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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden
Autoren: V.C. Andrews
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sage, damit du und Luke einander nicht verliert, so wie wir uns verloren haben.
    Wenn tatsächlich ein Fluch über den Tattertons liegt, dann deshalb, weil wir uns zu oft geweigert haben, der Stimme des Herzens zu folgen, und ich will nicht, daß auch du darunter leidest.
    Vertreibe die dunklen Schatten von Farthy, Annie. Vergib den Menschen, mit denen das Schicksal ein grausames Spiel getrieben hat, deren einzige Schuld darin lag, daß sie sich zu sehr nach Liebe sehnten.«
    Er senkte den Kopf, erschöpft von seinen Enthüllungen.
    Lange Zeit sprachen weder Luke noch ich ein Wort. Dann streckte ich meine Hand aus und ergriff langsam die meines Vaters. Er blickte auf und sah mich an, und in seinen Augen sah ich Mammis Gesicht, ihr lächelndes, wunderschönes Gesicht. Ich spürte ihren Trost und ihre Liebe, und ich wußte, daß alles, was Troy uns erzählt hatte, der Liebe entsprungen war.
    Ich haßte niemanden; ich gab niemandem die Schuld. Es hatte sich so gefügt, daß die Wege und Schicksale zweier Familien, die so unterschiedlich waren wie Tag und Nacht, sich immer wieder kreuzten. Unruhe hatte beide ergriffen und sie für immer den Stürmen der Leidenschaft und des Hasses preisgegeben, Wahnsinn und Verderben über sie gebracht.
    Nun waren Luke und ich in diesem unheilvollen Netz gefangen. Doch mein wirklicher Vater hatte beschlossen, daß es Zeit war, der Verwirrung ein Ende zu machen. Er zeigte uns den Weg, den Weg aus dem Labyrinth.
    »Wir verspüren keinen Haß, und es gibt niemanden, dem wir etwas zu verzeihen haben.«
    Er lächelte unter Tränen.
    »Du hast so viel von Heaven in dir. Ich glaube, was du von ihr geerbt hast, ist stark genug, um die Melancholie zu besiegen, die du von mir mitbekommen hast.
    Ich habe mich lange Zeit geschämt und diese Liebesnacht bereut, aber als ich sah, wie schön du geworden bist, und erkannte, wie anders dein Leben sein könnte, wenn du frei wärst von all den Lügen und Täuschungen, entschloß ich mich, dir das beste, das einzige Geschenk zu geben, das ich dir geben kann… die Wahrheit.«
    »Es ist das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe.
    Ich danke dir… Vater.« Ich stand auf und umarmte ihn. Wir hielten uns eng umschlungen, und als wir uns wieder aus der Umarmung lösten, küßte er mich auf die Wange.
    »Geh jetzt und lebe ein freies Leben, frei von all den dunklen Schatten.«
    Er schüttelte Luke die Hand.
    »Liebe und achte sie, so wie dein Vater Heaven geliebt und geachtet hat.«
    »Ja, das verspreche ich.«
    »Adieu.«
    »Aber wir werden wiederkommen, um dich zu besuchen, immer wieder«, rief ich schluchzend.
    »Das wäre schön. Es wird euch nicht schwerfallen, mich zu finden. Ich werde immer hier sein. Meine Flucht vor dem Leben ist vorbei.«
    Er begleitete uns hinaus, und wir umarmten und küßten uns noch ein weiteres Mal. Dann stiegen Luke und ich in den Wagen. Ich blickte noch einmal zurück, um meinem Vater zu winken. Einen Augenblick lang dachte ich wehmütig, daß ich ihn vielleicht nie mehr wiedersehen könnte. Ich stellte mir vor, daß ich hierher zurückkommen und die Hütte leer vorfinden würde, voller unfertiger Spielsachen. Aber dann verdrängte der glücklichere und hoffentlich stärkere Teil in mir die düsteren Bilder und ersetzte sie durch Bilder von Troy, wie er als alter Mann, noch immer an seinen Spielsachen arbeiten und mich, Luke und unsere Kinder willkommen heißen würde.
    Luke ergriff meine Hand und drückte sie.
    »Halt bitte noch einmal am Familienfriedhof an, Luke.«
    »Natürlich.«
    Ich stieg aus, und wir gingen gemeinsam zu den Gräbern.
    Hand in Hand standen wir schweigend vor ihnen.
    In der Ferne ragte das große, steinerne Haus auf, so hoch und majestätisch wie immer. Das Sonnenlicht durchbrach die Wolkendecke, und dann tauchten seine Strahlen den Park und das Gebäude in ein helles Licht.
    Luke und ich blickten uns an. Worte aus unserer Phantasiewelt kamen mir in den Sinn:… vielleicht wird alles so sein, wie man es sich wünscht… wenn ich mir wünsche, daß die Welt aus Zucker und Sirup besteht, dann wird es so sein.
    Und wenn ich will, daß es ein wunderbares Schloß gibt, mit Hofmarschall, Hofdamen und einem traurigen Prinzen, der sich nach seiner Prinzessin sehnt, dann wird es so sein.
    »Sei meine Prinzessin, Annie«, sagte Luke auf einmal, als hätte er meine Gedanken gelesen.
    »Für immer und ewig?«
    »Für immer und ewig.«
    »O ja, Luke. Ja.«
    Er legte seinen Arm um mich, und wir gingen zurück zum
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