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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall
Autoren: Felicitas Mayall
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froh!»
    Francos unruhige Augen blieben auf ihrem Gesicht stehen.
    «Warum sind Sie froh, Commissaria?»
    «Weil ich Angst hatte, dass Giuseppe doch etwas mit den Morden auf der Abbadia zu tun haben könnte.»
    «Sie hatten Angst, Commissaria? Sie sind doch Polizistin! Warum machen Sie sich Gedanken um Giuseppe?»
    «Weil ich ihn mag, Franco. Wir haben zusammen gesungen, und das war schön.»
    «Sie haben mit ihm gesungen?» Franco starrte Laura an, sein Mund stand ein wenig offen. «Ich hätte nie gedacht, dass jemand mit ihm zusammen singen würde!», murmelte er.
    «Der Commissario hat auch mit ihm gesungen, Franco.»
    «Der Commissario?»
    «Ja.»
    Franco senkte den Kopf, als schämte er sich.
    «Ich habe auch schon mit ihm gesungen», sagte er mit stockender Stimme. «Manchmal singen wir alle drei. Ich, Giuseppe und Mama. Ich … ich habe es noch nie jemandem gesagt … weil sie uns sonst alle für verrückt erklären würden.»
    «Ich werde es niemandem weitersagen, Franco. Nur dem Commissario, wenn du es erlaubst.»
    Franco nickte und lächelte so unmerklich, dass es Laura wehtat, körperlich wehtat. Wie ein Stich, der von der Wirbelsäule ausging, Lunge und Herz traf. Sie wandte sich ab und schaute über die Hänge des Monte Amiata auf die flachen Hügel der Crete hinaus.

D er Himmel verfärbte sich bereits rötlich, als sie endlich Giuseppe in den Jeep locken konnten. Mit Händen und Füßen hatte er sich gewehrt, so laut gesungen, dass Franco sich die Ohren zuhielt. Maresciallo Pucci wollte den alten Rana mitnehmen und einsperren, doch Guerrini untersagte es ihm. Pucci kochte vor Empörung.
    «Dieser Mann ist eine Gefahr für die Öffentlichkeit! Er schießt auf Polizeibeamte!», schnaufte er.
    «Er hat nicht auf uns geschossen, sondern daneben!», erwiderte Guerrini.
    «Aber Commissario! Wo kommen wir hin, wenn diese Leute anfangen zu schießen. Es verstößt gegen das Gesetz!»
    «Jaja», sagte Guerrini. «Kümmer du dich lieber um die Mafia. Dieser alte Mann ist keine Gefahr. Wenn er ein mächtiger Mafiaboss wäre, dann hättest du schon lange den Schwanz eingekniffen!»
    Pucci blies die Backen auf und knallte die Wagentür zu.
    «Wenn dieser Idiot da hinten nicht aufhört zu singen, dann können Sie fahren, Commissario!»
    «Gern», sagte Guerrini sanft.
    Da ließ Pucci den Motor an und fuhr mit quietschenden Reifen los. Giuseppe saß hinten zwischen Franco und Laura. Er war schmutzig, roch scharf nach Ziegen und sang.
    Er sang, bis sie den Hof der Ranas erreichten, stieg dann aus, als wäre es ganz selbstverständlich. Seine Mutter umarmte ihn, dankte wieder den Heiligen und verschwand mit ihm im Haus. Nur Franco stand mit hängenden Schultern neben dem Jeep und sah den beiden nach. Als Laura ihm die Hand hinstreckte, dauerte es eine Weile, ehe er zugriff.
    «Wissen Sie, Signora», sagte er langsam. «Ich werde nie eine Frau bekommen. Keine Frau kommt in ein Haus wie dieses. Ich werde mein ganzes Leben lang für diesen Bruder und meine Mutter sorgen. So ist es.»
    Guerrini hatte mitgehört.
    «Vielleicht», sagte er, «vielleicht gibt es eine Möglichkeit, Giuseppe in einem Heim unterzubringen. Ich werde mich umhören, Franco.»
    Franco schüttelte den Kopf.
    «Glauben Sie, dass es ein Heim gibt mit Schafen, Kühen, Bäumen? Ich werde es nicht zulassen, dass sie ihn einsperren.»
    «Vielleicht gibt es ein Heim mit Schafen und Kühen und Bäumen», antwortete Guerrini.
    «Wenn es das gibt, Commissario, dann hat es der Herr da oben selbst geschaffen. Glauben Sie daran?»
    «Ich weiß nicht, Franco. Ich hoffe es nur!»
    Franco lächelte wieder auf diese kaum wahrnehmbare Weise, die Laura ins Herz schnitt, und wandte sich um.
    «Nicht einmal bedankt hat er sich, dieser Bauer!», sagte Pucci mit gepresster Stimme.
    Weder Laura noch Guerrini gaben ihm eine Antwort.
    «Ich meine, es wäre immerhin anständig gewesen, wenn er sich bedankt hätte! Wir hätten sie alle miteinander einsperren können, diese Ranas!»
    «Fahren Sie zur Abbadia, Pucci!», erwiderte Guerrini müde. «Da gibt’s jemanden, den wir einsperren müssen!»
    «Was?»
    «Sie haben richtig gehört. Wir müssen einen Mörder abholen!»
    Pucci fuhr langsam an, strich mit einer Hand über seinen Schnurrbart.
    «Würden Sie mir verraten, wen Sie in Verdacht haben, Commissario?»
    Guerrini lächelte.
    «Ich weiß es noch nicht, Pucci. Aber einer von denen muss es ja sein, oder?»
    «Wenn Sie mich fragen, Commissario, dann halte ich inzwischen
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