Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
New Orleans. Danach rief ich Buford zu Hause an.
    »Treffen Sie sich mit mir im Stadtpark«, sagte ich.
    »In Anbetracht der jüngsten Vorkommnisse halte ich das für nicht angebracht, Dave«, sagte er.
    »Persephone Green ruiniert Ihr Leben. Halten Sie das für angebracht?«
    Ich saß an einem Picknicktisch, als er eine halbe Stunde später neben der alten, aus Ziegeln gebauten Feuerwache im Park aus seinem Wagen stieg und unter den Eichen auf mich zukam. Er trug eine Windjacke, darunter ein T-Shirt von der L. S. U. und eine weiße Bundfaltenhose ohne Gürtel. Seine lockigen Haare waren feucht und frisch gekämmt, und er hatte das Gesicht so scharf rasiert, dass seine Wangen rötlich glänzten. Er setzte sich an den Holztisch und faltete die Hände. Ich schob ihm einen Styroporbecher mit Kaffee zu und klappte den Pappkarton mit dem Essen auf, das ich unterwegs besorgt hatte.
    »Würstchen und Eier von Victor’s«, sagte ich.
    »Nein danke.«
    »Wie Sie wollen«, sagte ich, nahm ein Stück Baguette, klappte es um eine Wursttasche und tunkte es in meinen Kaffee. Dann legte ich es wieder auf meinen Teller, ohne einen Biss zu nehmen. »Persephone Green ist die Geldbotin für die Familie Giacano, Jimmy Ray Dixon und das ganze übrige Gesindel aus New Orleans, das Ihren Wahlkampf finanziert hat. Die Krankenhäuser für Säufer und Süchtige sind der Lohn dafür«, sagte ich.
    »Sämtliche Verträge wurden mit rechtlich einwandfreien Unternehmen abgeschlossen, Dave. Ich kenne natürlich nicht alle Aktionäre. Warum sollte ich auch?«
    »Aktionäre? Dock Green hat Short Boy Jerry rauszudrängen versucht. Als Jerry Joe sich nicht drängen lassen wollte, hat man ihn totschlagen lassen. Verhalten sich so Aktionäre?«
    »Haben Sie mich deshalb hierher kommen lassen?«
    »Nein. Ich konnte nicht begreifen, warum Sie sich mit dieser Gestalt aus den Sechzigerjahren abgeben, diesem Clay Mason. Dann ist mir eingefallen, dass Sie ein paar Artikel über Psychopharmaka veröffentlicht haben – Sie wissen schon, wie man Säufer mit Drogen kuriert zum Beispiel und so weiter.«
    »Sie sind bei den Anonymen Alkoholikern. Sie sehen das nur von einem Standpunkt aus. Dafür können Sie nichts. Aber es gibt auch noch andere Wege.«
    »Hängen Sie deswegen selber an der Nadel?«
    Ich sah ihm am Gesicht an, dass der Hieb gesessen hatte, sah, wie er schluckte.
    »Ich habe heute Morgen mit einem Freund bei der DEA geredet«, sagte ich. »Seine Leute glauben, dass Mason Geld in Ihren Krankenhäusern stecken hat. Außerdem glauben sie, dass er an ein paar Amphetaminlabors unten in Mexiko beteiligt ist. Das ist übler Dreck, Buford. Biker nehmen das, wenn sie auf Randale aus sind, Leute zusammenschlagen und dergleichen mehr.«
    »Bereitet Ihnen diese Sache etwa Vergnügen? Warum sind Sie wie ein Besessener hinter mir und meiner Frau her? Können Sie uns nicht in Frieden lassen?«
    »Vielleicht habe ich genau das Gleiche durchgemacht wie Sie.«
    »Wollen Sie mich etwa retten ...?« Er schüttelte den Kopf, zog die Augenbrauen zusammen und senkte den Blick. Er saß eine ganze Weile wortlos da, so als sehe er sich auf einem Rad am Rande eines Abgrunds entlangfahren. »Die haben Karyn in der Hand.«
    Sein Gesicht lief blutrot an. Er starrte auf den Bayou, als ob ihn das gleißende Sonnenlicht, das sich dort spiegelte, aus der Situation herausholen könnte, in die er sich soeben gebracht hatte.
    »Wie das?«, fragte ich. »Wegen dem Schwindel, der seinerzeit auf dem College lief? Persephone erpresst sie wegen einer Sache, die vor zwanzig Jahren passiert ist?«
    »Wissen Sie, wie vielen honorigen Vereinen und Organisationen sie angehört, die um Bildung bemüht sind? Sie wäre blamiert. Der Witz dabei ist, dass sie die Schwindelei gar nicht nötig gehabt hätte. Sie war auch ohne fremde Hilfe eine gute Studentin.«
    Aber nicht die Nummer eins, dachte ich.
    Er musterte meine Augen, als könne er Gedanken lesen.
    »Wenn Sie das irgendjemandem erzählen, zeige ich Sie wegen übler Nachrede an. Danach verpasse ich Ihnen höchstpersönlich einen Tritt in den Hintern«, sagte er.
    »Wegen mir brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
    Er wirkte gehetzt, ausgeliefert, und seine Augen wirkten wie braune Murmeln in einer Schale voll Wasser.
    Ich nahm meinen Kaffeebecher und das Baguette mit der Wursttasche und ging zu meinem Pick-up. Das durch die Bäume fallende Sonnenlicht sah aus wie gelber Rauch. Buford saß immer noch an dem Holztisch, hatte die Stirn auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher