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Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)

Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)

Titel: Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)
Autoren: Bettina Fizek
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Schlieren schienen Fangarme bilden zu wollen. Im nächsten Augenblick manifestierte sich darin ein Körper mit einem bleichen Gesicht, großen, flachen Ohren, einer Fledermaus nicht unähnlich, einer fliehenden Stirn und einem schrecklichen Mund, in dem sich Reihen nadelspitzer Zähne wie das Maul eines Tiefseefisches präsentierten.
    Geraldine stolperte zurück. Dieses Wesen hat nichts Menschliches mehr an sich. Sie musste auch nicht raten, wer es war. Es konnte nur der Älteste sein. Seine trüben Augen blieben völlig emotionslos und nur die Begierde, die er ausstrahlte, ergriff die junge Frau und überwältigte sie fast. Wie aus der Ferne hörte sie warnende Schreie. Doch selbst wenn ihr jemand zu Hilfe eilen würde, wäre er zu spät gekommen.
    Das Wesen griff an!
    Todesmutig stürzte sich Geraldine auf es zu, die Gedanken fest darauf gerichtet, es möglichst schwer zu verletzen. Doch genau in dem Moment, als sie hätte Kontakt haben müssen, fühlte sie sich mit ihrem ganzen Körper ergriffen. Der Älteste wurde zur gleichen Zeit in einer seltsamen, fast bizarren Bewegung aus seinem Angriff herausgerissen. Und dann prallte sie doch mit ihm zusammen. Ihr Messer traf, ohne dass sie gezielt hätte, in seinen Brustkorb, drang tief hinein und blieb dort stecken.
    Geraldine spürte im letzten Moment etwas Feuchtes auf ihrem Arm und erhaschte flüchtig den Blick auf eine in sich zusammensackende Welle. Urbano hatte in den Kampf eingegriffen. Und er hatte auf eine Art und Weise eingegriffen, von der Geraldine glaubte, dass dies das letzte sei, was sie hätten machen dürfen. Er hatte den Ältesten getötet.
    Sie stolperte nach hinten. Der Vampir begann, aus allen Poren seiner Haut zu glühen. Einen Moment lang sah es aus, als durchbrächen Lavaströme den Körper. Dann explodierte das Wesen. Geraldine wurde gegen die Wand geschleudert und blieb benommen liegen.
    Sie wollte aufstehen und sie glaubte auch, dass sie aufstehen könne, als ihr Bewusstsein versagte und sie in Ohnmacht fiel.
    * * *
    Es war dämmerig, als sie aufwachte. Bunte Schatten standen um sie herum, wie die Visionen eines Drogenabhängigen. Sie blinzelte. Ihr Körper schmerzte und brannte an jeder Stelle.
    "Geraldine! Bist du wach?"
    Sie nickte schwach. "Was ist passiert?"
    "Wir haben sie alle überwältigt. Wir haben gesiegt!"
    Erst jetzt erkannte Geraldine die Stimme von Rose. Sie hockte neben ihr, hatte den Arm der Tierärztin auf ihrem Schoß liegen und streichelte diesen.
    "Hallo Rose! Es ist schön, dich zu sehen."
    Das Mädchen grinste verschämt. "Es ist schön, dass du wach bist und dass es dir gut geht."
    "Warum habe ich …" Sie richtete sich auf. Ihr schwindelte etwas, doch das war sie mittlerweile gewöhnt und fing sich schnell wieder. "Warum hat Urbano in den Kampf eingegriffen? Und warum hat er den Ältesten getötet?"
    Rose wusste es nicht.
    Um sie herum saßen die Krieger. Keiner schien schwer verletzt. Dann fiel Geraldine Sorrell ein. Sie sprang auf die Füße, kämpfte ein weiteres Schwindelgefühl weg und blickte sich um.
    Sie entdeckte die Assistentin genau dort, wo sie schon vorher gelegen hatte, dicht an der Falltür. Neben ihr saß ihr Vorgesetzter, Inspector Weizman und ihm gegenüber, auf der anderen Seite, Uracha.
    Geraldine eilte zu ihnen hinüber.
    "Ist mit ihr alles in Ordnung? Ist sie infiziert?", wollte sie wissen.
    "Nein! Nein, es ist ganz fantastisch. Der Fluch war in ihrem Körper drin und ist trotzdem verschwunden. Es ist, als sei er herausgesogen worden. Sie wird überleben."
    Die Tierärztin beugte sich zu ihrem Hals hinab. Die Wunde war verschwunden, sie hatte noch nicht mal eine Narbe hinterlassen.
    "Dann ist die Heilung passiert, als der Fluch noch in ihr war?"
    Uracha schüttelte den Kopf. "So einfach ist das nicht. Aber ich kann es auch nicht richtig erklären. So etwas habe ich bisher noch nie erlebt. Offensichtlich ist der Fluch verschwunden, aber nicht alle Wirkungen des Vampirdaseins. Die Wunde deutet auf eine große Selbstheilungsfähigkeit hin und wer weiß, was sie noch für Fähigkeiten behalten hat."
    Geraldine betrachtete die Assistentin, die bleich und ohne sich zu rühren auf dem Boden lag. Mit einem gewissen Stich der Eifersucht dachte sie: Also gibt es noch andere Möglichkeiten, dem Fluch zu entgehen, weniger gefährliche.
    "Dann haben wir also keine Verluste erlitten!", sagte sie.
    Das Gesicht der alten Frau verzog sich ein wenig. "Doch. Es wird wohl einen Verlust geben. Jasper liegt im
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