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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren
Autoren: Alison Sinclair
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Argwohn verriet, trieb Balthasar zu der Bemerkung: »Fürst Vladimer, Ihr Misstrauen, was meine Frau betrifft, ist unverkennbar. Argwöhnen Sie, dass sie die Frau sein könnte, die Sie verhext hat?«
    Telmaine versteifte sich an seiner Seite. Er nahm eine ähnliche Anspannung bei Ishmael wahr, der nur eine Armeslänge weit entfernt stand. Vladimers Miene war hart, beinahe maskenähnlich, solche Mühe kostete es ihn, seine Gefühle zu bezähmen und seine Schwäche nicht zu offenbaren. Diese Mühe erschien Balthasar verdächtig. Er sagte: »Ich habe keinen Grund zu glauben, dass meine Frau nicht tatsächlich meine Frau ist. Alles, was sie gesagt und getan hat, steht im Einklang mit der Sprechweise und dem Benehmen meiner Frau in über zehn Jahren.«
    »Sie würden sich für sie verbürgen?«
    »Mehr als das: Ich bin mit dem Tageszug in ihrer Begleitung gereist. Wäre sie nicht gewesen, wer sie zu sein scheint, hätte ich meinen Bestimmungsort nicht lebend erreicht. Ich war dabei, als Tercelles Kinder geboren wurden, und das wenige, das ich den Unternehmungen der Schattengeborenen noch hätte nützen können, wurde bei Weitem übertroffen durch die Bedrohung, die mein Wissen darstellte. Nein, Herr, wenn Sie dies gründlich überlegen, dann ist das hier meine Frau.«
    »Es sei denn, Sie sind nicht der, der Sie zu sein scheinen«, bemerkte Vladimer.
    Balthasar sagte: »Fürst Vladimer, Sie haben sich dafür entschieden, mit uns allein zu bleiben, nur mit diesem Revolver als Schutz. Aus ganz frischer Erfahrung kann ich Ihnen versichern, dass er nur eine geringe Verteidigung gegen einen Schattengeborenen wäre. Es waren keine menschlichen Nägel, die mir das Gesicht aufgerissen haben. Bitte, folgen Sie der Überzeugung, die Sie demonstriert haben, bis ans Ende. Wir haben vielleicht nicht viel Zeit, und Baron Strumheller war fest davon überzeugt, dass Sie von größter Bedeutung für unsere Sache sind – und dass unsere Feinde darum wissen.«
    Vladimer zog die Brauen hoch. Balthasar hatte das Gefühl, als schätze ihn der Mann neu ein. »Haben Sie drei mir noch irgendetwas mitzuteilen?«, fragte er.
    »Telmaine«, begann Ishmael, »was haben die Schattengeborenen zueinander gesagt?«
    Sie erzählte es ihm und fügte hinzu: »Ich hätte Sie dort in den Gärten beinahe gefragt, was das für eine Aura war. Aber ich wusste nicht, wie ich das anstellen sollte, ohne Ihren Verdacht zu erregen.«
    »Meine liebe Dame, ich habe in dem Moment Verdacht geschöpft, in dem wir einander das erste Mal begegnet sind.«
    Sie seufzte. »Wie vieles wäre anders gekommen, hätte ich damals etwas gesagt.«
    »So ist es oft«, erwiderte Ishmael, und unter der erschöpften Weisheit hörte Balthasar lange Erfahrung, die dem Mann Kummer und Narben beschert, ihn jedoch nicht verbittert hatte. Er hob das Kinn von Telmaines Ohr und gönnte sich den flüchtigen Wunsch, dass der andere Mann, der Zutritt zum Herzen seiner Frau gefunden hatte, einer der vielen Windbeutel gewesen wäre, die in der feinen Gesellschaft so häufig waren, und nicht ein Mann von Moral und Mut. Aber das wäre Telmaines und seiner selbst unwürdig gewesen.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenwart und den Ort, an dem sie sich befanden. »Fürst Vladimer, könnten Sie uns von Ihren Erfahrungen mit den Schattengeborenen erzählen?«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, antwortete Vladimer, aber sein angespanntes, von Übelkeit gezeichnetes Gehabe sagte etwas anderes. Balthasar erinnerte sich an die Berichte über die Wirkung von Glasen auf ihre Opfer und daran, was Telmaine bei Tercelle Amberley gespürt hatte. Selbst ein Wüstling wäre schockiert, solchermaßen benutzt zu werden, und Fürst Vladimer stand in dem Ruf, ein zutiefst zurückgezogener und zölibatärer Mensch zu sein.
    Er erwog es, weiter nachzuhaken, und entschied sich dagegen. Dazu war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. »Wenn Sie Ihren Agenten eine Beschreibung geben könnten, würde es helfen, die Bewegungen der Frau zumindest vor deren Treffen mit Ihnen zurückzuverfolgen, wenn nicht sogar danach, da wir es mit einem Gestaltwandler zu tun haben.« Er zögerte leicht, aber dies konnte er nicht aufschieben, was immer seine Wirkung auf Vladimers verborgene Wunden sein mochte. »Die Frau, die vor vier Nächten bei Ihnen war, der Mann, der mir als Lysander Hearne begegnet ist, und der Mann auf dem Boden hinter uns sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein und dieselbe
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