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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre
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offiziell ist und für alle Zeiten. Wann immer wir tagträumen, wirst du mit deinen neuen Freunden dabeisein und dafür sorgen, daß jeder Traum richtig abgeliefert wird.«
    Diese Vorstellung gefiel Imbri. Sie mochte keine Alpträume mehr. Dennoch war sie verwirrt.
    »Meine neuen Freunde?«
    Da erschienen mehrere andere Mähren, die allerliebst durch die Lüfte trabten. Sie waren hübsch bunt – eine rot, eine blau, eine grün und eine orange. »Willkommen, schwarze Mähre«, sendete eine von ihnen und stellte die Ohren vor. Es war ein Zeichen der Freundschaft. »Ach, du wirst dem Taghengst aber gefallen! Du hast ja eine so originelle Farbe!«
    »Dem Taghengst?« sendete Imbri, und eine unangenehme Erinnerung begann sich in ihr zu regen.
    Nun erschien ein männliches Pferd, das flügellos durch die Lüfte sprang, hellgolden wie die Sonne. »Ich verteile die Tagträume«, sendete es. Das Pferd wedelte nachlässig mit seinem Schweif. Noch nie hatte Imbri einen schöneren Hengst gesehen. »Aber du kannst dir aussuchen, welche du abliefern willst. Wir sind hier nicht so streng und nehmen selten etwas fürchterlich ernst. Dieser Tagtraum gerade ist ein gutes Beispiel dafür. Wir alle haben teil daran, und wir alle helfen dabei, ihn zustande zu bringen, damit du auf sanfte Weise mit deiner neuen Arbeit vertraut gemacht wirst. Alle ehemaligen Könige von Xanth teilen zusammen mit ihren Freunden gerade diesen Traum. Bald müssen sie wieder in den normalen Bewußtseinszustand zurückkehren, um die Mundanier der Eroberungswelle einen nach dem anderen wieder in Menschen zu verwandeln, um festzustellen, ob sie bereit sind, der gegenwärtigen Ordnung die Treue zu schwören. König Trent hat sie nämlich alle in Stinkkraut verwandelt, und nun riecht es im Schloß ganz scheußlich. Außerdem ist da noch die Frage der Abdankung von König Trent zu regeln, der nun mehr Zeit für seine Frau haben will, und Dors endgültige Thronbesteigung. Solche Sachen müssen schließlich im richtigen feierlichen Rahmen geschehen. Aber zuerst wollten sie alle mit ansehen, wie du korrekt in deine neue Arbeit eingeführt wirst. Wir hatten noch nie einen König in unseren Reihen.«
    »Aber ich bin doch gar kein König mehr!« protestierte Imbri. »Jetzt, da die richtigen Könige wieder frei sind…«
    »Ihr werdet den Ehrentitel ›Königsmähre Imbrium‹ behalten«, sagte König Trent lächelnd. »Ihr seid es gewesen, die Xanth gerettet hat. Wir werden eine Statue nach Eurem Ebenbild machen lassen und Euch nie vergessen.«
    Die anderen Teilnehmer des kollektiven Tagtraums murmelten zustimmend – sie waren ihre Freunde.
    Plötzlich begriff Imbri, wie ihre neue Aufgabe aussehen würde. Und als sie dies erkannte, blickte sie zum Himmel empor und sah, daß es Tag war. Zwischen ihrem Sturz ins Nichts, der endgültigen Sprengung der Kette, und ihrer Wiederbelebung als Seelenpferd war offenbar etwas Zeit verstrichen. Nun war die Sonne aufgegangen, aber es gab auch einen leichten Regenschauer, als weinten die Wolken vor Freude über die Rettung Xanths. Vielleicht war es auch ein wenig Wetter, das aus ihrem Teil des Mondes herübergriff, vom Meer der Regen.
    Dort, am hellen, nebligen Himmel war der bunte Regenbogen zu sehen, nach dem sie sich schon immer gesehnt hatte, und umspannte den Horizont.
     
    ENDE
     
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    Vgl. Piers Anthony, Elfen-Jagd (Bastei-Lübbe 20164)
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