Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition)
Autoren: Raik Thorstad
Vom Netzwerk:
Saschas Trübsinn und ließ ihn aufsehen. Sich die Augen reibend schlurfte Andreas in die Küche und peilte den Platz zwischen Saschas baumelnden Beinen an. Er gähnte herzhaft. »’Nmorgen.«
    »Guten Morgen. Was machst du denn schon auf den Beinen? Ich hatte vor Mittag nicht mit dir gerechnet.«
    »Kaffee«, gab Andreas einsilbig zurück und griff sich Saschas Tasse. Vorsichtig probierte er. »Hmmm. Gut.«
    Er klang so zufrieden, dass Sascha nicht auf die Idee kam, sich wegen des Kaffeediebstahls zu beschweren. Dazu fühlte sich auch die Körperwärme, die auf Saschas bloße Brust übersprang, viel zu gut an. Für mehr als Shorts hatte es an diesem Morgen nicht gereicht, und in Anbetracht des herrlichen Sommerwetters, das angekündigt worden war, würde er auch dabei bleiben.
    »Sorry wegen gestern. Ich habe den letzten Spaziergang verschlafen«, nuschelte Andreas. »Hat er sich benommen?«
    Sascha winkte ab. »Er ist bis zum ersten Baum gelaufen und kein Stück weiter. Er war noch müder als du, glaube ich. Und gerade hat er sich den Garten angeschaut.«
    »Wenn das kein pflegeleichter Hund ist.«
    »Ja, ein wahres Wundertier.«
    »Blödmann.«
    Verschlafen lächelnd hob Andreas den Kopf und küsste Sascha kurz. Anschließend machte er ein nachdenkliches Gesicht und sah aus dem Fenster. Er stockte, als er fragte: »Meinst du, das Wasser ist warm genug, um zu baden?«
    »Na ja, wir sind in Dänemark, nicht in der Türkei. Aber wir können es versuchen. Mehr, als dass wir Frostbeulen kriegen, kann nicht passieren, oder?«
    Während Sascha sprach, gewann sein Herzschlag an Geschwindigkeit. Er wollte helfen, wollte Andreas motivieren, ihn anfeuern, ihn in seiner Überlegung bestätigen. Aber er hielt sich zurück. Andreas musste sich allein für den Ausflug entscheiden.
    »Und du bist sicher, dass Triton an den Strand darf?«
    »Ja, darf er. Eigentlich soll man sie im Sommer anleinen, aber ich habe mir sagen lassen, dass die Dänen es damit nicht so genau nehmen. Wenn wir allein sind, stört es niemanden, ob die Hunde frei sind. Nur wenn es voller wird, sollten wir den Dicken festmachen.«
    »Du meinst, damit er nicht wieder die Nase in einen Picknickkorb steckt, wie neulich an der Elbe?«, lächelte Andreas.
    »Genau.« Sascha hatte bei der Gelegenheit seine geliebten Frikadellen an Triton verloren.
    Sie grinsten sich an, Andreas etwas nervös. Innerlich drückte Sascha ihnen beiden die Daumen. Er wollte nach draußen, sehnte sich danach, Andreas am Strand zu erleben, wollte ans Wasser.
    Gerade überlegte er, ob er ein Frühstück anbieten sollte, als sein Freund sich einen sichtlichen Ruck gab und sagte: »Ich gehe eben eine Badehose anziehen und Handtücher holen. Es ist ja nicht weit. Wir können jederzeit zurück. Oder?«
    »Klar, keiner erwartet von dir, dass wir den ganzen Tag am Strand herumhängen. Die paar hundert Meter können wir auch zehn Mal am Tag hin- und herlaufen, wenn wir Bock haben.«
    »Okay. Bis gleich.«
    Während Andreas sich umzog, warf Sascha schnell ein paar Kleinigkeiten in die Badetasche. Wasser für Hund und Menschen, Kaugummis, Geld, einen Ball, Kekse, Hundetüten. Er wollte für alles gewappnet sein. Anschließend legte er Triton die Leine um.
    Andreas kam schneller zurück, als Sascha erwartet hatte. Er wirkte recht zuversichtlich, aber auch sehr aufgeregt. »Dann lass uns mal gehen.«
    Ein schmaler Pfad führte über eine dicht bewachsene Düne Richtung Meer. Ihre Füße sanken in den von der Nacht kühlen Sand ein und hinterließen weit sichtbare Spuren. Triton, den Andreas inzwischen übernommen hatte, marschierte angespannt neben ihnen her. Nase und Ohren zuckten, nahmen neugierig die fremden Sinneseindrücke in sich auf.
    Nach kurzer Zeit erreichten sie den höchsten Punkt der Düne. Vor ihnen erstreckte sich endlos feiner, heller Sand. Es war Flut, und die Wellen rollten gierig auf den zu erobernden Strand zu. In weiter Ferne zog ein Schiff über den Horizont. Vereinzelte Möwen kreisten über ihnen.
    Ein scharfer Laut ließ Sascha den Kopf zur Seite drehen. Andreas’ Augen waren weit geöffnet und glänzten. Er atmete durch den Mund ein und aus, strich sich fahrig eine Strähne aus dem Gesicht. Auf seiner Brust stand eine Gänsehaut.
    Sascha kam es vor, als wäre Andreas’ Seele schon vorgegangen und hätte seinen leeren Körper zurückgelassen. Er verspürte den Wunsch, zu winken und auf sich aufmerksam zu machen. Er schien nichts anderes zu sehen, spüren oder wahrzunehmen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher