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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz
Autoren: Tanja Heitmann
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nicht schwer, brutal mit Rischka umzuspringen. Sein Rachebedürfnis meldete sich und flüsterte ihm zu, dass er seine jetzige Lage allein ihrer hinterhältigen Art zu verdanken hatte.Auch dieses Gefühl hieß Adam willkommen, denn er brauchte trotz der Kraft, die der Dämon ihm verlieh, auch eine enorme Willensanstrengung, um die Wunde in Anders’ Kehle zu weiten, damit das Blut schneller herauslief. Währenddessen suchten Anders’ Hände nach seiner Haut, wohl in der Hoffnung, seine spezielle Magie ein weiteres Mal wirken zu können. Doch weder Mann noch Dämon reagierten auf die Berührung, und bald wurde Anders’ Griff immer schwächer, bis er schließlich abfiel.
    Rischkas Weinen, das sich mittlerweile zu einem unkontrollierten Schluchzen gesteigert hatte, ignorierend, riss Adam den Deckel des Containers beiseite und hievte Anders’ leblosen Körper in das Bett aus Trockeneis. Obwohl seine Hände wegen der Kälte wild zu pochen begannen, schaufelte er so lange, bis nichts mehr von Anders zu sehen war. Dann verschloss er den Container.
    Mit geschlossenen Augen stand Adam da und wartete ab, bis
seine vor Kälte abgestorbenen Hände wieder zu Leben erwachten. Rischkas Weinen zerrte an seinen Nerven, genau wie das widerliche Geräusch, mit dem die einzelnen Splitter ihres abgetrennten Stumpfes wieder zu ihr zurückkehrten, um sich zusammenzusetzen. Der Gestank von dem vergossenen Blut brannte ihm in der Nase und reizte unablässig seinen Magen. Er konnte hören, wie Adalbert erwachte und wimmernd über den Boden kroch. Als er die Berührung von Haut auf Metall registrierte, öffnete er fluchend die Augen, doch da hatte Adalbert das Gewehr bereits wieder in den Händen.
    »Bleib, wo du bist«, forderte Adalbert ihn auf, das Gesicht nicht mehr als eine rote Fratze.
    »Wenn du tatsächlich glaubst, dass du wegen eines Gewehrs in deinen Händen an mir vorbeikommst, um Anders zu befreien, dann bist du noch dümmer, als ich dachte«, sagte Adam leise, was ihn noch bedrohlicher klingen ließ. Mit einem von der Kälte schwarz verdorrten Zeigefinger deutete er dabei auf Adalberts Brust, als würde er jeden Augenblick vorschnellen, um ihm das Herz herauszureißen.
    Adalberts Kinn bebte vor Anspannung, während er nach der passenden Entgegnung suchte. »So dumm bin ich tatsächlich nicht«, brachte er schließlich hervor. »Ich werde jetzt gehen, aber ich verspreche dir, dass wir uns wiedersehen werden.«
    »Leck mich.«
    Adam betrachtete den Gewehrlauf, als würde er ausloten, ob die Kugel tatsächlich schneller sein konnte als er in seiner Wut. Adalbert wartete seine Entscheidung nicht ab, sondern betätigte den Mechanismus der Tür, um so schnell wie möglich durch den Türspalt zu schlüpfen.
     
    Es dauerte eine Weile, bis Adam sich so weit unter Kontrolle hatte, dass er Rischka anblicken konnte, ohne ihr den Schädel einzuschlagen und sie neben Anders zu betten. Adalbert gehen
zu lassen, hatte ihn fast seine gesamte Beherrschung gekostet, und in ihm brüllte seine Rachsucht laut nach Vergeltung. Dafür hatte er jedoch keine Zeit, er musste zurück zu Esther, die schon längst aus ihrer Ohnmacht erwacht sein musste und ihn vermutlich zum Teufel wünschte, weil er ihr Ansinnen so hinterhältig unterlaufen hatte.
    »Hör mir zu, Rischka. Du wirst deinen Anteil daran tragen müssen, dass Anders nicht wiederaufersteht.Allein kann ich das jetzt nicht übernehmen, denn es muss schnell gehen.«
    Mühsam riss Rischka den Blick von ihrer Hand los, die aussah wie ein grob geflickter Handschuh aus rotbraunem Leder. »Ich kann nicht«, wimmerte sie. »Anders’ Einfluss ist zu stark, du weißt ja nicht, wie es sich anfühlt, auf seine Berührung verzichten zu müssen. Nein, ich kann das einfach nicht.«
    »Du kannst nicht nur, sondern du wirst auch. In diesem Container liegt eine ausgeblutete, erfrorene Hülle, die der Dämon erst wieder in Besitz nehmen muss. Nur werden wir es nicht so weit kommen lassen.Wir werden diese Hülle zerschlagen und dann die Splitter in alle Himmelsrichtungen zerstreuen, bevor sie schmelzen und der Dämon sie wieder zusammensetzen kann. Du wirst dich der unnützen Teile wie den Gliedmaßen annehmen und ich der lebenswichtigen, damit du mir gar nicht erst auf dumme Ideen kommen kannst.« Rischka sah ihn aus tränennassen Augen an, aber er erkannte auch bereits wieder ihren Stolz, der nicht mehr lange zulassen würde, dass er so mit ihr umsprang. Er musste sich also noch mehr beeilen. »Wenn du deinen
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