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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden
Autoren: V.C. Andrews
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Schmuckkasten aus Elfenbein mit einer eingebauten Spieluhr, die das Lied »Memories« aus dem Musical »Cats« spielte, wenn man den Deckel öffnete. Mammi warf einen bewundernden Blick darauf.
    »Es ist wunderschön, Fanny. Wo hast du das entdeckt?«
    »Ich wollte was, was es nicht in Winnerrow gibt, Heavenly.
    Habe ‘nen Freund von mir nach New York geschickt, extra für deine Annie.«
    »O danke, Tante Fanny.«
    Ich küßte sie, und sie strahlte.
    »Lukes Geschenk is zu Hause. Is zu groß, um es rumzuschleppen. Hab ihm ‘nen eigenen Farbfernseher geschenkt.«
    »O wie schön, Luke«, sagte Mammi, doch Luke schüttelte nur sanft den Kopf. Er sah nicht viel fern, sondern las lieber.
    »Wäre besser, ihr wärt ‘n paar Monate nacheinander geboren«, sagte Tante Fanny uns setzte sich an den Tisch.
    »Das würde es einfacher machen.« Sie lachte schallend. »Nun, auf was wartet ihr denn noch? Wenn das hier ein Frühstück sein soll, könnten wir ja mal anfangen. Hab seit gestern morgen nichts mehr gegessen«, fügte sie hinzu und lachte wieder. Trotz Tante Fannys Possen und der lauten Kommentare, die sie zu allem und jedem abgab, war das Frühstück sehr gemütlich. Dieser Geburtstag war der schönste und wunderbarste meines ganzen bisherigen Lebens. Es war wirklich ein einzigartiger Tag, der von Musik, Lachen und Sonnenschein erfüllt war, ein Tag, für den ich mehrere Seiten in meinem Tagebuch brauchen würde. Und ich konnte es kaum erwarten, daß Luke mir für ein Bild, das ich »Porträt zum achtzehnten Geburtstag« nennen würde, Modell saß.
    Alle gaben mir das Gefühl, eine Prinzessin zu sein. Selbst die Hausangestellten hatten Geschenke für mich gekauft. Doch dann geschah noch etwas ganz Besonderes.
    Ehe ich Luke zu einer Spritztour in meinem neuen Auto einladen konnte, nahm mich meine Mutter beiseite und bat mich, mit ihr in den ersten Stock zu kommen. Wir gingen in das Schlafzimmer meiner Eltern. Es war ein riesiger Raum, in dem ein großes Doppelbett mit handgeschnitztem Kopfteil stand.
    Über dem Bett hing ein Gemälde, eines der wenigen Dinge, die meine Mutter aus Farthinggale Manor mitgenommen hatte.
    Und weil ich wußte, daß es aus Farthinggale Manor kam, hatte es mich immer wieder fasziniert. Es zeigte eine Hütte in den Willies, vor der zwei alte Leute in Schaukelstühlen saßen.
    Meine Mutter hatte das Zimmer, seit sie in Hasbrouck House eingezogen war, einige Male umgestaltet und neu eingerichtet.
    Jetzt hingen elegante blaue Satinvorhänge mit goldenen Streifen vor den Fenstern. Die Wände waren mit hellblauer Samttapete bespannt, und der dazu passende hellblaue Teppich war so dick und weich, daß ich darauf am liebsten barfuß lief.
    Zwei jüngere Angestellte der Fabrik waren dazu abgestellt worden, nach Maß Nachtschränke und Kleiderschränke zu schreinern. Der Toilettetisch meiner Mutter zog sich fast über die gesamte Länge der rechten Wand, die ganz von einem Spiegel bedeckt war. Jetzt ging sie zu ihrem Toilettetisch und öffnete die mittlere Schublade.
    »Ich habe hier noch etwas, das ich dir schenken möchte«, erklärte sie, »jetzt, da du achtzehn Jahre alt bist. Natürlich wirst du es nur zu besonderen Anlässen tragen, aber trotzdem möchte ich es dir schon heute geben.«
    Sie griff in die Schublade und holte eine längliche schwarze Schmuckschatulle hervor. Ich wußte, daß sie darin ihre wertvollste Halskette mit den dazugehörenden Ohrringen verwahrte.
    »O Mammi!« Mein Mund blieb vor Staunen offen stehen, als ich begriff, was sie vorhatte.
    Sie öffnete die Schatulle und hielt sie mir entgegen. Wir starrten beide wie verzaubert auf die glitzernden Diamanten.
    Ich bemerkte, daß der Anblick Erinnerungen in meiner Mutter weckte… Wie sehr wünschte ich, daß diese Schmuckstücke, wenn ich sie tragen durfte, alle Geheimnisse unserer Vergangenheit, all die Erinnerungen meiner Mutter, all die Weisheit, die sie aus ihren freudigen und schmerzlichen Erfahrungen gezogen hatte, an mich weitergeben würden.
    »Sie gehörten meiner Großmutter Jillian, die wie eine Königin lebte.«
    »Und die nicht wollte, daß du sie Großmutter nennst«, flüsterte ich. Ich erinnerte mich daran, da dies eines der wenigen Dinge war, die sie mir von ihrem Leben in Farthinggale Manor erzählt hatte.
    »Genau«, lächelte sie. »Sie war sehr sehr eitel und wollte, daß ihre Schönheit und Jugend ewig währten. Kostbare Kleidung und Juwelen gehörten zu den Dingen, die sie über alles liebte.
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