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Nachtflamme: Roman (German Edition)

Nachtflamme: Roman (German Edition)

Titel: Nachtflamme: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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jetzt gehörte ihm jeder Zentimeter des Hauses – und natürlich auch der Bank von Hawkins Hollow.
    Auf der Plakette an der Tür stand FOX B. O’DELL, RECHTSANWALT. Es überraschte ihn heute noch manchmal, dass er tatsächlich Jura studiert hatte – und dann auch noch in der Kleinstadt geblieben war.
    Aber das lag vermutlich daran, dass es bei Recht und Gesetz nicht nur um Schwarz und Weiß ging, sondern vor allem die Schattierungen dazwischen so interessant waren. Er fand es auf jeden Fall faszinierend.
    Er trat ein und zuckte zusammen, als er Layla Darnell sah, eine der Frauen aus ihrer kleinen Sechsertruppe. Sie saß hinter dem Schreibtisch am Empfang, und einen Moment lang verschlug es ihm die Sprache, wie es oft geschah, wenn er sie unerwartet sah. »Äh …«, sagte er.
    »Hi.« Ihr Lächeln war vorsichtig. »Du kommst früher, als ich erwartet habe.«
    Tatsächlich? Er konnte sich nicht erinnern. Wie sollte er sich konzentrieren, wenn statt der großmütterlichen Mrs Hawbaker eine attraktive Brünette mit grünen Augen wie eine Meerjungfrau an seinem Empfang saß? »Ich … wir … wir haben gewonnen. Die Geschworenen haben noch nicht mal eine Stunde gebraucht.«
    »Das ist ja toll.« Sie strahlte ihn an. »Herzlichen Glückwunsch. War das der Fall mit der Verletzung? Der Autounfall? Mr und Mrs Pullman?«
    »Ja.« Er nahm die Aktentasche in die andere Hand und wandte sich zu seinem Büro. »Wo ist Mrs H?«
    »Zahnarzttermin. Es steht in deinem Kalender.«
    Ja, natürlich. »Okay. Ich gehe dann in mein Büro.«
    »Shelley Kholer hat angerufen. Zweimal. Sie hat beschlossen, ihre Schwester wegen mangelnder Zuneigung zu belangen und wegen … warte mal.« Layla ergriff den Nachrichtenblock. »Und weil sie zänkisch und nichtsnutzig ist. Das hat sie wirklich gesagt. Beim zweiten Anruf wollte sie wissen, ob sie im Fall einer Scheidung ihren Affenarsch von hoffentlich bald Exmann im Internet anbieten kann.«
    »Oh, oh. Nun, interessant. Ich rufe sie an.«
    »Dann hat sie geweint.«
    »Scheiße.« Fox hatte nicht nur ein weiches Herz, wenn es um Tiere ging, sondern auch bei unglücklichen Frauen. »Ich rufe sie sofort an.«
    »Nein, du musst etwa eine Stunde warten«, sagte Layla und blickte auf ihre Uhr. »Im Moment ist sie beim Friseur. Sie lässt sich die Haare rot färben. Sie kann doch ihre Schwester nicht wirklich wegen Mangel an Zuneigung verklagen?«
    »Du kannst jeden für alles verklagen, aber ich rede ihr das aus. Vielleicht könntest du mich in einer Stunde daran erinnern, dass ich sie anrufen muss. Und hier bei dir ist alles in Ordnung?«, fragte er. »Brauchst du etwas?«
    »Nein, danke. Alice – Mrs Hawbaker – ist eine gute Lehrerin. Und außerdem, sollte ich als Büroleiterin nicht eher dich fragen, ob du etwas brauchst?«
    Besser wäre eine Büroleiterin gewesen, die seine Libido nicht zum Kochen brachte, aber dazu war es jetzt zu spät. »Nein, alles okay. Ich gehe dann mal …« Er wies auf sein Büro.
    Er hätte die Tür gern hinter sich zugezogen, aber das kam ihm unhöflich vor. Er schloss seine Bürotür nie, es sei denn, er hatte einen Mandanten, der unter vier Augen mit ihm sprechen wollte.
    Weil er sich im Anzug nie ganz wohl fühlte, schlüpfte Fox aus seinem Jackett und warf es über das grinsende Schwein, das als Garderobehaken diente. Erleichtert nahm er auch die Krawatte ab und hängte sie über die fröhliche Kuh. Blieben noch ein Huhn, eine Ziege und eine Ente, alle von seinem Vater geschnitzt, der fand, dass die irre Tierschar einem Büro viel von seiner Schwere nahm.
    Fox musste ihm recht geben.
    Es war genau das, was er brauchte. Sein Büro sollte eher Teil eines Hauses statt eines Gebäudes sein. Auf Regalen standen seine Gesetzesbücher und die Texte, die er am häufigsten brauchte, aber dazwischen mischten sich immer wieder private Kleinigkeiten. Ein Baseball, signiert vom einzigartigen Cal Ripken, das Kaleidoskop aus Buntglas, das seine Mutter ihm gemacht hatte, gerahmte Fotografien, ein Modell des Millennium Falcon, das er in mühevoller Kleinarbeit mit zwölf gebaut hatte.
    An prominenter Stelle stand eine große Glasdose mit Dollarscheinen. Einer für jedes Mal, wenn er aus Versehen im Büro »Scheiße« gesagt hatte. Diese Regel hatte Alice Hawbaker aufgestellt.
    Er nahm sich eine Cola aus seinem Mini-Kühlschrank und fragte sich, was er wohl tun würde, wenn Mrs Hawbaker nach Minneapolis zog und er sich fünf Tage in der Woche im Büro mit dieser reizenden Layla
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