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Na endlich Liebling

Na endlich Liebling

Titel: Na endlich Liebling
Autoren: Mary Scott
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weiß und sie nicht so lange warten muß. Das Mädchen hat nämlich mächtig viel zu tun, und sie ärgert mich nie; sie ärgert überhaupt niemand. Sie lautet einmal lang wie alle anderen, und gleich drauf noch mal und dann noch mal. Beim dritten Mal weiß ich, das ist Sally; du weißt’s jetzt auch, und es wäre nett, wenn du gleich hingingst... Das ist doch keine Bevorzugung — nein, so was gibt’s bei mir nicht.«
    »Bestimmt nicht!« sagte Justin ernsthaft. »Aber warum hat diese Sally so besonders viel zu tun? Was macht sie denn?«
    »Oft genug muß sie die Farm ganz allein versorgen, seit nämlich Jim Venning weg ist. Dann kam ein Malheur nach dem anderen; deshalb ruht alles auf Sallys Schultern: sie muß die Schafe ausmustern, ihnen die Hufe putzen, einfach die ganze Arbeit allein tun.«
    »Das klingt ja unglaublich! Und was treibt ihr Mann?«
    »Ihr Vater, nicht ihr Mann. Sally ist erst zwanzig. Mr. Ross ist ein feiner Mann, ein richtiger Herr, aber er liebt seine Ruhe und seine Bücher; deshalb muß Sally so schuften. Ihre Mutter ist gestorben, als sie noch in die Schule ging.«
    Justin interessierte das nicht. Solche selbständigen Frauen konnte er nicht leiden. Aber es war erstaunlich, wieviel Percy von seinen verschiedenen Kunden und ihren Angelegenheiten wußte.
    »Seit wann bist du hier, Percy?«
    »Neunzehnhundertachtzehn kam ich her, gleich nach meiner Entlassung vom Militär. Damals packte ich meine Siebensachen und landete zufällig hier in Neuseeland. Ich hatte einfach ganz weit weg wollen, wie junge Burschen nun mal sind.«
    Im Geschäft ging es oft lebhaft zu. Die Morgenstunden von Montag, Mittwoch und Freitag waren Stoßzeiten. Um 10 Uhr sollte der Postsack geschlossen und um 10 Uhr 30 dem Dienstfahrer ausgehändigt werden. Aber von 5 Minuten vor 10 Uhr bis 10 Uhr 15 wurden noch ständig Briefe und Päckchen mit der entsprechenden Entschuldigung abgeliefert. Geduldig wurden sie von Percy angenommen, gestempelt und abgefertigt, und ungefähr um 10 Uhr 30 fuhr dann schließlich das Postauto weiter über schlechte Straßen fünfzig Meilen zur Bahnstation und zur Stadt.
    Der Fahrer war ein Mischling namens Sam, ein hochgewachsener, freundlicher Mensch. Er besaß den Charme und die Liebenswürdigkeit, die für die Maori typisch sind, und auch das für sie typische Geschick im Umgang mit dem Motor.
    Seit zehn Jahren war Sam über gefährliche Straßen gefahren; stets hatte er seine Termine eingehalten und nie einen Unfall gebaut. In allen Situationen behielt er sein höfliches Lächeln, nichts konnte ihm seine Gelassenheit rauben, am wenigsten eine vollkommen hoffnungslose Lage. Immer war er freundlich, aber manchmal etwas vergeßlich, und dann waren seine Ausreden so blumig und unglaubhaft, daß auch der Zornigste entwaffnet wurde.
    Percy und Sam verband eine feste und herzliche Freundschaft, und Justin merkte bald, daß jeder von ihnen ungeniert die Unwahrheit sagen würde, um den anderen zu decken.
    An den Tagen, an denen die Post expediert wurde, begann das Geschäft schon in aller Frühe und endete erst in den späten Abendstunden, wenn die andere Post hereinkam. Justin fand es erstaunlich, wie Percy das alles allein fertiggebracht hatte. Es herrschte allerdings ein gewaltiges Durcheinander in dem Laden. Anfangs war er überzeugt, daß er das alles bald in Ordnung bringen würde; aber dann kam er dahinter, daß in Percys scheinbarer Schlamperei Methode steckte.
    Er entdeckte, daß die Kugelschreiber in einer Pappschachtel lagen, auf der Kinderlätzchen stand. Die Kinderlätzchen befanden sich in einem Karton mit der Aufschrift Diverse Korken. Grimmig stellte er fest, daß Damenpantoffeln in einem großen Karton mit der Aufschrift Haferflocken zu finden waren, während die Haferflocken in einem Kasten für Zwiebeln aufbewahrt wurden. Er schlug nun vor, sämtliche Waren in die für sie bestimmten Behältnisse zu tun. Aber Percy hatte seine Bedenken. »Mir tust du damit keinen Gefallen, Bill. Ich bin gewohnt, daß ich die Haarnadeln in der Reißnagelbüchse finde, verstehst du? Und die Geleegläser sind in dem Karton, auf dem Zahnpasta steht. Wenn du das alles änderst, komme ich in heillose Verwirrung.«
    Justin sah schließlich ein, daß sich sein Chef nicht an die Beschriftung der Behältnisse hielt, sondern instinktiv und durch Gewohnheit das Gesuchte fand. Erbeschloß daher, zu seiner eigenen Information die jeweils richtige Inhaltsangabe zusätzlich anzubringen. Das war ein langwieriges
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