckenbalken von einer Fülle von bleichem Leben, das den Tod liebte, sich wand, um sich schlug und sich hinunter reckte, um sie alle zu packen.
    Tom Tran presste Ignis die Mündung fester an die Kehle und schrie: »Ich bringe ihn um!«
    Das Eine schien entschieden zu haben, es müsse auch das Leben seines Schöpfers aufs Spiel setzen, denn aus dem blauen Licht des Aufzugs quoll ein wütender Schwarm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher