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Nachhilfe in Erster Liebe

Nachhilfe in Erster Liebe

Titel: Nachhilfe in Erster Liebe
Autoren: A Massoth
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ins Bett verlegen, weil’s dort mit dem Nachdenken viel leichter klappt. Fernunterricht mit Webcam oder so, das wär’s. Nur dass man seine Freunde dann gar nicht mehr sehen würde, wäre schade. Obwohl ich ganz froh wäre, morgen zu Hause bleiben zu können und niemanden sehen zu müssen. Ich kenne mich. Ich werde nämlich wegen dieser heute zwar peinlichen, aber insgesamt ja eigentlich total sensationellen Nachhilfeneuigkeiten aussehen wie kurz vorm Platzen und muss doch die Klappe halten, wenn’s um Jan und mich geht. Hm, wie das klingt: Jan und mich, Jan und Katja, Katja und Jan, Katjan …
    Jetzt träume ich aber echt Mist vor mich hin: Katja und Jan, pfff. »Ich gebe einem Schüler der Parallelklasse Nachhilfe in Mathematik und Französisch«, sage ich laut vor mich hin, um mich wieder zu beruhigen. »Mehr nicht, Katja. Mehr nicht!«
    Leider. Zwar habe ich bisher nie so offiziell für Jan geschwärmt wie Siri oder auch Patricia, aber wenn ich ehrlich bin, dann eher deswegen, weil ich sowieso chancenlos wäre. Siri und Patricia sehen wenigstens gut aus, und Marie findet er toll, weil sie ein super Sturmpartner auf dem Fußballplatz ist. Aber ich kann weder mit meinen Talenten noch mit meinem Aussehen Eindruck machen. Und mit guten Mathe- und Französischnoten hat so etwas erst recht noch nie funktioniert.
    Ich würde mich ja total lächerlich machen, wenn ich mich hinstellen und sagen würde, dass ich Jan toll finde und es noch toller fände, wenn er mich auch toll fände. Und nach
dem peinlichen Einstand heute kann er mich gar nicht mehr toll finden, selbst wenn er wollte, was er aber natürlich nie wollen wird.
    Also bleibt’s beim Träumen. Und beim Nachdenken darüber, warum ich eigentlich schwören musste, niemandem von der Nachhilfe zu erzählen.
    Ganz klar, weil es ihm peinlich ist, dass es ausgerechnet ich bin. Bei Marie als gutem Kumpel hätte er bestimmt kein Problem. Und mit Patricia würde er nach der Nachhilfestunde sogar gern ins »Alibi« gehen. Mit einer wie Patricia lässt man sich gerne sehen. Mit einer wie Siri sowieso. Aber mit mir dunkelblonder-oder-doch-mehr-hellbraun-oder-ist-dasüberhaupt-eine-richtige-Farbe, weder-kurz-noch-lang-sondern-so-halblang-dazwischen, langweilig-glatthaariger, nichtgroß-nicht-klein-nur-unauffällig-durchschnittlich-gewach- sener, nicht-richtig-hübsch-nur-so-halbwegs-normal-aussehender, schüchterner, schweigender, sportlich-zweifelhaftbegabter und heute auch noch »verklemmter« Langweilerin eben nicht.
    Ich werde also einfach nur an das Geld für meine Bassgitarre denken und nicht an Jan, basta. Denn auf die freue ich mich echt total und lass mir das auch von keinem vermiesen. Und wenn ich weiß, wofür ich mich immer durch die peinlichen Nachhilfestunden mit Jan quäle, dann bin ich auch garantiert nicht mehr verkrampft, wenn ich ihn sehe, und das sogar ganz ohne Yoga. Mit diesem festen Vorsatz und ein bisschen »Om«-Sagen – solange ich den Körper dabei stillhalte, kann ja immerhin nichts passieren – schlafe ich gaaanz ruhig ein.

5. Kapitel
    I ch wache auf mit einem Kribbeln, das sich von gestern aus den eingeschlafenen Beinen bis heute in den Bauch hochgearbeitet hat. Es kribbelt, wenn ich daran denke, Jan wiederzusehen. Von wegen »nur an das Geld für meine Bassgitarre denken«.
    Die Vorfreude auf die nächste Nachhilfestunde, in der ich mit Jan ganz allein und ungestört sein werde, vergeht mir dann aber sofort in der Schule, als mich meine drei Freundinnen mit Sprüchen löchern wie »Wo hast du eigentlich dein dämliches Grinsen her? Gab’s das heute im Sonderangebot? «
    Ich versuche, es zu unterdrücken, sehe dann aber eher nach Zahnschmerzen aus. Sogar Frau Hoff, unsere Lehrerin, fragt, ob ich nicht lieber zum Arzt oder nach Hause gehen möchte. Möchte ich an 364 Tagen im Jahr schon, aber heute nicht. Denn heute werde ich in der großen Pause Jan sehen.
    Okay, ich sehe ihn sonst auch, aber heute werde ich ihn nach gestern und bei dem was in Zukunft kommt ganz anders sehen. Meine Freundinnen machen sich noch mehr Gedanken über meinen Zustand als unsere Lehrerin, und da ich
natürlich nichts über die Gründe sagen kann, spekulieren die anderen wild.
    »Ihr Bruder schenkt ihr seinen Laptop.«
    »Sie bekommt die Bassgitarre ihrer Lieblingsband mit Autogrammen.«
    »Ihre Mutter hat kostenlose Flüge zur Fußball-WM.« Das kommt natürlich von Marie.
    »Ihr Vater testet an ihr ein Hörgerät, mit dem man völlig taub wird, und deshalb
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