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Nachhilfe in Erster Liebe

Nachhilfe in Erster Liebe

Titel: Nachhilfe in Erster Liebe
Autoren: A Massoth
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ist nämlich genauso langweilig wie sein Name: Joachim. Hat ihm meine Mutter gegeben. Dafür durfte sich mein Vater den Namen für mich aussuchen. Mit Katja bin ich echt besser davongekommen, damit kann man wenigstens keine bescheuerten Abkürzungen oder Spitznamen bilden.
     
    Gerade als wir vier Mädels genüsslich unseren Sahnekakao löffeln, geht die Tür auf und ausgerechnet Jan kommt herein und direkt auf unseren Tisch zu. Wie Kaninchen die Schlange
sehen wir ihn fasziniert an, bis er mit leichtem Kopfnicken ein »Hi, Marie« und mit breitem Grinsen zu uns anderen ein »schicke Schminke« loswird und zu seinen Freunden abbiegt.
    Einen Moment lang ist alles still. Dann sehen wir uns an:
    »Wenn ich genauso einen fetten Sahnefleck an der Nase habe wie du, ist mir alles klar«, spricht mich Patricia an. Ich zucke getroffen zusammen und wische schnell meine Nase sauber, an der tatsächlich Sahne klebt.
    »Du hast Streusel an der Lippe«, informiert Marie Patricia derweil. Patricia nimmt’s mit Humor, als sie die Streusel ableckt und auf Siri zeigt: »Dann übst du mit deinem Schokoschnauzbart entweder für ’ne Fastnachtsverkleidung oder das ist eine bisher noch unentdeckte Schokopickelkrankheit.« Als Marie Siri bestätigt, dass sie etliche Schokostreuselflecke über der Lippe hat, ist sie den Tränen nahe, Patricia kichert albern, Marie zuckt nur die Schultern und ich denke mir, das war’s dann wohl endgültig mit meinem Traum von Jan: Gestern war’s peinlich, heute ist es peinlich, wie peinlich soll es da morgen noch werden?

3. Kapitel
    E s wird noch viel peinlicher. Das ist klar, seit mir meine Mutter freudestrahlend ihren »Deal« vorgeschlagen hat:
    »Du kannst dir deine Bassgitarre selbst verdienen, mit nur zwei Mal die Woche für je zehn Euro die Stunde Nachhilfe in Mathe und in Französisch. Ist das nicht wunderbar, Katja?«
    »Super«, sage ich leichtsinnig, noch bevor ich weiß, wem ich die Nachhilfe geben muss. Denn bei zwanzig Euro pro Woche und circa zwanzig Wochen bis Schuljahresende sind das vierhundert Euro und ergibt zusammen mit meinen Ersparnissen schon einen richtig guten E-Bass. Meine Mutter kann ja echt total nett sein, denke ich plötzlich. Als sie jedoch faselt, dass sie das mit Regina vereinbart hat, die bei ihr im Reisebüro die Schaufenster dekoriert und die Werbegrafik macht, habe ich gewisse Ahnungen. Als sie fortfährt, dass deren Sohn ja in meine Parallelklasse geht und nicht noch einmal sitzenbleiben darf, weil er früher wegen seines Schulwechsels schon einmal eine Klasse wiederholen musste, habe ich massive Ahnungen. Und als sie seinen Namen ausspricht,
ist es für einen Rückzieher zu spät. Regina wird mit Jan in einer halben Stunde hier sein!
    »Freust du dich?«
     
    Ich freue mich natürlich nicht, sondern stehe panisch vor meinem Kleiderschrank und finde nichts Passendes zum Anziehen. Alles erscheint mir entweder zu brav oder zu aufdringlich für Jan. Aber irgendwas muss ich jetzt überwerfen, denn es hat unten schon an der Tür geklingelt.
    Ich lasse meinen Kleiderhaufen einfach am Boden liegen und ziehe das Gleiche an wie vorher, nur dass ich jetzt viel verstrubbelter zurück ins Wohnzimmer komme, wo Jan schon mit seiner Mutter steht. Regina plappert, dass Jans Klassenlehrer ohne Nachhilfe keine Versetzungschance sieht und dass es in Mathe und Französisch wirklich schlimm sei und meine Mutter im Reisebüro meine Leistungen gerade in diesen Fächern so gelobt habe, wo ich fast eine Eins im Zeugnis bekommen hätte, und weil sie sich außerdem keine professionelle Nachhilfe leisten kann, weil sie ja alleinerziehend mit zwei Söhnen ist, sei sie ja ach so dankbar über meine Hilfe. Und Jan erst recht.
    Ich mustere Jan heimlich. Wenn das Dankbarkeit ist, was mir entgegenfunkelt, wie sieht bei ihm dann erst Wut aus? Hoffentlich muss ich das nie erfahren.
    Schweigend stehen wir voreinander, bis meine Mutter mich anschubst: »Jetzt geht schon hoch in dein Zimmer zum Lernen.« Ich mache wie in Trance die ersten Schritte, als mir mein chaotischer Kleiderhaufen mitten in meinem Zimmer einfällt. »Nein«, sage ich und bleibe abrupt stehen, sodass
selbst Jan mich irritiert ansieht. Ich fange an zu stottern, »hier unten ist es doch … äh … hier ist es viel … äh … effektiver, weil … keine Ablenkung da ist und man viel besser lernen kann und sich konzentrieren und so …«
    Unser Wohnzimmer sieht wirklich steril aus. Das sage ich natürlich nicht dazu.
    Regina ist
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