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Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer

Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer

Titel: Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer
Autoren: Nora Roberts
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Wort gesagt oder mit der Hand über ihr Haar gestrichen. Aber wahrscheinlich hätte sie ihm glatt die Hand abgebissen.
    »Ich möchte, dass Sie über die letzten paar Monate nachdenken. Vielleicht fällt Ihnen etwas ein, auch wenn es klein und unbedeutend ist, das uns weiterbringt.« Sein Ton hatte sich wieder verändert, war jetzt knapp. Knapp und frei von Gefühlen. »Wir können nicht jeden Mann im Großraum Denver verhören. So klappt das nicht.«
    »Ich weiß, wie Cops arbeiten.«
    Er zog die Augenbrauen zusammen angesichts der Bitterkeit in ihrer Stimme. Da steckt noch mehr dahinter, dachte er. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt um nachzuhaken.
    »Sie würden die Stimme wiedererkennen, wenn Sie sie hören?«
    »Ja.«
    »Irgendetwas Markantes daran?«
    »Nichts.«
    »Glauben Sie, die Stimme war verstellt?«
    Sie bewegte unruhig die Schultern, hatte sich jedoch unter Kontrolle, als sie sich wieder ihm zuwandte. »Er spricht unterdrückt und leise. Es ist … äh … wie ein Zischen.«
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich morgen während der Sendung mit hier drinnen sitze?«
    Cilla warf ihm einen langen Blick zu. »Eine ganze Menge.«
    Er neigte den Kopf. »Dann gehe ich eben zu Ihrem Boss.«
    Gereizt griff sie nach ihren Zigaretten. Er legte seine feste Hand auf ihre. Cilla blickte auf ihre miteinander verschlungenen Finger, geschockt, weil ihr Puls sich bei der Berührung verdoppelt hatte.
    »Lassen Sie mich meinen Job machen, Cilla. Es wird rundherum leichter, wenn Sie Detective Grayson und mich die Dinge in die Hand nehmen lassen.«
    »Niemand nimmt mein Leben in die Hand.« Sie riss ihre Hand zurück und steckte sie entschlossen in die Tasche.
    »Nur einen kleinen Teil davon.« Bevor sie ihn daran hindern konnte, schob er ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. »Gehen Sie nach Hause und schlafen Sie. Sie sehen kaputt aus.«
    Sie wich zurück und zwang sich zum Lächeln. »Danke, Schlaumeier. Ich fühle mich schon viel besser.«
    Obwohl sie ihm grollte, konnte sie nicht verhindern, dass er auf sie wartete, während sie sich abmeldete und das Studio an den Nachtmoderator übergab. Ihr Mangel an Begeisterung hinderte ihn auch nicht daran, sie nach draußen zu ihrem Wagen zu begleiten, sie daran zu erinnern, dass sie ihre Haustür abschloss, und zu warten, bis sie weggefahren war. Irritiert von der Art, wie er sie angesehen hatte – und wie sie reagiert hatte –, beobachtete sie ihn im Rückspiegel, bis er nicht mehr zu sehen war.
    »Das hat mir gerade noch gefehlt«, murmelte sie. »Ein Cowboy-Cop.«
    Sekunden später gesellte Althea sich zu Boyd auf den Parkplatz. Sie hatte die Tonbänder und Marks Aussage in der Tasche. »Also, Fletcher …« Sie legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter. »Wie lautet das Urteil?«
    »Sie ist hart wie Stahl, starrsinnig und stachelig wie ein Kaktus.« Mit den Händen in den Taschen wippte er auf den Zehenspitzen. »Ich schätze, das muss Liebe sein.«

2. K APITEL
    Sie ist gut, dachte Boyd, während er seinen bitteren Kaffee trank und Cilla bei der Arbeit beobachtete. Sie bediente das Mischpult mit einer Leichtigkeit, die lange Erfahrung verriet – schaltete auf Musik, auf aufgezeichnete Ankündigungen, auf ihr eigenes Mikro. Ihr Timing war perfekt, ihre Präsentation glatt. Und ihre Fingernägel waren total heruntergekaut.
    Sie war ein Nervenbündel und voller Feindseligkeit. Die Nervosität versuchte sie zu verstecken. Bei der Feindseligkeit gab sie sich jedoch keine Mühe. In den zwei Stunden, die sie jetzt zusammen in der Kabine waren, hatte sie kaum ein Wort mit ihm gesprochen. Gar nicht so einfach, wo der Raum nur knapp drei mal drei Meter maß.
    Boyd war’s egal. Als Cop war er daran gewöhnt, irgendwo zu sein, wo er nicht erwünscht war. Und er war querköpfig genug, um es zu genießen.
    Er mochte seinen Job. Ärger, Feindseligkeit und Streitlust störten ihn nicht. Mit negativen Empfindungen wurde man viel leichter fertig als mit einer 45er-Kugel. Er hatte mit beiden Erfahrung.
    Obwohl ihm die Bezeichnung Philosoph nicht gefallen hätte, war es seine Gewohnheit, alles bis auf den Grund zu analysieren. Die Ursache dafür war ein elementarer Glaube an richtig und falsch. Oder – obwohl er gezögert hätte, es so zu formulieren – an Gut und Böse.
    Boyd war klug genug zu wissen, dass Verbrechen sich oft lohnten, sogar sehr lohnten. Genugtuung bereitete ihm dabei seine Rolle, dafür zu sorgen, dass sie sich nicht lange lohnten. Er war ein geduldiger
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