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Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer

Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer

Titel: Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer
Autoren: Nora Roberts
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kurz angebunden und ungeduldig mit Leuten sein konnte. Es gab auch Gelegenheiten, bei denen sie taktlos war. Aber sie hatte nie absichtlich jemanden verletzt. Wofür sollte sie bezahlen? Welches Verbrechen – real oder eingebildet – hatte sie begangen, dass jemand seine Rache gegen sie richtete?
    Aus den Augenwinkeln heraus sah sie eine Bewegung. Einen Schatten zwischen den Schatten auf dem Korridor. Panik schoss in ihr hoch, und sie sprang auf und stieß sich die Hüfte an der Mischkonsole. Die Stimme, die sie vor knapp zehn Minuten abgeschnitten hatte, hallte noch in ihrem Kopf wider. Starr vor Angst beobachtete sie, wie sich der Knauf an der Studiotür drehte.
    Es gab kein Entkommen. Mit trockenem Mund machte sie sich auf einen Kampf gefasst.
    »Cilla?«
    Mit hämmerndem Herzen sank sie langsam auf ihren Stuhl und verwünschte ihre Nerven. »Mark!«
    »Tut mir leid, ich habe Sie wohl erschreckt.«
    »Nur zu Tode.« Es kostete sie Anstrengung, den Manager des Senders anzulächeln. Er war Mitte dreißig, und er war schlichtweg sagenhaft. Seine dunklen Haare waren sorgfältig gestylt, ziemlich lang und ließen sein glattes, gebräuntes Gesicht jünger erscheinen. Wie stets gab er sich betont hip. »Was machen Sie hier um diese Zeit?«
    »Wir müssen mehr tun, als nur über diese Anrufe zu sprechen .«
    »Wir hatten erst vor zwei Tagen eine Besprechung. Ich sagte Ihnen …«
    »Sie sagten mir«, stimmte er zu. »Es ist Ihre Art, mir und allen anderen etwas zu sagen.«
    »Ich nehme keinen Urlaub.« Sie wirbelte mit ihrem Stuhl zu ihm herum. »Es gibt keinen Platz, wo ich hinfahren könnte.«
    »Jeder hat einen Platz, wo er hinfahren kann.« Er hob eine Hand, bevor sie etwas einwenden konnte. »Ich diskutiere über diesen Punkt nicht mehr. Ich weiß, dass es für Sie schwer zu schlucken ist, aber ich bin der Boss.«
    Sie zerrte an dem Saum ihres Sweatshirts. »Was werden Sie denn machen? Mich feuern?«
    Er wusste nicht, dass sie bei dieser herausfordernden Frage den Atem anhielt. Obwohl er seit Monaten mit ihr zusammenarbeitete, hatte er ihre Oberfläche nie tief genug angekratzt, um herauszufinden, wie wackelig ihr Selbstwertgefühl war. Hätte er ihr jetzt gedroht, hätte sie kapituliert. Er wusste jedoch nur, dass ihre Sendung neues Leben in den Sender gepumpt hatte. Die Einschaltquoten schossen nach oben.
    »Das würde doch keinem von uns nützen.« Während sie den angehaltenen Atem ausstieß, legte er eine Hand auf ihre Schulter. »Sehen Sie, ich mache mir Sorgen um Sie, Cilla. Wir alle tun das.«
    Es rührte sie, und wie immer überraschte es sie. Der redet doch nur. Im Moment wenigstens. Sie rollte ihren Stuhl zu den Plattenspielern und bereitete den nächsten Musikblock vor.
    »Ich sehe nicht tatenlos zu, wie einer meiner Leute bedroht wird. Ich habe die Polizei gerufen.«
    Sie sprang von ihrem Stuhl hoch. »Verdammt, Mark! Ich sagte Ihnen …«
    »Sie sagten mir.« Er lächelte. »Fangen wir doch nicht wieder so an. Sie sind wertvoll für den Sender. Und ich würde uns gern als Freunde betrachten.«
    Sie setzte sich und streckte ihre in Stiefeln steckenden Füße von sich. »Sicher. Warten Sie.« Um Konzentration bemüht, ging sie mit einer Senderangabe und dem Intro für den nächsten Song auf Sendung. Sie deutete auf die Uhr. »Sie haben drei Minuten und fünfzehn Sekunden, um mich zu überzeugen.«
    »Sehr einfach, Cilla. Was dieser Kerl macht, verstößt gegen das Gesetz. Ich hätte mich nie von Ihnen dazu überreden lassen dürfen, es so lange hinzunehmen.«
    »Wenn wir ihn ignorieren, wird er aufhören.«
    »Auf Ihre Art klappt das nicht.« Er legte erneut eine Hand auf ihre Schulter und massierte geduldig ihre verspannten Muskeln. »Also versuchen wir es auf meine Art. Entweder sprechen Sie mit den Cops, oder Sie nehmen außerplanmäßig Urlaub.«
    Geschlagen blickte sie hoch und schaffte ein Lächeln. »Schubsen Sie Ihre Frau auch so herum?«
    »Ständig.« Er grinste, beugte sich herunter und drückte Cilla einen Kuss auf die Stirn. »Sie liebt das.«
    »Entschuldigung.«
    Cilla zuckte zurück, als sie erkannte, dass man das leicht mit schlechtem Gewissen verwechseln konnte. Die beiden Personen in der Tür der Sendekabine betrachteten sie mit professioneller Distanziertheit.
    Die Frau sah aus, als wäre sie einer Modezeitschrift entsprungen, mit einer Flut von dunkelroten Haaren, die ihr auf die Schultern flossen, und kleinen eleganten Saphiren in den Ohren, die farblich zu ihren Augen passten. Sie
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