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Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)

Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)

Titel: Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)
Autoren: Bettina Fizek
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ist kein Mensch! Er brachte kühlere Luft mit und statt eines Herzklopfens eine Art Meeresrauschen. Es war wie das ferne Brausen der Brandung an einem Riff. Anders konnte Geraldine es nicht beschreiben. Ihr eigenes Herz begann plötzlich wild zu hämmern. Im lichtdurchfluteten Krankenzimmer bildeten sich schwarze Flecken und ihr wurde schwindelig.
    Geraldine hatte das Gefühl, dass ihr Schicksal auf dem Weg zu ihr war. Plötzlich war sie ganz verzweifelt. Die Decke des Zimmers strudelte in der nahenden Ohnmacht vor sich hin. Die Geräusche, eben noch klar, klangen ganz gedämpft und verschwanden schließlich völlig. Sie drehte sich zur Seite und erbrach sich über den Rand des Bettes. Dann schwanden ihre Sinne.
    * * *
    Das nächste, woran sich Geraldine erinnerte, war, dass sich ein älterer Herr über sie beugte, ein Mann in einem Arztkittel und ihr gerade die Lider auseinanderziehen wollte.
    Er fuhr erstaunt zurück und murmelte: "Interessant!"
    "Was?", fragte Geraldine.
    "Bitte?", fragte der Mann zurück. Er hatte graues Haar und ein Gesicht voller Fältchen. Lachfältchen allerdings waren nur wenige dabei. In seinen Augen schimmerte eine tiefe Traurigkeit, die Geraldine an ein verletztes Tier erinnerten.
    "Was ist interessant?", wiederholte sie ihre Frage.
    "Oh, Sie reagieren nicht so, wie ich es erwartet hatte. Ihre Pupillen ziehen sich nicht zusammen. Sie waren schon vorher zusammengezogen. Als ob das Licht schon bei geschlossenen Lidern zu hell sei." Der Mann schaute sie aufmerksam an. Dann schüttelte er, als ob er aufwachen würde, seinen Kopf und sagte: "Ich bin übrigens Dr. Thornton. Wo habe ich nur meine Manieren?"
    Geraldine lächelte. "Ich kenne Sie. Als meine Großmutter vor zwei Jahren einen Oberschenkelbruch hatte, haben Sie sie behandelt."
    Dr. Thornton versuchte ein Lächeln. Es missglückte, aber darüber schien er sich nicht bewusst zu werden. Er beobachtete sie weiter scharf.
    "Haben Sie im Moment einen Schwindel?", fragte er.
    Geraldine schüttelte den Kopf.
    "Aber eben war Ihnen schwindelig?"
    "Ziemlich."
    "Was ist das letzte, woran Sie sich erinnern können?"
    "Vorhin oder gestern Nacht?"
    "Gestern Nacht! Das ist wohl der interessantere Teil Ihrer Geschichte."
    Geraldine runzelte die Stirn. Ihr lag eine spitze Bemerkung auf der Zunge, die sie aber herunterschluckte. "Eigentlich kann ich mich an kaum etwas erinnern. Ich weiß nur, dass ich meine Wohnung verlassen habe und dass ich das wundervolle Licht der Dämmerung bewundert habe. Aber was danach geschehen ist, … ich habe keine Ahnung."
    "Ich hatte diese Befürchtung. Die Polizei würde gerne wissen, wer Sie so verletzt hat. Wir haben sie natürlich anrufen müssen, als Sie eingeliefert wurden. Ich dagegen würde wahnsinnig gerne wissen, wie Sie so schnell heilen konnten. Von Ihren Verletzungen sieht man fast gar nichts mehr und wenn ich Sie heute Morgen nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich auch nicht glauben, in welchem Zustand Sie eingeliefert worden sind. Das ist mehr als ein kleines Wunder!"
    Geraldine schaute dem Arzt ins Gesicht. Ihr war unklar, was sie dazu sagen sollte. Mittlerweile fühlte sie sich wieder halbwegs wohl und sie dachte daran, ob sie nachhause gehen könne.
    "Wer hat mich gebracht?", fragte sie.
    Der Arzt schüttelte den Kopf. "Wir wissen es nicht. Er ist so schnell verschwunden, wie er vorher mit Ihnen aufgetaucht ist. Einer unserer Pfleger kann ganz gut zeichnen und er hat sich gedacht, dass es sinnvoll wäre, für die Polizei ein Phantombild anzufertigen. Vielleicht hat er ja etwas mit der ganzen Geschichte zu tun. Die Schwester wird Ihnen gerne eine Kopie davon machen. Wenn Sie es wünschen!"
    Geraldine nickte. "Das wäre nett!"
    "Wir behalten Sie auf jeden Fall noch bis morgen hier. Wenn sich bis dahin Ihr Zustand nicht verschlechtert hat, können Sie gehen. Sie sind kerngesund. Bis auf die Schwindelanfälle."
    "Hat jemand meine Großmutter angerufen?"
    Der Arzt überlegte. "Ich glaube nicht. Wenn ich mich recht erinnere, dann hat jemand mit Ihrer Schwester telefoniert. Haben Sie eine Schwester?"
    Geraldine nickte.
    "Das war aber erst vor einer Stunde. Soweit ich weiß, wollte sie sofort hierher kommen. - Sobald sie Zeit hat."
    "Gut!" Sie ließ sich zurück aufs Kissen sinken und schloss die Augen. Sie fühlte sich plötzlich sehr müde und merkte, wie sie von einem Moment auf den anderen wegdämmerte. Sie träumte.
    * * *
    Sie stand auf einer Brücke. Es war dunkel. Um sie herum tanzten
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