Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtbrenner

Nachtbrenner

Titel: Nachtbrenner
Autoren: Myra Çakan
Vom Netzwerk:
’n Cop bist oder Mitglied in ’ner Gang. Gibt dir das richtige Gesicht, das, mit dem du verschlossene Türen aufkriegst, verschafft dir die richtigen Kontakte.
    Gibt nur zwei Sachen die anders laufen: City-Force – da zählt nur was du selber einbringst. Denen ist es völlig gleich, wo du herkommst, wenn du das Training nicht packst, bist du draußen, endgültig. Und dein Partner – ihr hängt voneinander ab, auf Leben und Tod. DelMonico weiß das, muss mir genauso vertrauen wie ich ihr. Da draußen auf den Straßen, wo Freundschaft dir nur ein müdes Lächeln erkauft und Vertrauen ein Messer in deinem Rücken ist.

    In Uptown gelten die gleichen Regeln. Verstecken sich da nur hinter weißen Mauern mit bewaffneten Wachposten, Penthäusern mit Alarmanlagen und beheizten Pools. Nur die Luft ist anders, von trügerischer Frische und Reinheit. Und da ist auch dieser Geruch von Rechtschaffenheit, der Rechtschaffenheit, die man für guten Kredit kaufen kann, der den Gestank der DWNTN mit ihren schmutzigen Deals überdeckt.
    DelMonico bewegt sich sicher auf dem reichen Pflaster. Kalte Blicke für die Patrouillen der Bürgerwehr, sie kennt ihren Wert. Ich bin nur ihr Schatten.
    Keine Bio-Checker an der Eingangstür, keine Hintertür für unerwünschte Besucher. Keine schläfrigen Blicke, wie in der Zentrale der DWNTN-Cops. Kein Gestank, kein Gejohle aus den Ausnüchterungszellen. Cop-Paradies. Hier stinkt es nur nach Beförderung und Gefälligkeiten.
    Stardust, nur ein Wort, doch sein Echo ist Schweigen. Nur ein Versehen, die UPTN-Cops, wissen von nichts, keine Infos im Terminal, keine Akte, kein Fall, tut uns leid. Keine neue Droge. Hier ist nicht DWNTN, CF-Agenten.
    DelMonico hört zu. Weiß, wenn sie einer verladen will, weiß auch, was zu tun ist. Da hat einer Befehle gegeben, einer von ganz oben, ganz schnell. Vergesst eure süßen Träume, Junkies, vergesst alles über Stardust, keine Infos, City-Force. Hier oben sind sie verdammt eifrig mit dem Aufräumen.
    »Die Meldung war ZKWIL gezeichnet, wo ist er?«
    »Detective Williams ist zur Zeit nicht in der Stadt.« Der offizielle Beobachter der Bürgerwehr ist so höflich und desinteressiert wie ein Kredithai, bevor dir sein Schläger beide Arme bricht. Und der Diensthabende demonstriert grinsend die überlegene Macht und Moral der UPTN-Cops.
    »Verstehe, wichtige Ermittlungen, außerhalb. Geh’n wir, Partner.«
    Ihre Stimme klingt nichtssagend, doch ich spüre die unterdrückte Spannung. Verdammt, warum macht sie keine CF-Priorität geltend und steigt über ihren Walkterm in den UPTN-Terminal? Ich frag mich, ob mein Partner weich geworden ist. Doch da ist immer noch der gleiche Ausdruck in ihren Augen, diesen kalten, wachen Augen, denen nichts zu entgehen scheint.
    »Was jetzt, zurück zur Zentrale?« frag ich ratlos.
    In zwei Stunden war unser Treffen mit dem kleinen Dealer, und ich war nicht weiter als vor vierundzwanzig Stunden. Fraser wär’ nur zu froh, uns was anzuhängen, wenn wir ohne Resultate aus Uptown zurückkämen. Hat womöglich gewusst, dass die uns hier auflaufen lassen würden, als er DelMonico den Pass ausstellte. Fraser ist das größte Opportunistenschwein in der Zentrale, will Karriere machen, mit dem Bürgermeister an einem Tisch.
    »Wir werden uns mal mit diesem Williams unterhalten.«
    »Aber der ist doch außerhalb.«
    »Wenn du das glaubst, hast du Einiges zu lernen, Donovan«, grinst sie.
    »Schätze, du hast recht, Partner.«
    Das ist wieder die alte »Feuerfresser DelMonico«. Weiß auch nicht, warum ich mir dauernd Gedanken um meinen Partner mache, vielleicht einfach weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass dies mein erster großer Fall wird.
    »Wie willst du ihn herzaubern?« frag ich.
    »Schätze, wir suchen uns erst mal ein ruhiges, dunkles Eckchen in einer dieser schicken In-Bars, dann sehen wir weiter,« sagt sie gelassen und schlendert über diese breiten UPTN-Gehwege, ohne die anzüglichen Blicke der Passanten auf unsere CF-Abzeichen zu beachten. Diese Blicke, die dir das Gefühl geben, eben aus einer Mülltonne gekrochen zu sein und ihre schöne Stadt zu verdrecken.
    Die Bar hatte Gesichtskontrolle. Doch was uns Einlass verschaffte, war nicht das Lächeln meiner Partnerin, sondern der übliche unauffällige Händedruck. Der Laden hatte das Outfit einer Flüsterkneipe aus den letzten Dreißigern, schlechte Beleuchtung, dunkle Nischen, fade Drinks für guten Kredit und faule Deals im Hinterzimmer. Der Erlebnistrip für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher