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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall
Autoren: Felicitas Mayall
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trainiert, wenn man nur darüber nachdenkt, wozu Mathe nützlich sein könnte!»
    Sofia runzelte die Stirn.
    «Typisch Großvater. War er gut in Mathe?»
    «Ich glaube nicht, und ich war’s auch nicht. Aber ich bin durchgekommen. Darauf kommt’s an. Ich glaub nämlich, dass wir beide keine Chance haben, Mathe abzuschaffen.»
    «Das glaub ich auch nicht», seufzte Sofia. Sie legte das Heft auf den dunkelblauen Küchenschrank, nahm einen Löffel und probierte die Spaghettisauce.
    «Gut?», fragte Laura.
    «Mmmm, prima!»
    «Dann ruf Luca, und deckt bitte den Tisch!»
    Gerade als Sofia sich umwandte und Laura den Salat durchmischte, schrillte das Telefon. Sofia drehte sich um, ihre dunklen Augen blickten zornig.
    «Geh nicht hin, Mama. Ich will mit dir und Luca Spaghetti essen. Bitte! Wenn du jetzt wegmusst, ist mir Mathe auch scheißegal!»
    «Ist schon gut, Sofi. Der Anrufbeantworter ist an und das Handy ausgeschaltet. Heute Abend will ich meine Ruhe haben.»
    Sofia schüttelte die langen Haare, warf ihrer Mutter einen zweifelnden Blick zu und verschwand, um ihren Bruder zu holen. Laura legte das Salatbesteck in die Schüssel und lauschte Richtung Telefon. Nach dem vierten Klingeln knackte es leise, und nach einer Pause räusperte sich eine sehr vertraute Männerstimme. «Laura, bitte gehen Sie dran. Ich brauche Sie dringend in einer dienstlichen Angelegenheit. Ich habe auch schon eine Nachricht auf Ihrem Handy hinterlassen. Wo stecken Sie denn, zum Teufel?»
    Laura lächelte grimmig in die Salatschüssel.
    «Ich bin zu Hause!», sagte sie halblaut vor sich hin. «Ich habe Feierabend, Herr Kriminaloberrat! Es ist der erste Abend seit vier Tagen, den ich mit meinen Kindern verbringe! Sie können mich mal, verehrter Chef!»
    «Führst du jetzt schon Selbstgespräche, Mama?» Luca grinste auf seine Mutter herunter. Mit seinen sechzehn Jahren überragte er sie bereits um eine Kopflänge. Wie Sofia hatte er die dunklen Augen von Laura geerbt, seine Haare waren dagegen beinahe blond, und er ähnelte seinem Vater so sehr, dass Laura manchmal erschrak, wenn sie ihn betrachtete. Dann schickte sie jedesmal ein Stoßgebet zur Madonna, flehte, dass er nur die guten Eigenschaften ihres Exehemannes in sich tragen möge.
    «Manchmal ist es gar nicht so schlecht, wenn man mit sich selbst redet, Luca!», antwortete sie und stellte die Salatschüssel auf den Küchentisch. «In diesem Fall habe ich allerdings mit meinem Chef geredet, der – dem Himmel sei Dank – nicht da ist!»
    Luca nahm Teller und Besteck aus dem Schrank.
    «Nervt er dich?»
    «Klar nervt er mich. Alle unangenehmen Fälle wälzt er auf mich und Baumann ab. Und da es bei der Mordkommission keine angenehmen Fälle gibt, sind das alle. Manchmal frage ich mich, was er eigentlich macht!»
    «Na ja, internationale Kongresse besuchen oder so was! Hat er doch auch Recht. Wenn ich der Boss wäre, würde ich’s genauso machen! Besser jedenfalls, als vergammelte Leichen anschauen und dann rausfinden, wer sie um die Ecke gebracht hat!»
    Laura griff so heftig nach dem Spaghettisieb, dass ein paar Nudeln auf dem Boden landeten.
    «Immerhin verdiene ich mit den vergammelten Leichen unseren Lebensunterhalt!», antwortete sie ein bisschen zu laut und fragte sich gleichzeitig, warum sie immer wieder auf Lucas Provokationen hereinfiel. Er war sechzehn, und mit sechzehn machte man solche Dinge.
    «Wenn ihr streitet, esse ich im Wohnzimmer!» Sofia knallte die Pfeffermühle auf den Tisch.
    «Wir streiten nicht», sagte Luca. «Wir tauschen nur unsere Meinungen aus!»
    «Warum schreit Mama dich dann an?»
    «Da musst du sie selber fragen!» Luca zuckte die Achseln.
    «Weil …», setzte Laura an und ließ sich auf einen Stuhl fallen, «… weil ich müde bin, weil ich heute Mittag eine vergammelte Leiche ansehen musste, die aus der Isar gefischt wurde, weil euer Großvater mich heute sechsmal während der Arbeit angerufen hat und ich Angst habe, dass er nicht mehr allein klarkommt, und weil mein Chef auf dem Anrufbeantworter und in meiner Mailbox lauert! Reicht das als Begründung?»
    Seufzend versuchte sie mit der linken Hand ihre wilden dunkelbraunen Locken, die im Spaghettidampf außer Kontrolle geraten waren, zu bändigen.
    «Ich könnte noch ein paar Punkte nennen, wenn ihr mehr hören wollt!»
    Sofia und Luca starrten ihre Mutter an.
    «Uff!», sagte Luca nach einer langen Stille, die nur vom Tropfen des Wasserhahns unterbrochen wurde.
    «Er tropft schon wieder!», stöhnte
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