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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren
Autoren: Alison Sinclair
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dass niemand Kip mit mir in Verbindung bringen würde, während die Leute durchaus eine Verbindung zwischen mir und meinen Kammerdienern hergestellt hätten. Zudem würden sich die meisten Menschen von einem Mann mit einem Lungengebrechen fernhalten.«
    »Warum haben Sie es uns am Bahnhof nicht erzählt?«, fragte Telmaine halb flüsternd.
    »Als Sie mich nicht gespürt haben, dachte ich, die Schattengeborenen würden es vielleicht auch nicht tun. Ich wäre Ihnen als Magier nur von geringem Nutzen gewesen, mehr dagegen als Schütze aus dem Hinterhalt. Sie haben das Ding hingehalten, und ich konnte ihm eine Kugel verpassen.«
    Vladimer rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Balthasar bemerkte seine Ungeduld und griff den Faden der Geschichte auf. »Meine Frau hat mir von ihren Gesprächen mit Baron Strumheller erzählt und seinem Überredungsversuch, Ihnen zu helfen. Also haben wir beschlossen, genau das zu tun, was er getan hätte.«
    »Er hat mich davon überzeugt«, sagte Telmaine, den Kopf auf Balthasars Schulter gebettet. »Er hat mich davon überzeugt, dass es unsere Pflicht sei.«
    »Wir sind zum Bahnhof gefahren, um den Tageszug zu nehmen, und haben die gesamte Reise in Argwohn und Furcht vor den anderen Fahrgästen der ersten Klasse verbracht«, sagte er.
    »Ich habe geschlafen«, bemerkte Telmaine mit einer Spur von Bitterkeit. »Und er hat Briefe an unsere Kinder geschrieben, für den Fall, dass wir nicht zurückkämen.«
    Vladimer zeigte sich ungerührt von Sentimentalitäten. Gemeinsam beendeten sie die Geschichte und beschrieben den Zwischenfall im Tunnel. Ishmaels Gesichtsausdruck zeigte Entsetzen; er streckte eine Hand nach Telmaine aus, und sie ergriff sie. Balthasar brachte es nicht über sich, ihr den Trost eines anderen Menschen zu verübeln, der sie verstand. Vladimer und Ishmael schüttelten beide zweifelnd den Kopf, als sie hörten, wie nah Balthasar ihrem Feind gewesen war, als er mit Sylvides Pistole auf den Schattengeborenen geschossen und dessen Arm nur gestreift hatte. Beide Männer betrachteten die Schießkunst als eine ebenso grundlegende Fähigkeit wie das Schreiben. Telmaine beschrieb Verwirrung und ein Gefühl von großem Druck und Widerwärtigkeit in ihrem magischen Duell mit der Kreatur. Ishmael unterstützte sie mit Beschreibungen von seinen eigenen Begegnungen mit Schattengeborenen. Ob er Telmaines Bericht unvollständig fand, vermochte Balthasar nicht zu sagen, aber er grübelte über ihr schwaches Zögern nach, während sie an anderen Stellen so schonungslos offen gewesen war. Ishmael berichtete, wie er ihnen durch die Bahnhofshalle und die Flure des Palastes gefolgt war und noch rechtzeitig hatte eingreifen können.
    Vladimer erhob sich und humpelte über den Leichnam des Schattengeborenen, dann bückte er sich, um die dicke Decke von der Kreatur zu heben. »Wenn er diese beiden Säuglinge gezeugt hat, und es scheint, als hätte er – oder ein Mann seiner Rasse – es getan, stellt sich die Frage, warum, schließlich war klar, dass ihre Geburt eine Vertuschung durch einen Massenmord notwendig machen würde.« Angesichts ihrer verständnislosen Mienen fügte er ungeduldig hinzu: »Das Feuer in der Flussmark.«
    »Unfall«, sagte Balthasar. »Intimität. Experiment. Um drei Möglichkeiten zu nennen. Ich frage mich, wie viel Tercelle Amberley tatsächlich wusste oder ob sie ebenso getäuscht wurde wie wir. Kannte sie ihn in der Maskerade Lysander Hearnes? Ich denke, so muss es gewesen sein. Warum sonst hätte sie ausgerechnet zu mir kommen sollen? Aber der Umstand, dass er den Tag riskierte, weckte in ihr Fragen und Furcht.«
    »In der Tat«, erwiderte Vladimer. »Die nächste Frage, die einem einfällt, lautet: Sind mehr von ihnen in der Nähe, oder ist dieser der Einzige?«
    »Da sind noch mindestens zwei«, sagte Telmaine unerwartet. »In der Nacht der letzten Feier hier im Sommerhaus war im Garten eine Frau. Als sie in meine Nähe kam, spürte ich schattengeborene Magie – was ich damals noch nicht wusste. Sie war nicht allein, sondern in Begleitung eines Mannes. Er sprach mit einer Stimme, die ganz ähnlich klang wie die meines Ehemannes.«
    Dies schien auch für Ishmael etwas Neues zu sein.
    »Und Sie haben diesen Zwischenfall nicht gemeldet?«, fragte Vladimer scharf.
    »Was hätte ich sagen sollen?«, entgegnete sie. »Ich hatte keine Ahnung, was ich da spürte. Und Sie hätten mir nicht geglaubt.«
    Die Veränderung in Vladimers Miene, die jetzt tiefen
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